Ein kleines und weitgehend vergessenes Juwel aus einer Zeit, als ganze Serien halbdokumentarischer Fernsehspiele der öffentlich- rechtlichen Sender handwerklich meist außerordentlich gut gemacht und schon allein deshalb sehenswert waren, bietet das hier zu besprechende Fernsehspiel.
Der 75 Minuten- Film bemüht sich um die Rekonstruktion der Vorgeschichte des sog. "Röhm- Putsches" von 1934, in dessen Verlauf hunderte von meist SA- Angehörigen ums Leben kamen. Er schildert kenntnisreich die Intrigen zwischen Reichswehr und SA und zeichnet ein Charakterbild Ernst Röhms, der zunächst Hitlers engster Freund und Vertrauter und zugleich ein glänzender Organisator war, von diesem aber zunehmend in den Hintergrund gedrängt und schließlich beseitigt wurde.
Röhm war Hauptmann des Ersten Weltkrieges, einer der "Entdecker" Hitlers nach dem verlorenen Krieg und strebte nach der nationalsozialistischen Machtergreifung 1933 eine "zweite Revolution" an, bei der Reichswehr und SA zu einem neuen Volksheer verschmolzen werden sollten.
Das Buch zum dokumentarischen Fernsehspiel schrieben Axel Eggebrecht und Inge Stolten, Regie führte Günter Gräwert. Diskussionen gab es über die schauspielerische Darstellung Hitlers durch Kurt Klopsch. Der Regisseur hielt in der damaligen Zeit (22 Jahre nach Kriegsende) die Darstellung des "Führers" durch einen Schauspieler für indiskutabel und wollte entsprechende Filmsequenzen durch Wochenschauaufnahmen ersetzen, konnte sich mit seinen Vorstellungen beim ZDF letztendlich jedoch nicht durchsetzen und zog unter Protest zumindest seinen Namen von dieser Produktion zurück. Letztendlich kritisierte auch der damalige ZDF- Programmdirektor Viehöfer die angeblich zum persiflagenhafte Darstellung Hitlers durch den Schauspieler Klopsch.
Gelobt wurde von der zeitgenössischen Kritik die gekonnte Kompilation von Spielszenen mit alten Wochenschauaufnahmen. Erwartungsgemäß kritisiert wurde dagegen die zu karikaturhafte Darstellung des "Fernseh- Hitlers". Profitiert hat das Fernsehspiel dagegen ungemein von der Verpflichtung namhafter Schauspieler ihrer Zeit, die den Film auch über fünfzig Jahre nach seiner Erstausstrahlung als noch immer sehenswert erscheinen lassen:
Hans Korte (Ernst Röhm), Helmut Fischer (SA- Führer Schneidhuber), Dieter Kirchlechner (SA- Führer Heines), Hans Zander (SA- Führer Ernst), Ulrich Beiger (Generalmajor von Reichenau), Joachim Rake (Reichswehrgeneral), Kurt Pieritz (SS- Führer Eicke), F.-G. Beckhaus (SS- Führer Sepp Dietrich), Alexander Hegarth (Justizminister Dr. Frank), Fritz Strassner (General von Schleicher) u.v.a.
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