Eine weitere der auf beiden Seiten des großen Teiches weitgehend vergessenen Westernserien aus den 50er/ 60er Jahren ist "Man Without a Gun". Mir persönlich war diese Reihe aus dem einfachen Grund unbekannt, weil wir erst im November 1966 ein zeitaktuelles Fernsehgerät bekamen, mit dem wir auch das ZDF- Programm empfangen konnten.
Die Serie wurde in den Staaten zwischen 1957 und 1959 im Halbstundenformat von 20th Century Fox TV über 52 Episoden in 2 Staffeln produziert. Fox wollte ein wenig fort von dem Gewaltimage der meisten zeitgenössischen Westernserien und eine Fernsehreihe für die ganze Familie schaffen, in der "die Feder stärker als das Schwert ist". Vertrieben wurde die Serie von National Telefilm Associates (NTA Network), die allerdings 1959 in finanzielle Schwierigkeiten geriet und wahrscheinlich aus diesem Grund trotz gutem Zuschauerzuspruchs "Man without a Gun" nicht weiter fortführen konnten.
Im Vorabendprogramm des ZDF wurden zwischen Januar und März 1966 13 Episoden der Reihe ausgestrahlt.
Worum ging es ? Adam Mac Lean (Rex Reason) ist Philantrop und glaubt an das Gute in seinen Mitmenschen. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts gibt er in dem kleinen, schnell wachsenden Ort Yellowstone im Staate Wyoming eine eigene Zeitung, den "Yellowstone Sentinal" heraus und versucht mit Hilfe seiner Artikel die Probleme der kleinen Stadt mit Feder und Druckpresse sowie gewaltfrei zu lösen. Nur in Ausnahmefällen macht Mac Lean auch einmal von seinen Fäusten Gebrauch. In seinem Redaktionsbüro herrscht immer reger Betrieb, da hier auch die Kinder der Stadt unterrichtet werden. Mac Lean zur Seite stehen Marshall Frank Tallman (Mort Millo) sowie der Bürgermeister George Dixon (Harry Harvey sen.) und der Stadtarzt Doc Brannon (Forrest Taylor). Die aus vielen Ländern eingewanderte Bevölkerung der Stadt hofft, im "Wilden Westen" ein neues Auskommen zu finden, zumal die Regierung zu dieser Zeit günstig Land an Neubürger verkauft. Nur mit den Besitzverhältnissen und dem Verhältnis zwischen Großranchern und Neufarmern geht es bisweilen noch drunter und drüber. Zu großen Unruhen kommt es, als ein Regierungsbeamter in Yellowstone eintrifft, der den meisten Neusiedlern das Land wieder aberkennen will, da sie sich nicht an die staatlichen Registrierungsbestimmungen gehalten haben. Eine Katastrophe bahnt sich an...
Der Protagonist der Serie, Rex Reason, wurde 1928 während der Europareise seiner Eltern in Berlin geboren. In den 50ern spielte er Rollen in einigen B- Movies wie "Metaluna IV antwortet nicht" oder "Das Ungeheuer ist unter uns". Daneben trat er in Gastrollen bekannter Fernsehserien wie Bronco, 77 Sunset Strip und Perry Mason auf. Seinen größten schauspielerischen Erfolg hatte er mit der Hauptrolle in der an dieser Stelle besprochenen Serie. Bereits Anfang der 60er Jahre zog sich Reason aus dem Showgeschäft zurück und arbeitete als Immobilienmakler. Er starb 2015 in Kalifornien.
Mit erreichbaren Videoaufnahmen zur Serie sieht es sowohl in den USA als auch bei uns derzeit finster aus. Auf
www.youtube.com findet sich z.Zt. unter dem englischen Originaltitel nur ein einsamer Trailer.
"Der Mann ohne Colt" wird heute insbesondere in amerikanischen Fanforen als "highly recommended"- Westernserie der etwas anderen Art aus der Glanzzeit dieses Genres empfohlen und wäre mit Sicherheit auch bei uns für alle Fans von Westernserien absolut sehenswert. Zu hoffen bleibt, daß sich ein Produzent an die Serie erinnert und sie per DVD- Edition vor dem Vergessen bewahrt
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