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    Samstag, 27. Januar 2024, 14:41

    Tim und Struppi / Les aventures de Tintin

    Ich hätte sie während meiner aktiven Comic- Zeit in den 60er Jahren stets im Fokus, die Alben von Prinz Eisenherz oder Tim und Struppi, aber sie lagen weit außerhalb meiner damaligen finanziellen Möglichkeiten, so daß sich mein damaliger Bestand weitgehend auf die "bunten Heftchen" beschränkte, die in diesen Jahren zwischen erschwinglichen sechzig Pfennig und einer Mark kosteten.
    "Tim und Struppi" gilt als eine der ältesten und bedeutendsten europäischen Comicserien. Erfunden wurde das Format von dem Belgier Hergé, der diese humoristischen Abenteuer zwischen 1929 bis zu seinem Tod im Jahre 1983 schrieb und zeichnete. Held der Tim und Struppi- Saga ist der junge belgische Reporter Tim (im Original Tintin), der Reisen um die ganze Welt unternimmt und in zahlreiche abenteuerliche Erlebnisse verwickelt wird. Insgesamt entstand in dem genannten Zeitraum die recht überschaubare Zahl von vierundzwanzig Comicalben, der bereits geplante Band fünfundzwanzig, "Tim und die Alpha- Kunst", wurde durch den Tod Hergés überschattet.
    Die ersten Abenteuer von Tim erschienen in der Jugendbeilage "Le Petit Vingtiéme" der katholischen Tageszeitung "Le Vingtième Siécle" am 10. Januar 1929. Erst 1934 begann man mit der Herausgabe von Alben durch den Verlag Casterman. Auch während der Besetzung Belgiens durch deutsche Einheiten im zweiten Weltkrieg erschienen weitere Comics dieses Formats in der Abendzeitung "Le Soir". Nach dem Krieg erhielt Tim endlich im Jahre 1946 sein eigenes Magazin unter dem Titel "Tintin". Die frühen Tintin- Geschichten wurden noch in schwarzweiß gedruckt und hatte einen beachtlichen Umfang von bis zu 124 Seiten. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Seitenanzahl aufgrund der zunehmenden Papierknappheit auf 62 Seiten begrenzt, sodaß Hergé statt drei nun vier Panel- Streifen pro Seite zeichnete. Während der Entstehung der Alben wurden die ursprünglichen Geschichten entweder gekürzt oder auch verlängert, um ein einheitliches Albenformat gewährleisten zu können. Alle vor dem Krieg noch in schwarzweiß erschienenen Alben wurden für die neuen Farbversionen teilweise oder auch komplett neu gezeichnet.
    In seinen Geschichten gab Hergé anfangs noch recht unverhohlen das bürgerliche europäische Weltbild der Zwischenkriegszeit wieder, so daß spätere Generationen ihm die Verherrlichung von Kolonialismus und Rassismus vorwarfen. In seinen späteren Alben, beginnend mit "Der blaue Lotus", bemühte sich der Zeichner allerdings auch bereits, andere Kulturkreise differenzierter darzustellen. Hergé stellte sich in seiner späten Schaffensperiode durchaus berechtigt als "damaliges Kind seiner Zeit" dar, das mit einiger Naivität entsprechende Klischees verarbeitet habe. Seine Kritiker führten dessen Weltbild aus dem wertkonservativ- katholischen Milieu dieser Jahre zurück, dem er selbst entstammte. Auffällig bei den Abenteuern von Tim und Struppi ist das fast völlige Fehlen weiblicher Charaktere, was bei vielen weiteren Comicformaten dieses Zeitraums allerdings nicht unüblich war, da die Hauptzielgruppe der Leserschaft in männlichen Kindern und Jugendlichen bestand.
    Nachfolgend noch eine Aufstellung der Albenerstveröffentlichungen, die sich ab 1934 mit nur geringen zeitlichen Abständen an die Zeitungsveröffentlichungen anschlossen.

    1929: Tim im Lande der Sowjets (Tintin au pays des Soviets), schwarzweiße Fassung
    1930: Tim im Kongo (Tintin au Congo), schwarzweiße Fassung
    1931: Tim in Amerika (Tintin en Amérique), schwarzweiße Fassung
    1932: Die Zigarren des Pharaos (Les cigares du pharaon), schwarzweiße Fassung
    1934: Der blaue Lotos (Le lotus bleu), schwarzweiße Fassung
    1935: Der Arumbaya- Fetisch (L´oreille cassée), schwarzweiße Fassung
    1937: Die schwarze Insel (L´ile noire), schwarzweiße Fassung
    1938: König Ottokars Zepter (Le sceptre d´Ottokar), schwarzweiße Fassung
    1939: Im Reiche des schwarzen Goldes (Au pays de l´or noir), unvollendete, schwarzweiße Fassung
    1940: Die Krabbe mit den goldenen Scheren (Le crabe aux pinces d´or), schwarzweiße Fassung
    1941: Der geheimnisvolle Stern (L´étoile mysterieuse), schwarzweiße Fassung, 1942 erschien das Album bereits in Farbe
    1943: Das Geheimnis der "Einhorn" (Le secret de la Licorne), in Farbe
    1944: Der Schatz Rackhams des Roten (Le trésor de Rackham Le Rouge), in Farbe
    1947: Die sieben Kristallkugeln (Les 7 boules de cristal), in Farbe
    1949: Der Sonnentempel (Le temple du soleil), in Farbe
    1952 Reiseziel Mond (Objectif Lune), in Farbe
    1954: Schritte auf dem Mond (On a marché sur la lune), in Farbe
    1956: Der Fall Bienlein (L´affaire Tournesol), in Farbe
    1958: Kohle an Bord (Coke en stock), in Farbe
    1960: Tim in Tibet (Tintin au Tibet), in Farbe
    1963: Die Juwelen der Sängerin (Les bijoux de la Castafiore), in Farbe
    1968: Flug 714 nach Sidney (Vol 714 pour Sidney), in Farbe
    1972: Tim und der Haifischsee (Tintin et le lac aux requins), farbige Comicversion des Zeichentrickfilms
    1976: Tim und die Picaros (Tintin et les Picaros), in Farbe
    1983: Tim und die Alpha- Kunst (Tin Tin et l´Alph- Art), unvollendete Skizzen

    Bei uns in Deutschland lernten die Leser Tim und Struppi erstmals im Februar 1952 im "Hamburger Abendblatt" kennen. Bis 1971 erschienen dort sechzehn der Abenteuer von Hergé, einige davon als deutsche Erstveröffentlichung. Ebenfalls ab 1952 brachte der Verlag Casterman die ersten deutschsprachigen Tim und Struppi- Alben auf den Markt. Die mit "Tim, der pfiffige Reporter" betitelte Reihe erschien bis zum Jahre 1963; seit 1967 wurden die Softcover- Alben des Carlsen- Verlages auf den Markt gebracht. Darüber hinaus gab es zahlreiche weitere Veröffentlichungen in deutschen Zeitungen, Zeitschriften und Magazinen, deren Aufzählung den Rahmen dieses Beitrags sprengen würde.

    www.youtube.com/watch?v=YBoYNn0Eg8k
    www.youtube.com/watch?v=xBokv7QSdng

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    Dienstag, 30. Januar 2024, 14:48

    Hat Steven Spielberg nicht auch einen Film davon gemacht oder war das nur ein nie verwirklichtes Projekt?

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    Dienstag, 30. Januar 2024, 15:41

    Hat Steven Spielberg nicht auch einen Film davon gemacht oder war das nur ein nie verwirklichtes Projekt?

    Das hat er tatsächlich, und zwar, soweit ich mich erinnere, im Jahre 2011. Die Verfilmungen des Formats seit den 50er Jahren in Serien- und Spielfilmform wäre einen separaten Blog wert. Vielleicht raffst du dich ja zu einem entsprechenden Beitrag auf... ;)

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    Samstag, 6. Juli 2024, 17:05

    Tim im Lande der Sowjets / Tintin au Pays des Soviets (1929)

    Der Erstling der Tintin- Saga erschien zunächst zwischen 1929 und 1930 als Fortsetzungsgeschichte in dem Magazin "Le Petit Vingtième" und wurde erst in den 80er Jahren als "Band Null" in die Chronologie der Alben aufgenommen. Auch eine kolorierte Version der Story erschien erst im Jahre 2017. Nach dem Erfolg dieser ersten Abenteuergeschichte zeichnete Urheber Hergé weitere Tintin- Comics, beginnend mit "Tim im Kongo", der später als offizieller "Band Eins" der Albenreihe veröffentlicht wurde und den er auch recht zeitnah nachkolorierte. "Tintin aux Pays des Soviets" wurde in den Jahren nach seiner Erstveröffentlichung zunächst kaum nachgedruckt, zumal Hergé seinen Erstling als "Jugendsünde" bezeichnet hatte. Infolge kam es vermehrt zu Raubdrucken, sodaß der Autor erstmals einen offiziellen Nachdruck im Jahre 1973 lizensierte.
    Hergés fast ausschließliche Quelle über die Zustände in der Sowjetunion der 20er Jahre war das Buch "Moscou sans Voiles" (Moskau ohne Schleier), des belgischen Kosuls Joseph Douillet aus dem Jahre 1928, das eine stark antikommunistische Tendenz aufzeigte, so daß Hergé teilweise ganze Passagen daraus in seinen Comic übernahm.
    Worum geht es in "Tim im Lande der Sowjets" ? Tim (Tintin) ist ein junger Reporter aus der belgischen Hauptstadt Brüssel und fährt gemeinsam mit seinem Hund Struppi nach Moskau, um von dort eine Reportage über die Sowjetunion zu verfassen. Noch während der Zugfahrt wird er zum Opfer eines russischen Geheimpolizisten, der Tim als einen Angehörigen der verhaßten Bourgeoisie betrachtet. Der Russe zündet eine Bombe, durch die Tims Zugabteil in die Luft gesprengt wird. Tim überlebt zwar das Attentat, wird jedoch von der Berliner Polizei für den Anschlag verantwortlich gemacht. In seiner völlig zerfetzten Kleidung gelingt es ihm, den Berliner Staatsorganen zu entkommen, und er gelangt per Zug in die Sowjetunion, wo der russische Geheimpolizist erneut auf ihn aufmerksam wird und die örtliche Kommandatura auf den Belgier ansetzt.
    Tim erkennt allmählich bei seiner Reise durch die Sowjetunion, daß die russische Volkswirtschaft nur mangelhaft funktioniert, freie Wahlen dort nicht stattfinden und Repressionen der Staats- und Parteiorgane den Alltag der Bevölkerung dominieren. Mit einem Flugzeug kann Tim zurück nach Berlin entkommen, wo er eine Verschwörung des russischen Geheimdienstes, der die europäischen Hauptstädte in die Luft jagen will, aufdeckt und den Sachverhalt der Berliner Polizei meldet. Tim wird von dieser nun in vollem Umfang rehabilitiert und reist anschließend mit dem Zug zurück nach Brüssel, wo er von einer großen Menschenmenge erwartet und gefeiert wird.

    www.youtube.com/watch?v=0M3yFoSkK0M

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    Sonntag, 7. Juli 2024, 15:48

    Tim im Kongo / Tintin au Congo (1930)

    Auch die zweite Story der "Tim und Struppi"- Saga erschien zunächst zwischen 1930 und 1931 als Fortsetzungsgeschichte in der Kinderbeilage "Le Petit Vingtième" der belgischen Zeitung "Le Vingtième Siècle" und bereits 1931 als Album, allerdings noch in s/w. Die erste kolorierte Fassung wurde 1946 auf den Markt gebracht und im Jahre 1975 vollständig neu überarbeitet, so daß diese Alben weitgehend von allen Hinweisen auf die belgische Kolonialherrschaftt "befreit" waren. Auf diesen Versionen basierte auch die deutsche Fassung, die im Jahre 1976 bei Carlsen erschien.
    "Tintin au Congo" kam zunächst bei den jugendlichen Lesern der 30er/40er Jahre durchaus gut an, geriet aber seit den ausgehenden 50er Jahren parallel zur Dekolonialisierung Afrikas zunehmend in die Kritik, da Autor Hergé rassistische, kolonialistische und gewaltverherrlichende Darstellungen vorgeworfen wurden. So seien die Kongolesen als naiv und kindlich dargestellt worden, auch wurde die Gewalt gegen Tiere (z.B. der Abschuß von Elefanten zur Elfenbeingewinnung) angeprangert. Aus diesen Gründen wurde dieses Album seit den frühen 60er Jahren zwar nicht auf den Index gesetzt, allerdings auch nicht mehr nachgedruckt. Ab Mai 1970 war "Tintin au Congo" in der "geglätteten Fassung" dann wieder in Frankreich und Belgien erhältlich.
    Es gab allerdings auch gegenteilige Kritik. So kritisierte Benoit Peeters, daß mit der kolorierten Fassung von 1946 eine "unwahrhaftig zeitlose" Version der Geschichte entstanden sei, während das Original von 1930/31 ein klares Dokument ihrer Zeit und des Milieus gewesen sei, in dem Hergé sich allmählich entwickelt hätte.
    Im Jahre 1987 wurde "Tim im Kongo" von Ariola Express als Hörspiel herausgebracht, wobei die naive Präsentation der kongolesischen Ureinwohner und die Jagdszenen nicht mehr übernommen wurden.
    Worum geht es in "Tim im Kongo" ? Reporter Tim reist gemeinsam mit seinem Hund Struppi in das damalige Belgisch- Kongo, wo er gemeinsam mit dem eingeborenen Jungen Coco in einem Mietwagen auf Jagd geht. Nach der Rettung Struppis vor der Bedrohung durch ein Krokodil wird ihnen das Fahrzeug von einem Weißen gestohlen. Zwar gelingt es den Abenteurern, den Wagen wiederzubeschaffen, doch der zunächst festgesetzte Dieb kann in der darauffolgenden Nacht entkommen.
    Kurz daruf besuchen Tim, Struppi und Coco ein Eingeborenendorf. Tim wird weiterhin von dem kriminellen Weißen verfolgt, der sich mit dem Medizinmann des Dorfes verbündet und die Absicht hegt, Tim umzubringen. Noch bleibt für die jugendlichen Leser dabei offen, aus welchem Grund der Weiße Tim in finsterer Absicht nachstellt. Tim kann jedoch von einem weißen Missionar gerettet werden, der ihn mit in seine Missionsstation nimmt. Im finalen Showdown zwischen Tim und dem Bösewicht wird Letzterer von Krokodilen verspeist, obwohl Tim dies zunächst nicht beabsichtigt hatte.
    In den Hinterlassenschaften des Weißen findet Tim schließlich einen Brief des Mafiabosses Al Capone, der Chef eines kongolesischen Diamanten- Schmugglerringes ist. Al Capone hatte den Schurken auf Tim angesetzt, weil er fälschlicherweise angenommen hatte, daß Tim als investigativer Reporter gegen Capone und seine "geschäftlichen Aktivitäten" in Afrika ermitteln wollte. Tim deckt nun tatsächlich die Aktivitäten des kongolesischen Diamantensyndikats auf, und die Schmuggler können gefaßt werden. Schließlich können somit Tim und Struppi doch noch ihre Freizeit in Afrika genießen, müssen sich mit einem Leoparden auseinandersetzen und schaffen es dennoch, Giraffen in freier Wildbahn zu filmen und einen Kaffernbüffel zu schießen. Als sie von einer durchgehenden Büffelherde beinahe zertrampelt werden, rettet sie ein Flugzeug, das sie zurück nach Europa bringt, wo sie sich für ihre nächste große Reise nach Amerika vorbereiten.

    www.youtube.com/watch?v=7FbpBK8w_yk
    www.youtube.com/watch?v=avcE5zKAHtI

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    Montag, 8. Juli 2024, 16:14

    Tim in Amerika / Tintin en Amérique (1931)

    Auch dieses Comicalbum entstand in den Jahren 1931/32 zunächst als Fortsetzungsgeschichte in der belgischen Jugendbeilage "Le Petit Vingtième" und erschien bereits 1932 als s/w Album. Die kolorierte Fassung wurde im Jahre 1946 neu verlegt und 1973 nochmals überarbeitet. "Tintin en Amérique" entstand zur Zeit der Weltwirtschaftskrise in einer Phase, in der die amerikanische Prohibition noch rechtskräftig war. Insofern war die Hereinnahme des real existierenden Al Capone in den Plot durch Hergé durchaus nicht von der Hand zu weisen. In der zweiten Hälfte des Albums, die im amerikanischen Wilden Westen spielt, kristallierte sich die Sympathie des Urhebers gegenüber den "Native Americans" deutlich heraus, obwohl in der revidierten Fassung von 1946 deren Schicksal nicht mehr in derart schwarzen Farben wie in der Urversion dargestellt wurde. Die ebenfalls im Plot vorkommende Szene, in der innerhalb von vierundzwanzig Stunden eine komplette Stadt aus dem Boden gestampft wurde, verstand Hergé als etwas überzeichnete Kritik an dem kapitalistischen System der Vereinigten Staaten. Trotz teils vehementer Kritik einiger Verleger hat der Autor diese Szene jedoch nie aus dem Plot gestrichen. Für die englische Übersetzung, die auf den amerikanischen Markt abzielte, wurden 1973 einige Text- und Bildänderungen vorgenommen, so daß z.B. in der kompletten Story kein einziger Schwarzer mehr auftrat. Die heutige deutsche Farbversion entspricht von den Bildern her dieser englischen Fassung.
    Worum geht es in "Tim in Amerika" ? Der investigative Reporter Tim reist mit Hund Struppi in die Vereinigten Staaten und besucht zunächst Chicago ("The windy City"), um seine Eindrücke von dort zu schildern. Jedoch sind Al Capones Gangster bereits informiert und entführen Tim direkt aus dem ankommenden Zug mit einem Taxi. Mit etwas Glück gelingt es Tim, sich zu befreien, wird wieder entführt, entkommt erneut und es gelingt ihm sogar dabei, Al Capone höchstselbst festzusetzen. Da ihm die Polizei keinen Glauben schenkt, muß Tim vor den Cops fliehen, kann einen weiteren Gangster dingfest machen, und die Polizei bringt ihn in das vermeintliche Polizeirevier, das sich aber als Zentrale einer mit Al Capone konkurrierenden Verbrecherorganisation entpuppt. Nachdem Tim eine Zusammenarbeit mit den Gangstern ablehnt, wollen diese ihn umbringen. Tim kann jedoch erneut entkommen, und diesmal gelingt es ihm mit Hilfe der Polizei, das Gangstersyndikat zu zerschlagen, wobei der Bandenchef jedoch entkommt. Tim folgt der Spur des Gangsters Bobby Smiles und landet bei der Verfolgung am Rande eines Indianerreservates. Diese schnappen sich Tim, der jedoch in ein unterirdisches Tunnelsystem entkommen kann. Bei der "Freisprengung" des Tunnelausgangs entdeckt Tim unabsichtlich eine Erdölquelle, die Geschäftsleute ihm abkaufen wollen, die jedoch auf Grund ihrer Lage eigentlich den Reservationsindianern gehört. Diese werden übervorteilt, von Soldaten aus ihrer Reservation vertrieben, und kurz darauf wird auf diesem Land in Windeseile eine Stadt errichtet, die am darauffolgenden Morgen fertiggestellt ist. Tim verläßt darauf diese Gegend und begibt sich erneut auf die Suche nach dem Syndikatsboß. Nach weiteren Abenteuern gelingt es ihm schließlich, Bobby Smiles zu fassen und sendet diesen in einer Holzkiste direkt an die Polizei in Chicago.
    Durch diese Aktion wird Tim in den USA zu einer Berühmtheit, und Geschäftsleute und Lobbyisten sind erfolglos bemüht, den agilen Reporter für sich zu vereinnahmen. Währenddessen wird Struppi entführt und soll gegen fünfzigtausend Dollar Lösegeld wieder freigelassen werden, jedoch kann Tim auch diese Kidnapperbande dingfest machen und sie der Polizei übergeben. Tim hat es somit geschafft, zwei der gefährlichsten Unterweltbosse Chicagos hinter Schloß und Riegel zu bringen, so daß andere Syndikate ihn entführen und umbringen wollen. Auch dieses Abenteuer bewältigt Tim jedoch erfolgreich, so daß ein Radioreporter resümiert, daß es Tim gelungen sei, geschlagene 355 Mitglieder von Chicagoer Gangstersyndikaten hinter Gitter zu bringen. Nach einer Konfettiparade und einer ganzen Reihe von Empfängen zu Tims Ehren schifft sich dieser schließlich wieder nach Europa ein.

    www.youtube.com/watch?v=HmaOAY_gYSI
    www.youtube.com/watch?v=j05iSl2ccNE

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    Sonntag, 14. Juli 2024, 16:10

    Die Zigarren des Pharaos / Les Cigares de Pharaon (1932)

    Album Nummer vier der Tintin- Saga erschien zunächst zwischen 1932 und 1934 als s/w Format in "Le Petit Vingtième" unter seinem ursprünglichen Titel "Tintin en Orient / Tim im Orient". Im Jahre 1955 erschien dann erstmals eine komplett neu gezeichnete Albenedition in Farbe. Das Werk ist insofern von größerer Bedeutung, da sich die wesentlichen Protagonisten ihres Urhebers Hergé nun langsam zu ihrer völligen Reife entwickeln. So werden in diesem Band sowohl Tims Erzfeind Rastopopoulos als auch die beiden Schultzes eingeführt, womit die Reihe der zentralen Figuren dieses Formats fast komplett ist.
    Die ursprüngliche Fassung von "Die Zigarren des Pharaos" erschien zwölf Jahre nach der Entdeckung des Grabs von Tutanchamun, was zu einem stark zunehmenden Interesse der Öffentlichkeit an Ägyptologie führte. So sind auch Hergés Zeichnungen der Innenansichten eines ägyptischen Tempels mit Hieroglyphen und Fresken ausgestattet , die den Originalen sehr nahekommen. Auch weitere Darstellungen wurden sehr realistisch gehalten, so die eines Minaretts in Port Said, die Uniformen der Soldaten der Arabischen Liga sowie Tim´s Fluchtmaschine, eine De Havilland DH 80 Puss Moth. Darüber hinaus karikierte Hergé die damalige Kolonialmacht Großbritannien, so werden während einer Party die Archetypen der britischen Kolonialherren und ihr Lebensstil einigermaßen überzeichnet dargestellt.
    Worum geht es in "Die Zigarren des Pharaos" ? Tim und Struppi befinden sich zwecks Erholung auf einer Mittelmeer- Kreuzfahrt, wo sie einem zerstreut erscheinenden Professor begegnen, der angeblich zu wissen meint, wo sich das Grab von Pharao Kih- Oskh befindet, obwohl seine Vorgänger, die sich auf der Suche danach gemacht haben, alle spurlos verschwanden. Einige Zeit später macht Tim Bekanntschaft mit einem Milliardär namens Rastapopoulos, worauf in seiner Kabine Kokain gefunden wird und er von dem Duo Schultze und Schultze wegen Drogenbesitzes verhaftet wird. Ihm gelingt jedoch die Flucht nach Port Said, und gemeinsam mit dem zerstreuten Professor gelingt es ihm tatsächlich, das gesuchte Pharaonengrab zu finden und auszugraben. In der Grabkammer finden sich jedoch die Mumien all der Wissenschaftler, die sich bereits vorher auf die Suche danach gemacht haben.
    Nach weiteren Abenteuern wird Tim wiederum von den Schultzes des Waffenschmuggels bezichtigt, entkommt durch die arabische Wüste , wird zur Armee eingezogen, kann entkommen und stürzt mit einem entwendeten Flugzeug über dem indischen Urwald ab, wo er den zerstreuten Professor wiederfindet, mit dem er weitere Abenteuer erlebt. Schließlich erfährt Tim, daß eine Bande von internationalen Drogenschmugglern ihn beseitigen will, und er trifft den Maharadscha von Gaipajama, der sich dem Kampf gegen den Drogenhandel verschrieben hat. Tim kann die Organisation aufdecken, und die beiden Schultzes verhaften deren Mitglieder. Bei seiner Rückkehr nach Belgien wird Tim wieder einmal als Held gefeiert.

    www.youtube.com/watch?v=_DRP5FsMupg
    www.youtube.com/watch?v=3aOEXPbxfU8

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    Montag, 15. Juli 2024, 16:20

    Der Blaue Lotos / Le Lotus Bleu (1934)

    Die zunächst im August 1934 in "Le Petit Vingtième" veröffentlichte Story gilt durch seine innovative Erzählmethodik und auch durch die sehr realistische Darstellung des damals noch fernen China als erster Höhepunkt im Schaffen Hergés. Denn Pater Gosset, Kaplan der chinesischen Auslandsstudenten an der Universität von Leuven, stellte dem Zeichner und Autor einen jungen chinesischen Studenten zur Seite, der Hergé mit der chinesischen Kultur und den Techniken der chinesischen Kunst näher vertraut machte, was in der Comicbranche dieser Zeit absolut einzigartig war. Als Ergebnis dieser Bemühungen achtete Hergé in "Der Blaue Lotos" und den darauffolgenden Neuerscheinungen akribisch genau auf die Orte, die von Tim und Struppi aufgesucht wurden, ein Vorgang, der letztendlich zu seinem künstlerischen Markenzeichen wurde.
    Ursprünglich wurde das neue Abenteuer unter dem Titel "Tintin en Extreme- Orient / Tim im Fernen Osten" veröffentlicht, wurde in späteren Jahren völlig neu gezeichnet und im Jahre 1946 in französischer Sprache als koloriertes Album herausgegeben. Nach einer unter Franzosen im Jahre 1999 durchgeführten Umfrage erstellte die Zeitung "Le Monde" eine Aufstellung der "100 Bücher des Jahrhunderts", wobei der "Blaue Lotos" den achtzehnten Platz belegte. Zum siebzigsten Geburtstag von "Tim und Struppi" fand in Hamburg eine von der Hergé- Stiftung organisierte Ausstellung statt, bei der in einem Raum alle Original- Tuschezeichnungen dieser Story ausgestellt wurden. Eine nie veröffentlichte Originalzeichnung des Titelblatts erzielte bei einer Pariser Versteigerung im Jahre 2021 einen Rekorderlös von 3,2 Millionen Euro.
    Worum geht es in "Der blaue Lotos" ? Unsere Geschichte knüpft nahtlos an seinen Vorgänger "Die Zigarren des Pharaos" an, und Tim und Struppi befinden sich zwecks Urlaub als Gäste des Maharadschas von Gaipajama in Indien, wo Tim eine weitgehend unverständliche Nachricht durch seinen Kurzwellenempfänger erhält. Ein kurz darauf eintreffender Besucher aus Shanghai wird von einem Giftpfeil getroffen, kann Tim jedoch noch mitteilen, daß Tim sofort nach Shanghai reisen und sich den Namen Mitsuhirato merken müsse. Nach einiger Suche findet er den Japaner auch, der ihm jedoch rät, China umgehend wieder zu verlassen, und tatsächlich entgeht Tim nur knapp einer Reihe von Attentaten, worauf er mit einem Schiff wieder China verläßt. Dort wird er jedoch erneut nach China entführt, und er erfährt im Reich der Mitte, daß Misuhirato ein japanischer Spion sei und Opium ins Land schmuggle, wogegen die "Söhne des Drachen" ankämpfen. Tim entschließt sich, den chinesischen Widerständlern zu helfen, und Mitsuhirato setzt daraufhin ein Kopfgeld von 5000 Yen auf Tim aus und denunziert ihn darüber hinaus bei den Behörden als Spion. Nach vielen weiteren Abenteuern verurteilen die Japaner Tim wegen angeblicher Spionage und weiterer Vergehen zum Tode, er kann jedoch aus dem Gefängnis befreit werden.
    Nach weiteren Abenteuern erwirkt Mitsuhirato in Hukou einen Haftbefehl gegen Tim, der daraufhin von den Detektiven Schultze und Schultze verhaftet wird. Auch aus dieser verfahrenen Situation kann er sich befreien, und nachdem Mitsuhirato durch Seppuku Selbstmord begangen hat und die zahlreichen Abenteuer für Tim glücklich ausgegangen sind, trinkt er mit den "Söhnen des Drachen" auf deren Wohl, bevor er wieder nach Europa zurückreist.

    www.youtube.com/watch?v=lC11aALHwqw
    www.youtube.com/watch?v=xCiZI9UQutU

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    Mittwoch, 17. Juli 2024, 15:41

    Der Arumbaya- Fetisch / L´Oreille Cassée (1935)

    Das sechste "Tim und Struppi"- Album erschien wie bisher zunächst zwischen 1935 und 1937 in dem Jugendmagazin "Le Petit Vingtième" und bereits 1937 auch als s/w- Album, das im Jahre 1943 noch einmal neu gezeichnet und koloriert wurde. "L´Oreille Cassèe" enthält eine ganze Reihe von Anspielungen auf den sogenannten "Chacokrieg" zwischen Bolivien und Paraguay in den Jahren 1932 bis 1935, bei dem über einhunderttausend Menschen ihr Leben verloren. In dieser Auseinandersetzung spielten die rivalisierenden Ölfirmen Standard Oil und British Petroleum eine nicht unerhebliche Rolle, und Hergé benannte diese Kontrahenden aus naheliegenden juristischen Gründen kurzerhand in "General Amercan Oil" und "British South- American Petrol" um. Die in der Story vorkommende Figur Basil Bazaroff basierte auf dem tatsächlich existenten Waffenhändler Basil Zaharoff. Auch der in die Handlung eingebaute Ethnologe Ridegewell trägt Züge des Forschungsreisenden Percy Fawcett, der 1925 im brasilianschen Urwald spurlos verschwand. Geschickt vermischte Hergé Fiktion und Realismus, um seiner Story eine außergewöhnliche Glaubwürdigkeit zu verleihen, was für Comics dieser Jahre ein Novum war.
    "Der Arumbaya- Fetisch" kann sehr verschieden gelesen und interpretiert werden. Zum einen ist es eine spannende Kriminalgeschichte, zum anderen eine Satire auf Militärdiktaturen insbesondere lateinamerikanischer Provenienz und auf westliche Großmächte, die nicht davor zurückschrecken, einen Krieg anzuzetteln, um ihre wirtschaftlichen Interessen zur Geltung zu bringen.
    Worum geht es in dieser Geschichte ? Eine Statuette, die ursprünglich dem südamerikanischen Stamm der Arumbayas gehörte, wird aus dem Völkerkundemuseum in Brüssel gestohlen. Am nächsten Tag wird die Figur vordergründig mit einem Entschuldigungsschreiben zurückerstattet, Tim erkennt jedoch schnell, daß es sich dabei um eine wertlose Kopie handelt, und setzt sich auf die Spur eines ermordeten Bildhauers, dessen Papagei den Fall lösen könnte. Zwei Südamerikaner sind jedoch ebenfalls dem Papagei und dem Fetisch auf der Spur, brechen bei Tim ein und versuchen mehrfach, ihn zu ermorden.
    Tim folgt den beiden Gangstern auf ein Schiff nach Südamerika, wo diese den vermeintlichen jetzigen Besitzer des Fetischs ermorden, jedoch feststellen müssen, daß auch diese Figur nur eine Nachbildung ist. Tim setzt die beiden Verbrecher fest und übergibt sie den Behörden von San Theodoros, einem fiktiven Kleinstaat in Südamerika, wo diese jedoch sofort wieder freigelassen werden und an ihrer Stelle Tim hingerichtet werden soll. Durch einen Militärputsch entgeht dieser jedoch der Exekution und wird stattdessen von General Alcazar zum Obersten und persönlichen Adjutanten ernannt. Davon abgesehen, bemühen sich die beiden südamerikanischen Gangster weiterhin, Tim zu ermorden, was jedoch endgültig mißlingt, während zwischenzeitlich zwei miteinander rivalisierende Ölgesellschaften versuchen, San Theodoros und den Nachbarstaat Nuevo Rico in einen Krieg zu verwickeln, wobei Waffenhändler Bazaroff beide Seiten gleichzeitig beliefert und Tim von diesem aufgefordert wird, General Alcazar zum Kriegseintritt zu drängen. Tim weist dieses Ansinnen jedoch empört zurück und soll deshalb ausgeschaltet werden, wird bei General Alcazar verleumdet und von dessen Solaten festgenommen. Tim kann jedoch entkommen, flieht in den Dschungel und begegnet dort dem Forscher Ridgewell, der ihm berichtet, daß sich in dem echten Arumbaya- Fetisch ein wertvoller Diamant befindet. Nach weiteren Abenteuern fahren Tim und Struppi wieder nach Hause und entdecken vor Ort, daß mittlerweile Kopien des Arumbaya- Fetischs in großen Mengen produziert wurden, wogegen sich das Original im Nachlaß des Bildhauers befand und von dessen Bruder an einen reichen Amerikaner verkauft wurde. Nach weiteren Abenteuern mit den südamerikanischen Gangstern Alonzo und Ramon, die dabei ihr Leben verlieren, schenkt der Amerikaner den Arumbaya- Fetisch dem Völkerkunde- Museum in Brüssel, wo er wieder seinen bisherigen Platz einehmen kann.

    www.youtube.com/watch?v=10lwJXe5STI
    www.youtube.com/watch?v=ehByyNkIoFM

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    Freitag, 19. Juli 2024, 15:42

    Die schwarze Insel / L´Ile Noire (1937)

    "L´Ile Noire" gilt als erster Comic der Titntin- Reihe, der unsere Hauptdarsteller einmal nicht in exotische oder fremdartige Länder führt, sondern den Plot "lediglich" ins europäische Ausland verlegt, in diesem Fall großenteils nach Schottland und auf die Hebriden. Der positive Nebeneffekt für Hergé war dabei, daß dieser sich mehr auf die eigentliche Kriminalgeschichte konzentrieren konnte, statt ständig die kulturellen Eigenheiten ferner Länder darstellen zu müssen. Dies drückt sich auch in der Illustrierung der Panelhintergründe aus, die diesmal auf das Notwendigste reduziert wurden. Inspiriert wurde Hergé u.a. von dem britischen Hitchcock Film "Die 39 Stufen" aus dem Jahre 1935, der sowohl für den Plot als auch für die eher spärliche Ausstattung als Vorbild diente. Darüber hinaus finden sich mit Gorilla "Ranko" Querverbindungen zu dem damals ungemein populären Spielfilm "King Kong und die weiße Frau" aus dem Jahre 1933.
    "Die schwarze Insel" wurde insgesamt drei Mal neu gezeichnet und veröffentlicht, wobei die erste Version wieder einmal als s/w- Fortsetzungsgeschichte zwischen April 1937 und Juni 1938 in "Le Petit Vingtième" erschien. Anschließend wurde die Geschichte in Albenform bei Casterman in s/w verlegt. 1943 erschien eine völlig neu gezeichnete Farbversion mit neuem Layout , gefolgt von einer dritten Version im Jahre 1965, bei der einige Ungenauigkeiten und Fehler in Bezug auf den britischen Handlungsort beseitigt wurden.
    Bei uns in Deutschland erschien "Die schwarze Insel" erstmals übersetzt im Jahre 1956 in der farbigen Version von 1943 bei Casterman, gefolgt von der dritten Version im Jahre 1965, die bei Carlsen verlegt wurde. Die ursprüngliche Ausgabe von 1937 wurde auf vielfachen Wunsch von Sammlern und "Tintinologen" im Jahre 1994 bei uns veröffentlicht.
    Worum geht es in "Die schwarze Insel ?" Tim beobachtet, wie ein Flugzeug ohne Kennzeichen eine Notlandung absolviert, bietet den beiden Piloten seine Hilfe an und wird stattdessen von diesen angeschossen. Noch im Krankenhaus erfährt er von den Detektiven Schultze & Schultze, daß dieses Flugzeug in England abgestürzt sei, und Tim reist auf die Insel, um dieser mysteriösen Angelegenheit nachzugehen. Wieder einmal versucht man mehrfach, Tim während seiner Reise aus dem Weg zu räumen, da die Gangster davon überzeugt sind, daß Tim ihnen auf der Spur ist.
    In der mit einem Phantasienamen versehenen Stadt Eastdown in der Grafschaft Sussex entdeckt Tim das abgestürzte Flugzeug, und Struppi findet darüber hinaus auch die Monturen der beiden Piloten und einen Zettel mit dem Namen "Dr. J.W. Müller". Tatsächlich befindet sich die Villa eines Dr. Müller ganz in der Nähe, und die beiden Abenteurer betreten das Grundstück, werden jedoch von Dr. Müller dabei gestellt und in einen Kampf verwickelt, in dessen Verlauf die Villa Feuer fängt und vollständig abbrennt, während ihr Besitzer fliehen kann. Im Garten des Hauses entdeckt Tim eine Signalanlage, die offenbar zur Orientierung von Flugzeugen gedacht ist, und kann nun den Zettel des Piloten entziffern, der ein bestimmtes Lichtsignal beschreibt. Tim lauert daraufhin im Garten des Dr. Müller auf ein ankommendes Flugzeug, das tatsächlich eintrifft und nach der Inbetriebnahme der Signalanlage Säcke abwirft, in denen Falschgeld enthalten ist. Dr. Müller schnappt eilig sich einen der Säcke und wird daraufhin von Tim verfolgt.
    Was folgt, ist eine epische Verfolgungsjagd quer durch England bis nach Schottland, wo Tim in dem fiktiven Ort Kiltoch landet, vor dessen Küste die sogenannte "Schwarze Insel" liegt. Die Dorfbewohner warnen Tim nachdrücklich vor dem Betreten der Insel, da dort eine "Bestie" hausen soll und noch niemand von dieser Insel zurückgekehrt sei. Tim ignoriert diese Warnungen, entdeckt auf der Insel zunächst eine alte Burg und trifft auf einen Gorilla, dem er jedoch entkommen kann. Im Inneren der Burg entdeckt Tim schließlich eine moderne, ausgeklügelte Fälscherwerkstatt, worauf er über ein Funkgerät Scotland Yard alarmiert und er die Gangsterbande, darunter auch Dr. Müller, dingfest machen kann. Der verletzte Gorilla, der den Ganoven zur Abschreckung diente, um die Einheimischen von der Insel fernzuhalten, wird dagegen im Londoner Zoo untergebracht.

    www.youtube.com/watch?v=XPAp1RsfrjA
    www.youtube.com/watch?v=jWFTNcuusM0

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    Samstag, 20. Juli 2024, 15:33

    König Ottokars Zepter / Le Sceptre D´Ottokar (1938)

    Die erstmals in den Jahren 1938/39 in "Le Petit Vingtième" veröffentlichte Story war zum Zeitpunkt ihrer Erscheinung bereits nicht ganz ohne politische Brisanz, handelt sie doch von der Geschichte eines vereitelten Anschlusses. Das s/w- Album erschien kurz nach dem Anschluß der Ostmark (Österreichs) an das Deutsche Reich respektive des Einmarsches der Italiener in Albanien, der allerdings nicht ganz so erfolgreich verlief. Weshalb diese Geschichte in den Jahren ab 1940 nicht der deutschen Zensur zum Opfer fiel, bleibt einigermaßen unklar, zumal Hergé in den Augen einiger seiner Kritiker der Außenpolitik des Dritten Reiches durchaus mit einiger Sympathie begegnet sein soll, während Fans des Urhebers von "Tim und Struppi" dies wiederum negieren.
    Für die Überarbeitung des Werkes als Farbausgabe im Jahre 1947 nahm sich Hergé einen Assistenten, E.P. Jacobs, der auch in den Folgejahren noch oft an den Geschichten des Autors und Zeichners mitarbeiten sollte. Jacobs taucht in einigen Panels an der Seite von Hergé sogar in einigen Cameo- Auftritten auf.
    Nicht nur Landschaft und Kleidung, sondern auch der Pelikan der syldavischen Flagge ist unzweideutig den Gegebenheiten in Albanien nachempfunden. Das fiktive "Syldavien" geriet ebenso wie das Land der Skipetaren unter die Herrschaft der Osmanen, und viele Motive dieser Geschichte sind darüber hinaus von dem Genre der "ruritanischen Romanze" beeinflußt, die der Brite Anthony Hope im Jahre 1894 mit dem Roman "Der Gefangene von Zenda" begründete, in dem es um Abenteuergeschichten in kleinen europäischen Monarchien geht.
    Worum geht es in "König Ottokars Zepter" ? Tim findet eher per Zufall die Mappe eines Professor Janus, der ein ausgewiesener Spezialist für Siegelkunde ist. Janus will in Kürze in das Königreich Syldavien reisen, um die Siegel der dortigen Königsdynastie genauer unter die Lupe zu nehmen. Nach seltsamen Begebenheiten entschließt sich Tim, gemeinsam mit Professor Janus nach Syldavien zu reisen, bemerkt am Tag der Abreise jedoch seltsame Veränderungen an dem Wissenschaftler. Auch versucht der Pilot des Flugzeugs, Tim umzubringen, so daß dieser allmählich begreift, daß gegen den König Syldaviens, Muskar XII., ein Komplott im Gange ist, und dessen Zepter gestohlen werden soll.
    Zwischenzeitlich ist der falsche Professor Janus in Klow angekommen und wird in die königlichen Archive eingelassen, in deren Nähe sich auch das Zepter und die Krone des Königs befinden. Tim wird mittlerweile von korrupten Polizisten festgenommen, soll erschossen werden, kann jedoch fliehen und erreicht den König, bei dem er eine Audienz erhält, die jedoch von dessen Hofschranzen vereitelt wird. Auf seiner erneuten Flucht hilft ihm der Zufall, als er von dem König persönlich durch dessen Auto angefahren wird. Tim informiert daraufhin den Monarchen über den Versuch seiner Gegner, das Zepter zu entwenden, und als sie gemeinsam die Schatzkammer erreichen, ist das Unfaßbare bereits geschehen.Tim macht sich an die Verfolgung der Diebe, die das Artefakt mutmaßlich in das Nachbarland Bordurien verbringen wollen, und erwischt die Gangster kurz vor der Grenze, wobei ihm äußerst brisante Papiere in die Hände fallen, wonach der bordurische Geheimdienst plant, Syldavien mithilfe des entwendeten Zepters zu annektieren.
    Tim entwendet daraufhin auf einem bordurischen Militärflugplatz ein Flugzeug und versucht, damit nach Klow zurückzufliegen, um den Monarchen zu warnen, wird jedoch abgeschossen und springt mit dem Fallschirm ab. Obwohl er jetzt laufen muß, gelingt es ihm, rechtzeitig den König zu informieren und ihm das gestohlene Zepter zurückzugeben. Zum Dank für die Rettung der Monarchie und des Staates Syldavien wird Tim der "Orden des Goldenen Pelikans" verliehen. Die Verschwörer werden verhaftet, und auch der falsche Professor Janus wird enttarnt, der sich als Zwillingsbruder des Wissenschaftlers entpuppt.

    www.youtube.com/watch?v=x2ni7a7tyfg
    www.youtube.com/watch?v=KSGDOLQGu5c

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    Sonntag, 21. Juli 2024, 16:09

    Im Reiche des Schwarzen Goldes / Tintin au Pays de l´Or Noir (1939)

    Hergé startete seine Arbeit am neunten Abenteuer der Tintin- Saga im Sommer 1939, und wie auch im "Blauen Lotus" wurde der politische Hintergrund des Plots recht realistisch gestaltet, in dem Tim in eine Verschwörung geriet, die der skrupellosen Ölbeschaffung eines "aggressiven Staates" dienen sollte, in dem unschwer das Deutsche Reich dieser Jahre zu erkennen war. Nach der Besetzung Belgiens durch die Deutsche Wehrmacht wurde am 9. Mai 1940 "Le Petit Vingtième" eingestellt, in dem bisher die Erstabdrucke von Hergés Tintin- Geschichten erfolgten, so daß diese Serie zunächst unvollendet blieb. Für seinen neuen Arbeitgeber, die Tageszeitung "Le Soir", begann der Zeichner und Autor bereits im Juni 1940 eine neue Story zu entwickeln: "Die Krabbe mit den goldenen Scheren". Erst im September 1948 begann das Comic- Magazin "Tintin" mit dem kompletten Abdruck der nun farbigen und auf ein neues Format ummontierten Version von "Im Reiche des schwarzen Goldes". Im Februar 1950 endete die komplette Veröffentlichung dieser Geschichte, und im gleichen Jahr erschien auch das leicht überarbeitete Album. Zu einer erneuten inhaltlichen Umarbeitung kam es gegen Ende der 60er Jahre, da den Herausgebern der historische Hintergrund der nun fast zwanzig Jahre alten Geschichte nicht mehr gefiel. So wurde aus dem realen Palästina das fiktive Emirat Khemed, und alle handelnden Personen wurden kurzerhand zu Arabern erklärt.
    Bei uns in Deutschland erschien ab 1961 die Version von 1950 in zwei Auflagen beim Verlag Casterman. Parallel dazu gab es dieses Abenteuer als Serie zwischen Juni 1964 bis August 1965 im "Hamburger Abendblatt". Nach dem Verlagswechsel erschien bei Carlsen ab 1967 ein Nachdruck in zwei Auflagen. Dort wurde auch die abschließende Version von 1971 ab 1974 als dritte Auflage verlegt.
    Worum geht es in "Im Reiche des Schwarzen Goldes" ? In Tims Heimat explodieren in den Kraftwagen immer öfter Benzintanks, und gleichzeitig gilt die Weltlage (wir schreiben den Sommer 1939) als sehr angespannt. Tim stellt daraufhin Nachforschungen an und heuert inkognito auf dem Öltanker "Speedol Star" als Funker an, um mehr über die mysteriösen Vorfälle herauszufinden. Ihm werden bei seiner Ankunft im arabischen Khemkah gefälschte Dokumente untergeschoben, die von Waffenlieferungen an Aufständische berichten und die zu seiner Verhaftung führen; kurz darauf wird er jedoch von diesen befreit und zu deren Führer "Bab el Ehr" verbracht. Tim wird Zeuge der Sprengung einer Ölleitung und verfolgt daraufhin einen der Täter, den er als den ihm bereits bekannten "Doktor Müller" (Die schwarze Insel) wiedererkennt. Nach einem Kampf gerät Tim in einen Sandsturm und trifft dabei auf das Duo Schultze & Schultze, die ebenfalls vorübergehend in Khemkah festgenommen worden waren. Gemeinsam fahren sie in die Stadt, und Tim berichtet während einer Audienz bei Mohammed Ben Kalisch Ezab von den Sabotageaktionen. Dort erfährt er auch, daß Doktor Müller den Ölscheich erpreßt, um umfangreiche Förderlizenzen zu erhalten. Auch wurde der Sohn des Scheichs entführt, um diesen Forderungen Nachdruck zu verleihen. Nach vielen Abenteuern gelingt es Tim, den Prinzen zu befreien und Doktor Müller zu verhaften, wobei Tim ein geheimnisvolles Röhrchen mit Tabletten in die Hände fällt, die die Explosionsfähigkeit von Benzin um ein Vielfaches steigern. So reicht eine einzige Tablette, um zehntausend Liter Benzin in gefährlichen Sprengstoff zu verwandeln. Heraus kommt, daß die zahlreichen Explosionen in Kraftfahrzeugen eine Art Generalprobe für diese neue Art von Kriegsführung darstellten. Inzwischen ist es jedoch gelungen, ein Gegenmittel zu entwickeln, so daß diese neue Waffe wirkungslos bleibt.

    www.youtube.com/watch?v=33bnfcQh6UE
    www.youtube.com/watch?v=714HJmicNSk

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    Montag, 22. Juli 2024, 16:11

    Die Krabbe mit den goldenen Scheren / Le Crabe aux Pinces d´Or (1940)

    Mittlerweile wurde das Erscheinen des "Vingtième Siècle" eingestellt, und Hergé war sich dessen durchaus bewußt, daß er auch auch in einer anderen Publikation "Tintin" würde weiter veröffentlichen können, was dann auch mit dem Einzug des Protagonisten in den "Le Soir" gelang. Zwar war dessen Auflage erheblich größer als die des "Vingtième", allerdings war der nicht zu übersehende Nachteil, daß diese Zeitung recht penibel von den deutschen Besatzern kontrolliert und auch für deren Propagandazwecke eingesetzt wurde. Obwohl viele "Tintinologen" dies heute vehement abstreiten, wurde Hergé insbesondere in den frühen Nachkriegsjahren deshalb oft Kollaboration mit den Besatzern vorgeworfen.
    Wie auch immer: im Oktober 1940 ging "Tintin" in der Wochenbeilage "Le Soir Jeunesse des Le Soir" erneut an den Start, allerdings mit einer neuen Story, in der politische Aspekte und Hintergründe vorsichtshalber keine Rolle spielten. Dennoch hielt sich diese Form der Veröffentlichung nicht lange, da ab 1941 eine zunehmende Papierknappheit einsetzte und "Tintin" als Comicstrip in den "Le Soir" verlegt wurde; zunächst auf einer halben Seite, dann nur noch als einzelne Bildzeile, eine Form, die auch in den heutigen Tageszeitungen noch sehr verbreitet ist. Diese Umstellung erforderte auch inhaltliche Veränderungen, da nun in den einzelnen Streifen eine größere Anzahl von Höhepunkten erwartet wurden.
    Für ausgesprochene Fans der Reihe ist diese Story insofern eminent wichtig, da Tim hier erstmals "Kapitän Haddock" kennenlernt, der zukünftig zu seinem besten Freund und zu einer wichtigen Figur in den darauffolgenden Geschichten wird. Haddock bildet einen gewissen Gegenpol zu Tim: er ist oft ausfallend, leicht reizbar und meist angeheitert. Die Kehrseite der Medaille war, daß Haddock durch sein Auftreten den kleinen Struppi inhaltlich dadurch etwas an den Rand drängte.
    Nachdem "Die Krabbe mit den goldenen Scheren" in "Le Soir" abgeschlossen war, erschien sie wie üblich bei Casterman als letztes Album, das noch in s/w verlegt wurde. In den 60er Jahren wurde dieser Band in den Vereinigten Staaten mit teils erheblichen Änderungen veröffentlicht, so verschwanden u.a. sämtliche Schwarze der ursprünglichen Geschichte aus dem Album.
    Im Jahre 1947 wurde diese Geschichte in Belgien in "Stop-Motion- Animationstechnik" verfilmt, wobei es sich um die erste Verfilmung eines "Tim und Struppi"- Bandes überhaupt handelte, der recht werkgetreu in den Film übernommen wurde. Auch wurde die Story in den Jahren 1957 und 1991 als Zeichentrickserie umgesetzt.
    Worum geht es in "Die Krabbe mit den goldenen Scheren" ? Die Spürnasen Schultze & Schultze informieren Tim über einen Mord, wobei sich bei dem Toten eine Konservendose mit der handschriftlich vorgenommenen Aufschrift "Karaboudjan" aufgefunden hat. Tim findet heraus, daß es sich dabei um ein Handelsschiff handelt, betritt den Frachter und wird dort von Matrosen überwältigt, worauf er in den Maschinenraum gesperrt wird und dort eine große Menge Opium entdeckt. Es stellt sich heraus, daß es sich bei fast der gesamten Schiffsbesatzung um eine Gangsterbande unter Führung des Ersten Offiziers Allan handelt, während der meist betrunkene Kapitän Haddock weitgehend ahnungslos ist. Tim gelingt es, sich zu befreien und kann mit Struppi und Kapitän Haddock in einem Rettungsboot entkommen. Zwar schickt Allan ein kleines Flugzeug hinterher, um die drei Entflohenen zu beseitigen, dieses kann jedoch von Tim gekapert werden, und Haddock, Struppi und Tim geraten damit in ein Unwetter. Sie müssen in der Wüste notlanden, wobei die Maschine völlig ausbrennt, so daß sie zu Fuß weitermarschiern müssen. Schließlich werden die drei gerettet und in ein französisches Fort in Marokko verbracht. In einer marokkanischen Hafenstadt treffen sie schließlich Allan und seine Bande wieder, deren Chef sich als der reiche Geschäftsmann Omar Ben Salaad entpuppt, der Rauschgifthandel in großem Stil betreibt.
    Nach weiteren Abenteuern kann Tim die gesamte Bande einschließlich Allan und Ben Salaad dingfest machen.

    www.youtube.com/watch?v=HY6EPxyeH30
    www.youtube.com/watch?v=bXuATaAe_Fo

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    Freitag, 26. Juli 2024, 15:59

    Der geheimisvolle Stern / L´Étoile Mystérieuse (1941)

    Auch diese Story Hergés erschien zunächst zwischen Oktober 1941 bis Mai 1942 als s/w- Fassung in der französischsprachigen Tageszeitung "Le Soir". Ebenfalls 1942 erschien die Albenausgabe, dieses Mal von Anfang an in Farbe. In diesem Album wurde die feindliche Expedition unverkennbar als "amerikanisch- jüdisches Unternehmen" dargestellt, finanziert von einem Großbankier mit dem Namen Blumenstein, der auch äußerlich bereits den antisemitischen "Stürmer"- Klischees wie einer krummen Nase, wulstigen Lippen und schwarzen Haaren entsprach. Mit der Neuedition von 1954 wurden die antisemitischen Tendenzen weitgehend beseitigt, so hieß Blumenstein nun Bohlwinkel, der dem imaginären Staat "Sao Rico" entstammte. Auch die amerikanische Flagge an Bord der "Peary" wurde entfernt.
    Während Hergé sich in der vorhergegangenen Geschichte weitestgehend bemüht hatte, unpolitisch zu bleiben, zeichnete er in "Der geheimnisvolle Stern" ein sehr dystopisches Bild von Verzweiflung und möglichem Weltuntergang, womit er mit großer Wahrscheinlichkeit die Ausweitung des Zweiten Weltkriegs reflektierte. Selbst der sonst stets zu Späßen augelegte Kapitän Haddock wirkt diesmal einigermaßen ernst und ist kaum noch betrunken. Ungewöhnlich ist darüber hinaus, daß der Urheber in dieser Geschichte Realität und Traum ineinanderfließen läßt und dadurch den geneigten Leser gelegentlich verwirrt. So ist Tims Abenteuer auf einem Meteoriten mit Riesenpilzen, Äpfeln und einer Riesenspinne zwar durchaus realistisch angelegt und wohl auch so gemeint, erscheint dem Leser aber dennoch reichlich unwirklich.
    Worum geht es in "Der geheimnisvolle Stern" ? Tim unternimmt mit Struppi einen Abendspaziergang und wundert sich über die ungewöhnliche Hitze und einen zusätzlichen Stern im Sternbild des "Großen Bären". Als er bei der Sternwarte nachhakt, wird er dort zunächst abgewiesen, und erst Professor Phossyl gibt zu, daß sich ein glühender Stern auf die Erde zubewegt und ist sogar in der Lage, die Zeit des Einschlags vorherzubestimmen. Daraufhin begeben sich Tim und Struppi deprimiert nach Hause und erwarten das Ende, welches jedoch nicht eintritt, da Professor Phossyls Assistent sich verrechnet hatte. Stattdessen kammt es zu einem Erdbeben, da ein Teil des Meteoriten tatsächlich auf der Erde einschlägt.
    Professor Phossyl findet heraus, daß der gelandete Meteorit eine große Menge eines auf der Erde unbekannten Minerals enthält, jedoch im arktischen Meer eingeschlagen und somit praktisch unerreichbar ist. Tim ist jedoch der Meinung, daß ein Teil des Meteoriten aus dem Meer herausragen könnte, so daß eine Expedition auf den Weg gebracht wird, an dem auch Tim, Struppi und Kapitän Haddock teilnehmen.
    Bereits vor der Abreise entgeht Tim an Bord des Schiffes "Aurora" nur knapp einem Anschlag, und darüber hinaus erfährt die Expedition, daß auch das Schiff "Peary" von Sao Rico aus in See gestochen ist, um die Mineralien aufzubringen.
    Die "Aurora" nimmt zunächst Kurs auf Island, während ein gewisser Bohlwinkel alles unternimmt, damit die von ihm finanzierte "Peary" das Ziel noch vor den Europäern erreicht. Die "Aurora" erreicht mittlerweile den 72. Breitengrad und entsendet ein Wasserflugzeug, das nicht nur den Meteoriten, sondern auch die "Peary" entdeckt. Während das Schiff der Europäer alle Chancen hat, als erstes den Meteoriten zu erreichen, zwingt sie plötzlich ein Notruf zur Umkehr, der jedoch als Fälschung von der "Peary" abgesendet wurde, um die "Aurora" von der vorzeitigen Entdeckung des Meteoriten abzuhalten. Mithilfe des Wasserflugzeuges gelingt es den Europäern dennoch nur knapp, als erste die eigene Flagge auf dem Felsen zu hissen, wo Tim zur "Bewachung" die erste Nacht verbringt, während das Flugzeug Proviant herbeischaffen soll. Am nächsten Morgen ereignen sich die bereits erwähnten seltsamen Dinge auf dem Meteoriten: Pilze schießen aus dem Boden, erreichen Mannshöhe und explodieren dann mit einem lauten Knall. Im Anschluß wächst aus dem weggeworfenen Gehäuse eines Apfels ein riesiger Apfelbaum mit entsprechenden Früchten.
    Als das Wasserflugzeug zurückkehrt, beginnt der Meteorit nach einem Seebeben zu sinken, und Tim kann sich in letzter Minute noch in ein Schlauchboot retten. Alles, was er dem Schiff nun noch bieten kann, ist ein Steinbrocken des Meteoriten. Im Radio wird die Rückkehr der Aurora- Expedition nach Europa verkündet, und es wird darüber hinaus erkärt, daß die Sabotageversuche des Herrn Bohlwinkel rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen werden.

    www.youtube.com/watch?v=IsErlIbAFJ8
    www.youtube.com/watch?v=dkA2yBumaDs

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    Samstag, 27. Juli 2024, 15:43

    Das Geheimnis der "Einhorn" / Le Secret de "La Licorne" (1942)

    Das elfte "Tim und Struppi"- Abenteuer erschien zwischen Juni 1942 und Juni 1943 wieder einmal in der Tageszeitung "Le Soir" und gehört zur Gruppe der Tintin- Stories, die nach ihrer Erstveröffentlichung nicht mehr inhaltlich verändert wurden. In diesem Band zeichnete Hergé erstmals das "Schloß Mühlenhof" (Moulinsart), das optisch von Cheverny/ Loire inspiriert wurde. Auch wurde diesmal die letzte Hauptfigur des Tintin- Universums eingeführt: Professor Bienlein, für den Urheber der Inbegriff eines Akademikers. Die hohe gewölbte Stirn, die runde Brille mit Goldrand, der Schnurrbart, der verbeulte Hut sowie der lange Hals wurden dem real existierenden Schweizer Professor Auguste Picard nachempfunden. Professor Bienlein symbolisierte eine hartnäckige Gelassenheit und Genialität und bildete damit einen gewissen Gegenpol zu dem explosiven, ungeduldigen Kapitän Haddock. Eine weiteres Debut stellte der Auftritt von Butler Nestor dar.
    Das Geheimnis der "Einhorn" wurde filmisch mehrfach umgesetzt, so zunächst in den Zeichentrickserien von 1962 und 1992 und anschließend in dem computeranimierten 3D- Film von 2011, wobei in dieser Produktion von Steven Spielberg die Handlung erheblich von der Vorlage abwich.
    Worum geht es in "Das Geheimnis der Einhorn" ? Auf dem Flohmarkt erwirbt Tim das Modell eines Segelschiffes, für das sich unmittelbar nach dem Kaufabschluß auch weitere Kunden interessieren, die hohe Summen dafür bieten. Kapitän Haddock identifiziert das Modell als Nachbildung eines Schiffes von Chevalier de Hadoque, einem Vorfahren des Kapitäns, und es trägt sogar den dazu passenden Namen: Einhorn. Kurz darauf wird das Schiff gestohlen, und die Ermittlungen der beiden Detektive Schultze & Schultze führen aufgrund ihrer Ungeschicklichkeit zu keinen weiterführenden Ergebnissen.
    Tim dämmert langsam, das mit dem Schiffsmodell ein Geheimnis verbunden sein muß und findet einen Zettel, der verschlüsselt auf den Schatz "Rackhams des Roten" hinweist. Kapitän Haddock erläutert Tim, daß sein Vorfahre im Jahr 1698 im Auftrag des französischen Königs in den Antillen unterwegs war, als sein Schiff von "Rackham dem Roten" gekapert und die Mannschaft füsiliert wurde. Hadoque konnte sich dagegen befreien, Rackham erschlagen und das Piratenschiff versenken. Schließlich finden Tim und Kapitän Haddock heraus, daß es drei identische Schiffsmodelle gibt, in denen sich Hinweise auf die Position des mit Schätzen gefüllten echten Schiffes befinden. Auf der Suche nach den drei Modellen bemerken die beiden, daß auch ihre Gegenspieler sehr genau wissen, wonach sie suchen müssen, und dabei äußerst rabiat vorgehen. Unter anderem wird Tim von ihnen betäubt und entführt, da die Gangster vermuten, daß Tim über den Verbleib der Schriftstücke informiert sei. Tim gelingt jedoch die Flucht und erkennt, daß er sich im Keller von Schloß Mühlenhof befunden hat, welches den Gebrüdern Vogel- Faull gehört. Nach Kämpfen können die beiden Entführer festgenommen werden und berichten über ihre Beweggründe für die Entführung.
    Zu guter Letzt können auch Schultze & Schultze einen Erfolg vorweisen, indem sie bei einem festgenommenen Taschendieb mehrere Brieftaschen finden, durch die sich die darin aufgefundenen Informationen zu geographischen Koordinaten verdichten, die zu dem Schatz führen.
    Dieses Abenteuer wurde in dem Folgeband "Der Schatz Rackhams" fortgesetzt.

    www.youtube.com/watch?v=4vzK7SFJRSo
    www.youtube.com/watch?v=AxtQ0SNTzXo

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    Sonntag, 28. Juli 2024, 16:18

    Der Schatz Rackhams des Roten / Le Trésor de Rackham le Rouge (1943)

    Veröffentlicht wurde dieser Comic erstmals wie bisher zwischen Februar und September 1943 in der Tageszeitung "Le Soir" und gilt gemeinhin als Fortsetzung und Abschluß der vorangegangenen Story. Hergé versuchte in diesem Zeitrahmen, mitten im Zweiten Weltkrieg, seine Arbeiten noch relitätsgetreuer als zuvor zu gestalten, zumal es Kritik aus Fachkreisen über die "Seetüchtigkeit" seiner Schiffskonstruktionen gegeben hatte. Um dem entgegenzuwirken, ließ sich der Zeichner das Modell eines Trawlers anfertigen, ein Vorgang, der sich bei der Entwicklung der darauffolgenden Geschichten noch mehrfach wiederholen sollte.
    Obwohl in Europa der Zweite Weltkrieg auf einen neuen Höhepunkt zusteuerte und sich die Deutsche Wehrmacht nach der Katastrophe von Stalingrad im Jahre 1943 an allen Fronten auf dem Rückzug befand, enthalten die beiden Alben um einen Piratenschatz kaum Hinweise auf die aktuellen Ereignisse, auch war der Plot nicht an einen speziellen Ort gebunden. Da "Le Soir" weitgehend von den Deutschen kontrolliert wurde, wollte Hergé mit einiger Wahrscheinlichkeit kein Risiko eingehen. Stattdessen führte der außerordentliche Erfolg von "Das Geheimnis des Einhorn" und "Der Schatz Rackhams des Roten" dazu, daß Hergé gemeinsam mit dem Verlag Casterman eine internationale Ausgabe plante, die allerdings erst im Jahre 1952 sowohl in englischer als auch in deutscher Übersetzung erschienen. Während weitere englische Übersetzungen danach zunächst ausblieben, wurden bis 1963 immerhin zwölf der Geschichten ins Deutsche übersetzt.
    Worum geht es in "Der Schatz Rackhams des Roten" ? Im vorausgegangenen Band haben Tim und Kapitän Haddock bereits die Position des Wracks der "Einhorn" herausgefunden, und beide sind der Meinung, daß sich der Piratenschatz immer noch in den Überresten dieses Schiffes befinden müsse. Sie chartern mit der "Sirius" ein Schiff, mit dem sie den Schatz bergen wollen, jedoch werden ihre Pläne vorzeitig bekannt und in der Tagespresse veröffentlicht, sodaß zahlreiche Glücksritter mit vermeintlichen Erbansprüchen an sie herantreten. Darüber hinaus bietet auch Professor Bienlein seine Hilfe an, wird diesmal jedoch nicht mit an Bord genommen. Schultze & Schultze erhalten stattdessen den Auftrag, Tim und seine Crew vor möglichen Bedrohungen durch "Mitbewerber" zu schützen.
    Kurz nach dem Verlassen des Hafens bemerken Tim und Kapitän Haddock, daß sich Professor Bienlein doch noch mit an Bord gemogelt hatte und akzeptieren seine Anwesenheit mehr oder weniger widerwillig. Die Zielkoordinaten geben eine Insel in der Karibik an. Nach einigen Problemen erreicht das Schiff eine sowohl unbekannte als auch unbewohnte Insel, an dessen Strand sie Überreste von Kapitän Hadoques Ruderboot sowie eine heidnische Statue des "Ritters von Hadoque" finden. Nun erweist sich auch Professor Bienlein mit seiner U- Bootkonstruktion bei der Suche nach der versunkenen "Einhorn" als sehr nützlich. Trotz einiger Gefahren entdecken sie ein goldbesetztes Kreuz, eine Truhe mit Dokumenten, die Gallionsfigur der "Einhorn" und einen großen Rumbestand, der vor allem Kapitän Haddock entzückt. Als die Abenteurer ein großes Holzkreuz auf der Insel entdecken, graben sie dort nach dem Schatz, jedoch erfolglos. Weitere Tauchgänge folgen ohne Ergebnis, und die Crew fährt schließlich enttäuscht wieder nach Hause zurück. Dort stellt sich jedoch anhand der Dokumente heraus, daß Kapitän Haddock Erbe des Schlosses "Mühlenhof" ist, das sein Vorfahre damals für seine Dienste vom französischen König erhielt. Der Crew gelingt es tatsächlich mit der Hilfe von Professor Bienlein, die Immobilie im Rahmen einer Auktion zu ersteigern, und sie erkunden im Anschluß den Keller des Haupthauses. Dort entdecken sie eine Statue des Evangelisten Johannes, zu der ein Globus gehört, in dem sich der eigentliche Schatz befindet, so daß das Abenteuer schließlich mit einem Happy End abschließt.

    www.youtube.com/watch?v=Rza4eptbjiQ
    www.youtube.com/watch?v=M5pVF5pBLF0

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    Montag, 29. Juli 2024, 15:49

    Die sieben Kristallkugeln / Les Sept Boules de Cristal (1943/46)

    Der dreizehnte Band der Tintin- Saga erschien wie gewohnt zunächst ab Dezember 1943 in der französischsprachigen Zeitung "Le Soir". Nach der Besetzung Brüssels durch die Alliierten Anfang September 1944 wurde jedoch sämtlichen Redakteuren des "Le Soir", der bis dahin unter intensiver deutscher Kontrolle gestanden hatte, ohne Unterschied jegliche weitere Arbeit verboten. Hergé war sich durchaus dessen bewußt, daß er seine Stories mehr oder weniger für ein Organ anfertigte, das unter der Kontrolle der deutschen Besatzer stand, war zugleich jedoch bemüht, seine Tintin- Geschichten in dieser Zeit so unpolitisch wie möglich zu gestalten. Jedenfalls wurde Hergé nach der "Libération" beachtliche vier Mal verhaftet und verbrachte eine geraume Zeit in Brüsseler Gefängnissen, so daß er "Les Sept Boules de Cristal" erst im September 1946 in dem neu gegründeten Magazin "Tintin" fortsetzen konnte. Zu verdanken hatte er dies in erster Linie Raymond Leblanc, einem recht vermögenden Widerstandskämpfer, so daß er für das neue Wochenmagazin jeweils eine Doppelseite abliefern konnte, die bereits in Farbe gedruckt wurde. Dadurch sah sich Hergé gezwungen, einen Teil der Arbeit zu delegieren, was gleichzeitig den Beginn der Hergé- Studios bedeutete.
    Die meisten heutigen "Tintinologen" lehnen es entschieden ab, Hergé und seine Produkte auch nur annähernd mit dem Nationalsozialismus in Verbindung zu bringen. Alexander Braun meint dazu: "Beide Lager, die Hergé- Verteidiger wie auch die Hergé- Ankläger, sind recht gewieft darin, ihren jeweiligen Anhängern stets nur die halbe Wahrheit zu kommunzieren".
    Worum geht es in "Die sieben Kristallkugeln" ? Eine europäische Expedition ist in die Anden vorgedrungen, hat dort archäologische Ausgrabungen unternommen und dabei das Grab des Inkas Rascar Capac entdeckt. Dabei wird sie jedoch von einer geheimnisvollen Krankheit befallen, bei der neben den Körpern der sieben Europäer immer wieder zerbrochenes Kristall auftaucht.
    Mittlerweile bewohnen Professor Bienlein und Kapitän Haddock Schloß Mühlenhof, werden von Tim besucht und besuchen eine Varietéveranstaltung, wo sie den mittlerweile entmachteten General Alcazar wiedertreffen, der dort mit seinem indianischen Assistenten Chiquito als Messerwerfer sein Dasein fristet. Im Anschluß besuchen Tim und seine Freunde Professor Birnbaum, einen Freund Professor Bienleins, der an der Andenexpedition teilgenommen hat und in dessen Haus die Mumie Rascar Capacs aufbewahrt wird. Nachts schlägt auf geheimnisvolle Weise ein Kugelblitz in das Haus ein, und die Mumie verschwindet, worauf Professor Birnbaum darin die Erfüllung einer Prophezeiung sieht. Denn die Mumie Rascar Capacs ist zum Leben erwacht, dringt in das Zimmer der Freunde ein und wirft eine Kristallkugel zu Boden, woraufhin Birnbaum in Trance fällt und Bienlein entführt wird. Tim und Kapitän Haddock vermuten, daß der Professor auf den Frachter "Pachacamac" verbracht wurde, welcher in La Rochelle vor Anker lag und sich nun auf dem Weg nach Peru befindet. Bereits vorher hatte ihnen Alcazar mitgeteilt, daß sein indianischer Assistent Chiquito, ein Nachfahre der Inkas, ebenfalls spurlos verschwunden sei.
    Die Freunde beschließen kurzerhand, den entführten Professor wieder zu befreien und reisen per Flugzeug nach Peru.
    Diese Geschichte wurde in dem Folgeband "Der Sonnentempel" fortgesetzt und abgeschlossen.

    www.youtube.com/watch?v=IPqnf2L3V-A
    www.youtube.com/watch?v=aAegZP6ECDo

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    Dienstag, 30. Juli 2024, 16:01

    Der Sonnentempel / Le Temple du Soleil (1946)

    "Le Temple du Soleil" gilt gemeinhin als einer der beliebtesten Bände der Tintin- Saga und ist gleichzeitig als Fortsetzung seines Vorgängers "Die sieben Kristallkugeln" zu sehen. Veröffentlicht wurde die Story zunächst 1946 im "Tintin"- Magazin und kurze Zeit später auch in Albenform, wobei durch die Reduzierung auf 62 Seiten eine Reihe von Szenen entfielen, so das Teffen von Tim mit General Alcazar am Hafen oder die Begegnung mit dem geheimnisvollen Indio, der Tim einst ein Medaillon schenkte. Darüber hinaus unterlief Hergé ein kleiner geographisch- politischer Fauxpas, da die von ihm gezeichnete Karte mit den Umrissen Ecuadors auch ein Gebiet umschloß, daß dieser Staat lediglich beanspruchte, jedoch de facto nicht besaß.
    Auffällig ist in dieser Doppelgeschichte das überproportionale Auftreten von übersinnlichen Phänomenen, so daß sich dieser Stoff geradezu für eine Verfilmung anbot, die im Jahre 1969 dann auch durch Raymond Leblanc unter dem Titel "Tim und Struppi im Sonnentempel" realisiert wurde.
    Worum geht es in "Der Sonnentempel" ? Tim und sein Freund Kapitän Haddock sind nach Peru gereist, um dort den entführten Professor Bienlein aufzufinden und zu befreien. Zu beider Leidwesen verweigern die dortigen Behörden jedoch jede Form von Zusammenarbeit, so daß Tim und Haddock auf eigene Faust ihr Glück versuchen und dabei mehrmals in lebensbedrohliche Situationen geraten. Schließlich entschließt sich der junge Indio Zorrino, den beiden behilflich zu sein, und das Trio macht sich auf den Weg über die Anden und durch den Dschungel, um den versteckten Sonnentempel ausfindig zu machen. Wobei Auseinandersetzungen mit Verbrechern und wilden Tieren nicht ausbleiben.
    Eher durch Zufall entdecken die drei schließlich den Eingang zum Sonnentempel, durchstoßen eine Wand und geraten mitten hinein in eine archaisch anmutende Zeremonie. Es stellt sich heraus, daß die Bevölkerung des Sonnentempels jenseits der modernen Welt ein isoliertes Leben mit eigenen Regeln und Gesetzen führt. Kurzerhand werden unsere drei Freunde gefangengenommen und dem "Großen Inka" präsentiert, der Haddock und Tim umgehend zum Tode verurteilt, da diese durch ihr Eindringen in den Sonnentempel diesen entweiht haben. Die Freunde sollen auf einem Scheiterhaufen verbrannt werden und werden bis zu ihrer endgültigen Hinrichtung unter relativ annehmbaren Bedingungen in einen bewachten Wohnbereich verbracht. Dort erfahren sie, daß Professor Bienlein deswegen entführt wurde, weil er einen Armreif des Rascar Capac (siehe Vorgängerband) getragen und damit ein unverzeihliches Sakrileg begangen hatte.
    Zufällig entdeckt Tim den Fetzen einer Zeitung, der ihm neue Hoffnung verleiht. Da die Freunde den Zeitpunkt ihrer Hinrichtung weitgehend selbst bestimmen können, erbittet sich Tim bei dem Inka einen bestimmten Tag, der ihm gewährt wird. Als dieser Zeitpunkt gekommen ist, fleht Tim kurz vor der Verbrennung die Sonne an, ein Zeichen zu senden, worauf sich diese aufgrund einer Sonnenfinsternis verdunkelt. Die Inkas brechen daraufhin in abergläubische Panik aus, und der Große Inka fleht Tim an, die Sonne doch wieder scheinen zu lassen, worauf Tim diesen Wunsch scheinbar erfüllt und die Sonne wieder hervortritt. Daraufhin begnadigt der Große Inka die drei Freunde und läßt sie ungehindert ziehen. Auch der Fluch, mit dem sieben europäische Forscher belegt waren, wird zurückgenommen. Tim gibt im Gegenzug dem Inka sein Wort, der Außenwelt nichts über die Lage des Sonnentempels zu verraten.

    www.youtube.com/watch?v=tH7Q5s9tB3U
    www.youtube.com/watch?v=OGSPKYR3HhM

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    Mittwoch, 31. Juli 2024, 15:41

    Reiseziel Mond / Objectif Lune (1953)

    Album Nummer sechzehn der Tintin- Saga präsentierte sich wieder einmal als Doppelausgabe und zeigte erneut Hergés frühes Gespür für kommende technologische Trends, denn vier Jahre nach dem Erscheinen des Albums startete bereits Sputnik 1, und sechzehn Jahre später betrat Neil Armstrong mit Apollo 11 als erster Mensch die Oberfläche des Mondes. Hochinteressant ist dabei, daß der Urheber dieser Geschichte viele technische Details bereits überaus korrekt wiedergegeben hat. Hergé ließ seine Leser am Ende dieses Bandes genauso über das Schicksal seiner Reisenden zum Mond im Unklaren wie rund neunzig Jahre zuvor Jules Verne in seinem Band "Von der Erde bis zum Mond", den der Autor von "Tim und Struppi" mit einiger Sicherheit gekannt haben wird.
    Bereits während des Erstabdrucks der Story im Comic- Magazin "Tintin" war abzusehen, daß der Urheber unter zunehmender Überarbeitung litt, so daß sich abzeichnete, daß Hergé immer mehr Arbeiten delegieren mußte. Unter anderem wurde Bob de Moor in der Folgezeit zu seinem wichtigsten Mitarbeiter. Dennoch mußten die Leser geschlagene achtzehn Monate auf die Fortsetzung von "Objectif Lune" warten. Durch die Gründung des "Studio Hergé" und die Hereinnahme weiterer Mitarbeiter in den Verlag wurden nun auch zunehmend Merchandising- Produkte für den europäischen Markt entwickelt und vertrieben.
    Worum geht es in "Reiseziel Mond" ? Tim und Kapitän Haddock erhalten von Professor Bienlein ein Telegramm, in dem dieser die beiden Freunde bittet, ihm ohne Angabe von Gründen nach "Sylvanien" zu folgen. Am Ziel angekommen, werden die beiden kreuz und quer durch das Land gefahren und kommen schließlich in einem mutmaßlich geheimen Forschungsstützpunkt an, wo sie Professor Bienlein bereits erwartet. Dieser erklärt Tim und Haddock, daß sie sich in der atomaren Forschungsabteilung von "Sbrodj" befinden, dessen Weltraumabteilung ihm untersteht. Schließlich eröffnet er Tim und Haddock, daß er an dem Bau einer Mondrakete (die auffallend einer V 2 ähnelt) arbeitet und sowohl Tim als auch Haddock dafür vorgesehen sind, diese Reise als Astronauten zu unternehmen. Die beiden Freunde sind zunächst völlig entsetzt über dieses Himmelfahrtskommando und lehnen diesen Auftrag zunächst ab. Am nächsten Tag präsentiert ihnen Frank Wolff, der Assistent von Professor Bienlein, die verschiedenen Einrichtungen des Forschungszentrums sowie auch die Experimentalrakete X- FLR 6 mit Atomantrieb.
    Bald wird offensichtlich, daß auf das Forschungszentrum Anschläge durchgeführt worden sind, allerdings bisher ohne Erfolg. So dringen Fallschirmspringer in den Komplex ein und versuchen, die Raketenpläne zu stehlen, wobei Tim niedergeschossen wird.
    Schließlich ist die Experimentalrakete fertiggestellt und startbereit, und das neu entwickelte Triebwerk zündet einwandfrei. Die Rakete umkreist den Mond einmal, um von dessen Rückseite Aufnahmen zu machen, jedoch gelingt im Anschluß die Funksteuerung nicht mehr, da die Lenkkontrolle von einer "feindlichen Macht" übernommen wurde. Tim hat jedoch mit Sabotageaktionen gerechnet, so daß Professor Bienlein einen Sprengsatz in die Rakete eingebaut hat, der deren Selbstzerstörung aktiviert. Allerdings sind damit auch die wertvollen Aufnahmen der Rückseite des Mondes verloren.
    Trotz dieses Rückschlages beginnen nun unverzüglich die Arbeiten an der bemannten Mondrakete, und trotz einiger Kapriolen wie dem zeitweisen Gedächtnisverlust von Professor Bienlein gelingt die endgültige Fertigstellung der Rakete. Schließlich ist der große Tag gekommen, und Tim, Struppi, Haddock, Bienlein und Wolff betreten die Mondrakete und legen sich auf ihre Pritschen. Der Countdown wird aktiviert, und die Mondrakete hebt tatsächlich wie geplant ab, jedoch verlieren durch die immense Beschleunigung zunächst alle Besatzungsmitglieder das Bewußtsein. Diese Geschichte endet damit, daß die Bodenstation wiederholt Aufrufe an die Rakete absetzt, ohne eine Antwort von der Besatzung zu erhalten...
    Die spannende Geschichte wurde mit dem Album "Schritte auf dem Mond" fortgesetzt.

    www.youtube.com/watch?v=BFNG-OZWZfU
    www.youtube.com/watch?v=QbfxZTgRkkg

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    Donnerstag, 1. August 2024, 16:08

    Schritte auf dem Mond / On a Marché Sur la Lune (1954)

    Das siebzehnte Album der Tintin- Saga verstand sich als Fortsetzung und Abschluß von "Reiseziel Mond" und gehört in die Reihe der "exotischen Abenteuer" Hergés, bevor er in den darauffolgenden Stories wieder mehr auf den Boden des "Hier und Jetzt" zurückkehrte und fortan auf Doppelbände verzichtete. Auch dieses Album wurde zwischen seiner Erstveröffentlichung im Jugendmagazin "Tintin" und der heute üblichen Buchform inhaltlich in nicht unerheblichem Umfang verändert. Wie auch bereits beim Vorgängerband wurde das futuristische Werk stark von Science Fiction- Filmen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert beeinflußt, so von einem der letzten deutschen Stummfilme, "Frau im Mond" (1929) oder von "Endstation Mond" (1950). Aus "Frau im Mond" stammten z.B. die Ideen vom Sauerstoffmangel, von der Selbstaufopferung und vom blinden Passagier. Auf Druck seines Verlegers und katholischer Kreise änderte Hergé Wolffs Abschiedsbrief in einer Form, daß er weniger als Selbstmord, sondern als persönliches Opfer verstanden werden konnte.
    Worum geht es in "Schritte auf dem Mond" ? Noch immer ist die Bodenstation ratlos, denn die an die Mondrakete gefunkten Nachrichten blieben bisher unbeantwortet. Als erster erwacht Struppi wieder aus seiner Ohnmacht, der Tim aufweckt, wobei dieser feststellt, daß alle Besatzungsmitglieder den Start zum Mond unbeschadet überstanden haben. Zur Überraschung aller stellt sich heraus, daß sich auch die beiden Schultzes an Bord gemogelt haben, deren ursprüngliche Aufgabe es war, nur den Start der Rakete zu überwachen. Dadurch wird der Sauerstoffvorrat an Bord jedoch knapp, und zu allem Überfluß betrinkt sich auch noch Kapitän Haddock an Bord und versucht, das Raumschiff zu verlassen. Nach einer Beinahekollision mit einem Meteoriten nimmt die Rakete schließlich Kurs auf den Mond und soll im "Hipparchus- Krater" landen.
    Durch die Bremsleistung der Rakete beim Landemanöver werden die sechs Astronauten erneut bewußtlos, jedoch landet die Rakete ohne weitere Probleme auf der Mondoberfläche, und Tim gebührt die Ehre, diese als erster Mensch betreten zu dürfen. Im Anschluß beginnt das Entladen der Rakete, unter anderem gelangt so eine Reihe technischer Geräte und das panzerartige "Mondmobil" auf die Mondoberfläche, das zur Erkundung benutzt wird.
    Mittlerweile beginnt Wolff, sich reichlich merkwürdig zu benehmen, und Tim, der in der Rakete zurückgeblieben war, entdeckt, daß Wolff Colonel Jorgen versteckt hatte, der Tim niederschlägt und ihn fesselt. Wolff soll sofort mit dem Start der Rakete beginnen und somit die Freunde auf dem Mond zurücklassen. Offensichtlich wird, daß Jorgen beabsichtigt, die Rakete und mit ihr die Forschungsergebnisse zu entwenden. Tim gelingt es jedoch, daß Triebwerk zu sabotieren, so daß der Start mißlingt, und er überwältigt und fesselt Wolff und Jorgen. Drei Tage später ist die Rakete nach dem Abschluß einiger Reparaturen wieder abflugbereit, jedoch gelingt es Jorgen, sich zu befreien, und bei einem Kampf mit den Freunden wird dieser getötet.
    Immer mehr wird der Besatzung klar, daß der verfügbare Sauerstoff äußerst knapp wird, und Wolff, von Reue geplagt, opfert sich schließlich selbst, um den Freunden die Rückkehr zur Erde zu ermöglichen. Mit letzter Kraft gelingt es Tim, die automatische Landungssteuerung zu aktivieren, bevor er durch den Sauerstoffmangel bewußtlos wird. Letztendlich gelingt es dem Bodenpersonal, die Freunde rechtzeitig aus der gelandeten Rakete zu befreien, und Kapitän Haddock prophezeit, daß eines Tages die komplette Crew wieder auf den Mond zurückkehren werde.

    www.youtube.com/watch?v=gOuAcxat5OY
    www.youtube.com/watch?v=S-5Eu_rjF6A