Eine interessante Kombination aus Polizeiserie und Vater/ Sohn- "Beziehungskiste" stellte in den späten 60er Jahren die Reihe "Kommissar Brahm" mit dem UFA- Altstar Paul Klinger in der Rolle des Ermittlers dar. Mir blieb auch diese Serie aus den bereits geschilderten Gründen zu dieser Zeit völlig unbekannt.
Die Reihe gehörte zu den zahlreichen ZDF- Vorabendserien der 60er und lief zwischen April und Juli 1967 über 13 s/w- Episoden zu jeweils 25 Minuten immer mittwochs gegen 18.55 Uhr. Die Drehbücher zu allen Folgen schrieb Karl- Heinz Zeitler, Regie führten Walter Boos und Hans- Georg Thiemt. Produziert wurde die Reihe von der Elan- Film Gierke & Co., die in den Folgejahren erfolgreiche Serien wie "Bitte keine Polizei" (1975) oder "Soko 5113" (bis 1996) auf die Bildschirme brachte.
Kolportiert wird in einschlägigen Fanforen zwar immer wieder, das "Kommissar Brahm" als Konkurrenz zu der recht erfolgreichen ARD- Vorabendserie "Kommissar Freytag" herausgebracht wurde. Inhaltlich erinnert der Plot jedoch eher an klassische Ermittler wie "Kommissar Maigret", der in den frühen 60ern von Rupert Davies verkörpert wurde.
Worum ging es ? Kommissar Brahm (Paul Klinger) ist Leiter einer Mordkommission. In seiner Abteilung arbeitet außerdem der immer zu Scherzen aufgelegte Inspektor Lenz (Otto Stern). Brahm ist eines Tages völlig erstaunt, als sein studierender Sohn Peter (Manfred Seipold) ihm mitteilt, daß er als Kripo- Hospitant in Brahm´s Dezernat mitarbeiten wird. Der Kommissar nimmt sich zunächst vor, seinen Sohn genauso wie alle anderen Hospitanten zu behandeln. Natürlich gerät er darüber im Handlungsverlauf in Gewissenskonflikte.
Vater und Sohn wohnen gemeinsam in einem "Männerhaushalt" ohne die treusorgende Frau und Mutter, spielen gerne zusammen Schach und gehen gemeinsam Angeln. Sohn Peter´s Marotte ist sein völlig heruntergekommenes Auto, das er respektvoll "Herr Schmidt" nennt. Der junge Hospitant scheut sich nicht davor, auch riskantere Einsätze zu begleiten und dabei sein Leben in Gefahr zu bringen. Peter´s Freundin ist Helga (Ursula Mellin), die immer wieder in einzelnen Episoden auftaucht. Im Haus der Brahm´s wohnt auch Frau Buchmann (Viktoria Naelin), deren Bruder in Episode vier ermordet wird und dessen Tod der Kommissar auf Bitten Frau Buchmann´s aufklärt. In den Folgeepisoden entwickelt sich auch ein privates Verhältnis zwischen Herrn Brahm und Frau Buchmann noch ganz im etwas prüden Serienstil der 60er Jahre. So fahren Vater und Sohn Brahm in der Schlußepisode namens "Männerurlaub" gemeinsam in Urlaub und versuchen jeder für sich, heimlich am Abend die von ihnen jeweils Angebetete zu treffen...
Der 1907 in Essen geborene Paul Klinger absolvierte seit den 30er Jahren zahlreiche Leinwandauftritte und wurde damit zum UFA- Star. Angehörigen meiner Generation ist er u.a. durch seine Rolle in den "Immenhof"- Verfilmungen der 50er Jahre in Erinnerung geblieben. In den 60er Jahren war er neben einigen Fernsehauftritten auch als Synchronsprecher z.B. für William Holden sehr gefragt. Paul Klinger starb 1971 an den Folgen eines Herzinfarkts.
Für Manfred Seipold war "Kommissar Brahm" der Beginn einer recht erfolgreichen Film- und Fernsehkarriere.
Tragisch ist, daß er in seiner Wahlheimat Kalifornien bereits 1989 im Alter von nur 48 Jahren vermutlich an den Folgen einer AIDS- Infektion starb.
Bereits 2011 brachte Studio Hamburg die komplette Serie in der Reihe "Straßenfeger (38 )" als DVD- Edition heraus, die keine Wünsche offenlassen sollte. Darüber hinaus existiert eine Kombi- Ausgabe von ARD Video, die die Serien "Kommissar Brahm" und "Parole Chicago" mit dem jungen Christoph Waltz in einer seiner ersten Rollen beinhaltet. Zu diesem Angebot findet sich auf
www.youtube.com auch ein kurzer Promotrailer, während sich ansonsten derzeit keine sonstigen Clips zur Serie finden lassen.
"Kommissar Brahm" gefällt mir als deutsche Serienproduktion insbesondere durch das unverwechselbare Flair der 60er Jahre, das diese Reihe ausstrahlt. Darüber hinaus ist sie humorvoller angelegt als z.B. "Kommissar Freytag" und schon aufgrund der herausragenden Darsteller auch nach knapp 50 Jahren immer noch überaus sehenswert
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