Mittlerweile sind über 3000 (!) Romanhefte der deutschen SF- Erfolgsreihe erschienen, die nun bereits seit fast 60 Jahren auf dem Markt ist. Ich selbst besaß um 1970 einige wenige Ausgaben der Serie, kannte dadurch "Atlan" und "Gucky" und hatte auch ein oder zwei Comicadaptionen, die damals unter dem Namen "Perry Rhodan im Bild" zwischen 1967 und 1968 bei Moewig verlegt wurden.
Nicht entgangen ist mir in den frühen 70ern auch die teils sehr deutliche Kritik an der Reihe, z.B. durch den damals sehr populären Zukunftsforscher Robert Jungk, der "Perry Rhodan" als den "Hitler des planetarischen Zeitalters" beschrieb: "Perry Rhodan ist sozusagen der Ersatz- Hitler...Er ist der Hitler der Epoche der Weltraumflüge. Er verkörpert denselben Machtanspruch. Er hat dieselben faschistischen Züge. Und ich frage mich, wie ist es möglich, daß so eine krude Führerfigur zum Helden von Millionen Jugendlichen werden kann ?" (Robert Jungk 1969).
Nun, vor dem zeitgeschichtlichen Hintergrund der 68er Kulturrevolution mag diese Aussage Jungk´s noch einigermaßen erklärbar sein, obwohl die Figur des Protagonisten sicherlich keine faschistoiden Züge trug, wie der Forscher damals behauptete. Allerdings hat die Serie auch immer die unterschiedlichen Interessen ihrer Leserschaft berücksichtigt, begründet vor allem durch ihre beiden Autoren in der Ursprungszeit dieser Romanserie. Während Autor und PR- Urgestein Karl- Herbert Scheer passionierter Jäger, aber kein aktiver Kriegsteilnehmer war und vielleicht gerade deshalb einen gewissen Hang zum Militarismus in seine Romane einfließen ließ, war Mitbegründer und Autor Walter Ernsting unter seinem Pseudonym "Clark Darlton" in der Tat Frontkämpfer und wurde durch seine Erlebnisse zum überzeugten Pazifisten.
Dies führte zumindest in den frühen Jahren von "PR" dazu, daß für jeden Leser etwas dabei war. Die Anhänger epischer Raumschlachten lasen bevorzugt die Romanhefte von Karl- Herbert Scheer, während die eher friedliebenden Leser die zur Völkerverständigung aufrufenden Ausgaben von Walter Ernsting alias Clark Darlton verschlangen.
Die Idee zur SF- Romanreihe kam den beiden PR- Urgesteinen Ernsting und Scheer um 1959/ 60. Das Zeitalter der bemannten Weltraumfahrt lag in der Luft, und so trugen die beiden ihr Grundkonzept an den damaligen Lektor des Moewig- Verlags, Kurt Bernhard, heran. Nach dem grundsätzlichen Einverständnis des Verlags entwickelten Ernsting und Scheer die ersten Protagonisten sowie die grobe Handlung der ersten zehn Romane. Ursprünglich war vorgesehen, die Reihe auf lediglich vierzig bis fünfzig Romanhefte zu begrenzen.
Im März 1961 lieferte Scheer dann seinen ersten Roman druckreif ab und erhielt kurz darauf grünes Licht von Moewig. Die auch heute noch eindrucksvoll wirkenden farbigen Titelbilder wurden von Johnny Bruck gestaltet. Die Heftreihe traf den Nerv der Zeit, entwickelte sich von Anfang an sehr erfolgreich, wurde im Verlauf ihrer Entwicklung in verschiedene "Zyklen" gegliedert und beschreibt die zukünftige Geschichte der Menschheit, die mit Perry Rhodan´s Mondflug im Juni 1971 beginnt. Von diesem fixen Zeitpunkt ausgehend, läuft die Handlung bis in eine viele tausend Jahre entfernte galaktische Zukunft.
Neben der reinen Heftserie sind inzwischen eine Vielzahl von Hardcover- Ausgaben, Taschenbüchern, Hörspielen, Hörbüchern und Comics erschienen, deren Aufzählung den Rahmen dieses Beitrags sprengen würde. Auch Merchandising- Produkte werden vertrieben.
"Perry Rhodan" erscheint als Reihe mittlerweile seit beinahe sechzig Jahren, wurde vielfach neu aufgelegt und entwickelte sich bis heute zur weltweit erfolgreichsten SF- Romanserie. Bereits 1985 wurde die Weltauflage von einer Milliarde verkaufter Exemplare übertroffen, und die aktuellen Verkaufsauflagen der wöchentlich erscheinenden Hefte sollen immer noch bei ca. 75.000 Exemplaren liegen.
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