Bestimmte Traditionen gab es auch beim Essen. Wir waren ein katholischer Haushalt, also wurde bei uns freitags kein Fleisch gegessen, sondern Fisch oder ein Eiergericht wie Omelett oder Spinat mit Spiegeleiern, wobei der Spinat noch frisch gekocht und durch den Wolf gedreht wurde. Oder Reibekuchen, die natürlich auch selbstgemacht waren. Samstags wurde im Allgemeinen Eintopf gegessen: Erbsensuppe, Linsensuppe, grüne Bohnensuppe, Gemüsesuppe, Graupensuppe. Sonntags gab es Braten, und montags davon die Reste, oder auch andere Fleischgerichte, wie Gulasch oder Rouladen. Samstagsabends wurde das Fleisch schon angebraten, und sonntags kam das Ganze dann bei kleiner Flamme in den Backofen, damit es weiterschmurgeln konnte, während wir in der Kirche waren. Die Kartoffeln waren vor dem Kirchgang auch schon vorgeschält und das Gemüse vorbereitet, so dass alles, wenn wir aus der Kirche kamen, schnell auf den Herd konnte. Damals wurden Konserven noch nicht im gleichen Maße benutzt wie heutzutage, und so praktische Dinge wie Fixprodukte oder Soßenbinder, wie sie heute in fast jedem Haushalt benutzt werden, waren noch nicht erfunden, abgesehen von Trockensuppen, die gab es damals schon. Unter der Woche gab es dann einfachere Gerichte, wie Bratwurst, Frikadellen oder Koteletts. Oder es gab ein süßes Hauptgericht wie Pfannkuchen oder Milchreis, der natürlich auch selbstgekocht war. Solange meine Mutter noch berufstätig war, aß sie mittags auf der Arbeit in der Kantine warm, mein Vater nahm sich Brote mit zur Arbeit und bekam dann abends sein warmes Essen. Manchmal nahm er aber auch einen Henkelmann mit Essen mit zur Arbeit.
Samstagsnachmittags wurde sehr oft für sonntags auch ein Kuchen gebacken. Den gab es dann am Sonntag zum Nachmittagskaffee. Überhaupt war es damals noch üblich, dass es am Nachmittag noch eine Kaffeemahlzeit gab, in der Woche gab es dazu Brot oder Blatz, und sonntags eben Kuchen.