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    Freitag, 6. März 2020, 12:55

    Der Fall Liebknecht / Luxemburg (ARD 1969)

    Unter welchen Umständen die heutigen Ikonen der kommunistischen Bewegung 1919 ums Leben kamen, wurde kaum jemals wieder handwerklich so gekonnt inszeniert wie in der szenischen Dokumentation "Der Fall Liebknecht / Luxemburg", die der Süddeutsche Rundfunk (SDR) 1969 anläßlich des 50. Jahrestages der Tat ausgestrahlt hat. Drehbuchautor Dieter Ertel stützte sich dabei auf jahrelange Recherchen, deren Ergebnisse alles übertrafen, was bis dahin an Erkenntnissen über die Hinrichtung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg vorgelegen hatte.
    Entscheidend war in diesem Zusammenhang, daß der Forscher Joseph Wulf auf das bisher verloren geglaubte Protokoll des Feldgerichts der GKSD gestoßen war. Auch konnte durch das SDR- Team scheinbar nachgewiesen werden, daß der Leutnant zur See, Hermann Souchon, letztlich den tödlichen Schuß auf Rosa Luxemburg abgegeben hatte.
    Souchon gehörte zu einer Gruppe monarchistisch gesinnter Offiziere unter dem Kapitänleutnant Horst von Pflug- Hartung, die es u.a. als ihre Aufgabe ansahen, die Führung des Deutschen Reiches nicht in die Hände kommunistischer Politiker fallen zu lassen.
    Neben belastbarem Aktenmaterial konnte Dieter Ertel auch auf Gespräche mit noch lebenden Zeitzeugen zurückgreifen, die überwiegend bereits um 1965/66 stattgefunden hatten. Als die szenische Dokumentation 1969 ausgestrahlt wurde, lebte der "Schütze" Hermann Souchon noch und bestritt nachhaltig, den tödlichen Schuß auf Rosa Luxemburg abgegeben zu haben. Er klagte erfolgreich gegen den SDR, so daß der Sender dazu verurteilt wurde, diese Behauptung zukünftig zu unterlassen.
    Als der SDR das Dokumentarspiel 1989 nochmals ausstrahlte, lebte Souchon bereits nicht mehr. Dennoch wurde durch einen Programmansager ausdrücklich festgestellt, daß die Darstellung des Tathergangs lediglich eine "historische Deutung" sei. Es ist davon auszugehen, daß dies aus juristischen Beweggründen geschah.
    Regie führte Theo Mezger. Teil 1 des Fernsehfilms bemüht sich um eine Rekonstruktion der Vorgänge im Hotel Eden vor und nach der Verhaftung von Liebknecht und Luxemburg, den Ablauf der Erschießungen und um die Rolle, die der damalige Hauptmann des Generalstabs, Waldemar Pabst, bei den Aktionen der Offiziere der Garde- Schützen Division gespielt hat.
    Im zweiten Teil wird die gerichtliche Hauptverhandlung nach der Erschießung Liebknechts und Luxemburgs dokumentiert sowie die vermeintliche oder tatsächliche Identität desjenigen aufgedeckt, der Rosa Luxemburg exekutiert haben soll.
    Die Rollen wurden mit namhaften Schauspielern der damaligen Jahre besetzt: Edith Heerdegen (Rosa Luxemburg), Richard Lauffen (Karl Liebknecht), Martin Benrath (Hauptmann Pabst), Gerd Baltus (Oberleutnant Vogel), Harry Buckwitz (General von Hofmann), Gert Westphal (Kriegsgerichtsrat Joms), Erwin Geisler (Max Krupp) u.v.a.
    Man mag in der heutigen Zeit zu der historischen Einordnung sowie Gewichtung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg je nach politischer Ausrichtung stehen, wie man will. Darüber hinausgehend wurde 1969 dem zeitgenössischen Fernsehpublikum eine handwerklich außerordentlich gut gemachte Inszenierung der Thematik geboten, wie man sie heute bei Neuproduktionen des öffentlich- rechtlichen Fernsehens leider meist vergeblich sucht.

    www.youtube.com/watch?v=fh4ZO6NRsUY
    www.youtube.com/watch?v=U2HH5PFdiDE