Entgegen meiner ursprünglichen Einschätzung lief diese populäre Westernserie bei uns durchaus schon in den späten 60ern. Sie gehörte für mich damals neben "Westlich von Santa Fe" zu den deutlich härteren Reihen dieses Genres. Dazu gehörte der stakkatoartige, sehr eingängige Trailer, die herbe Ödnis der ariden Landschaft Arizonas, die meist schwitzenden Hauptdarsteller (abgesehen von Linda Cristal
) und die teils heftige Grausamkeit der Viehdiebe, Comancheros und gegnerischen Apachen.
Insofern war diese Reihe im Vergleich zu "Bonanza" eher eine Westernserie für "Jungs", die ich mir auch heute noch durchaus gerne anschaue.
"High Chapparal" wurde in 4 Staffeln zu insgesamt 97 Folgen zwischen 1967 und 1971 für den Sender NBC produziert und ist vom Umfang und der Erfolgsquote in den USA daher in etwa mit "Big Valley" vergleichbar.
Die Idee zur Serie stammte von David Dortort, von dem auch das Grundkonzept zur Erfolgsreihe "Bonanza" ausging.
Der Plot spielt in der rauhen Wildnis Arizonas nach 1863. Dort baut sich "Big John" Cannon (Leif Erickson) zusammen mit seiner Frau, seinem Bruder Buck (Cameron Mitchell) und seinem Sohn Blue Boy (Mark Slade) eine Rinderranch, die "High Chapparal", unter widrigsten Bedingungen auf. Nachdem Johns Frau durch einen Apachenpfeil stirbt, geht Big John ein Bündnis mit dem mexikanischen Großgrundbesitzer Don Sebastian Montoya (Frank Silvera) ein. Zur Besiegelung des Vertrags ehelicht er dessen Tochter Victoria (Linda Cristal).
Nach der Hochzeit lebt auch Victorias Bruder Manolito (Henry Darrow) bei den Cannons.
Trotz des Bündnisses beider Familien müssen sich insbesondere die Cannons weiterhin fortlaufend gegen Viehdiebe, Comancheros und die überwiegend feindlich gesinnten Apachen zur Wehr setzen.
Die Charaktere der Reihe wurden, wie in Serien dieser Zeit üblich, weitgehend eindimensional festgelegt. So ist "Big John" das harte Rauhbein, während Buck und Manolito mehr oder weniger die Rolle der "Sidekicks" übernehmen. "Blue Boy" ist das bisweilen etwas überzogen dargestellte unerfahrene Greenhorn, während Victoria den Typus der feurigen und im übrigen sehr gut aussehenden Südamerikanerin verkörpert. Interessant ist bei der Betrachtung der Originalfolgen in englischer Sprache, daß Buck Cannon, ähnlich wie Festus Haggen in den "Rauchenden Colts", einen breiten Südstaatenakzent spricht, der in der deutschen Synchro leider nicht berücksichtigt werden konnte.
Leif Erickson war in den USA durch seine Auftritte in über 80 Fernsehserien und Spielfilmen bekannt. Er starb 1986 im Alter von 74 Jahren an Krebs.
Cameron Mitchell war nach "Chapparal" mit seiner weiteren Schauspielerkarriere kein Glück beschieden. Er spielte noch einige kleinere Rollen, meist in B- Movies. Mitchell starb 1994 im Alter von 76 Jahren an Lungenkrebs.
Die 1934 geborene und heute noch lebende Argentinierin Linda Cristal erhielt 1970 den "Golden Globe" in der Kategorie "Beste TV- Serie Drama". 1971 erhielt sie eine Nominierung für die gleiche Auszeichnung. Die Zeitschrift "Bravo" verlieh ihr nach Leserabstimmungen 1970 den Silbernen Otto und 1972 den Bronzenen Otto.
1970 erhielt sie darüber hinaus einen Bambi. Auch sie besetzte nach "Chapparal" im wesentlichen nur noch Nebenrollen.
Der 1933 geborene Henry Darrow verkörperte in einigen TV- Serien nach "Chapparal" meist hispanische Charaktere. Er lebt heute noch.
Der 1939 geborene Mark Slade lebt heute in Kalifornien, betrieb durchaus erfolgreich eine Künstleragentur und ist jetzt dort als Maler tätig.
Zwischen März 1969 und Juni 1972 zeigte das ZDF mit einigen Unterbrechungen 45 Folgen jeweils Dienstags ab 21 Uhr. 23 weitere Folgen erschienen erst Mitte der 80er auf SAT 1.
Die komplette Serie kann mittlerweile als Komplettedition auf 26 DVD´s erworben werden, so daß in dieser Hinsicht fast keine Wünsche offenbleiben. Ein wenig irritierend erscheinen nur die unterschiedlichen Synchronsprecher, bedingt durch die zeitlich stark versetzten Ausstrahlungen im deutschen Fernsehen.
Auf
www.youtube.com sieht es dagegen mit Folgen in deutscher Synchro z.Zt. eher finster ist, was wohl der Tatsache geschuldet ist, daß die Reihe erst seit relativ kurzer Zeit auf DVD existiert. Originalfolgen in englischer Sprache finden sich dagegen reichlich.
1970/ 71 erschien ein Schneider- Fernsehbuch zur Serie von Steve Frazer, das auch heute noch für kleines Geld antiquarisch im Netz zu haben sein sollte.
Für mich ist "Chapparal" eine der empfehlenswertesten Reihen aus dem Genre "TV- Westernserien der 60er Jahre" und auch heute noch unbedingt sehenswert
.