Die Gründung der Haßlinghauser Hütte, die sich auf dem Gelände des späteren Glashüttenplatzes befand, fand vor dem Hintergrund des Wirtschaftsaufschwunges in vielen deutschen Bundesstaaten statt, der um 1852/53 eingesetzt hatte und die Industrialisierung rasant beschleunigte. Der Beginn der Industrialisierung im preußischen Westfalen und in der ebenfalls preußischen Rheinprovinz war vor allem gekennzeichnet durch das um 1850 bereits beachtlich entwickelte Eisenbahnnetz und einen u.a. durch die starke Bevölkerungszunahme wachsenden Eisenbedarf. Damit einher ging eine steigende Bereitschaft zu Kapitalanlagen in der aufstrebenden Montanindustrie dieser Jahre.
Unter diesen Rahmenbedingungen entstand eine ganze Anzahl von frühen Hüttenwerken, so 1852 der "Hörder Bergwerks- und Hüttenverein" in (Dortmund-) Hörde sowie der "Bergwerksverein Friedrich Wilhelms- Hütte" in Mülheim/ Ruhr. Während diese und andere Unternehmen als Aktiengesellschaften gegründet wurden, entstand z.B. die Henrichshütte in Bruch bei Hattingen 1854 als Einzelkapitalgründung der Familie Stolberg- Wernigerode. Bereits 1857 wurde dieses Unternehmen jedoch wegen Kapitalmangels an die Berliner Discontogesellschaft, eine der größten deutschen Banken dieser Zeit, verkauft.
Die Haßlinghauser Hütte dagegen firmierte zunächst als "Gewerkschaft v. Born, Lehrkind & Co.", ein eher mittelständisch strukturiertes Unternehmen, das im November 1855 den ersten Hochofen in Haßlinghausen in Betrieb nahm. Der aus Lünen stammende Grundbesitzer und Kaufmann Wilhelm von Born war bis dahin eher spekulativ an der Industrialisierung des Ruhrgebiets beteiligt. Dagegen war der Hüttengründer Gustav Lehrkind aus (Hagen-) Haspe in der Branche kein unbeschriebenes Blatt, hatte er doch bereits an Verfahren zur Eisenveredlung mitgewirkt und dadurch internationale Reputation erlangt. Sein Betrieb in Haspe (Falkenroth, Lehrkind & Co.) hatte 1851 auf der Londoner Weltausstellung den Ersten Preis für das in seinem Betrieb entwickelte "Puddelstahl- Verfahren" erhalten.
Bei keiner anderen Hüttengründung der 1850er Jahre im westlichen Westfalen waren, mit Ausnahme der damals noch fehlenden Eisenbahnanbindung, die Standortbedingungen so gut wie in Haßlinghausen. Anfang der 1850er Jahre waren im Raum zwischen Hattingen und Haßlinghausen ergiebige Eisenerzlager zwischen den Steinkohleflözen entdeckt worden, so daß sowohl Kohle als auch Erz direkt auf dem Haßlinghauser Hüttengelände zu Tage gefördert werden konnten. Allerdings stand die Eisenhütte Haßlinghausen im Vergleich zu anderen vergleichbaren Hüttenwerken nicht in unmittelbarer Nähe eines Gewässers, sondern an der Flanke eines Höhenrückens, so daß es von Anfang an Probleme mit dem enormen Wasserverbrauch der Hochöfen und bei der Koksherstellung gab. Auch an die weitere Errichtung eines Walzwerkes war unter diesen Bedingungen nicht zu denken.
Zwecks weiterer Kapitalerschließung gründeten die Eigentümer der Haßlinghauser Hütte im März 1856 den "Berg- und Hütten- Aktienverein Neuschottland" mit Hauptsitz in Dortmund. Bereits wenige Tage nach der Emission waren sämtliche Aktien im Wert von zwei Millionen Talern gezeichnet, ohne daß das Unternehmen bereits produziert hätte. Auch die von der Familie Harkort erworbenen Eisensteinfelder waren noch nicht bezahlt. Die damaligen Aktieninvestoren waren in erster Linie ostelbische Junker, Berliner Rentiers und Finanzkapital aus dem Frankfurt- Darmstädter Raum. Mit dem im Mai 1856 in Betrieb genommenen Hochofen in Haßlinghausen war zugleich der modernste seiner Art in Form einer modularen Leichtbaukonstruktion entstanden. "Haßlinghausen" galt zu dieser Zeit in den Kolumnen der überregionalen Zeitungen als Synonym für Fortschritt in der industriellen Eisenverhüttung.
Die Geschichte der Haßlinghauser Hütte wurde nicht nur von herausragenden Persönlichkeiten geprägt, deren Wirken das Industriezeitalter begründete. Es war gleichzeitig auch die Zeit tiefgreifender sozialer und kultureller Umwälzungen, die von den "einfachen Menschen" mitgetragen wurden. Bis in die 1860er Jahre hinein bildeten belgische Arbeiter, meist Wallonen aus der Umgebung Lüttichs, in Haßlinghausen das Rückgrat der Arbeiter an den Hochöfen und Koksbatterien, so daß Französisch für lange Jahre an den Öfen die nicht unübliche "Amtssprache" gewesen sein dürfte. Wallonische Kinder besuchten die Elementarschulen im Ort neben Siegerländern, Hessen, Württembergern und den einheimischen Westfalen. Trotz dieser Zuwanderung rekrutierte sich ca. die Hälfte der Belegschaft aus Familien, die bereits lange vor der Gründung der Hütte in den Ämtern Haßlinghausen und Sprockhövel ansässig gewesen waren. Auch viele der "Zugereisten" hatten sich bereits vorher in der näheren Umgebung niedergelassen, so im Tal der Wupper. Die Lebens- und Arbeitsbedingungen für Arbeiter dieser Jahre waren hart, zumal oft Löhne gezahlt wurden, die kaum das Existenzminimum abdeckten. Die Arbeiter fuhren Zwölfstundenschichten und unterlagen permanenter Unfallgefahr und den Gefahren der giftigen Abgase aus den Hochöfen und Koksbatterien; auch galten die Haßlinghäuser Wohnverhältnisse dieser Zeit für Arbeiterfamilien als katastrophal. In der nur wenige Häuser umfassenden Werkssiedlung dürften damals um die zweihundert Menschen gewohnt haben.
Sowohl der rapide technische Fortschritt als auch die krisenhafte wirtschaftliche Entwicklung, die in der "Gründerkrise" der 1870er Jahre kulminieren sollte, verursachten eine tiefgreifende Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse Haßlinghausens. So verschwanden Ende der 1860er Jahre zunächst die Namen der belgischen Arbeiter aus den Melderegistern, bedingt durch die Erfindung der "Schlackenform", durch die die Arbeit der besser bezahlten belgischen Spezialisten weitgehend überflüssig wurde. Nun konnten auch weniger erfahrene Arbeiter nach relativ kurzer Anlernzeit die deutlich vereinfachten Verrichtungen am Hochofen ausführen und wurden dementsprechend auch schlechter bezahlt. Betraf diese Entwicklung noch eine verhältnismäßig kleine Gruppe von Hüttenspezialisten , so geriet die Arbeitswelt in Haßlinghausen mit der endgültigen Schließung der Hütte im Jahre 1875 völlig aus den Fugen. Man darf davon ausgehen, daß zu diesem Zeitpunkt rund ein Drittel der Bevölkerung von Sprockhövel und Haßlinghausen von der Produktion auf der Hütte wirtschaftlich abhängig war. In den darauffolgenden Monaten verließen schätzungsweise 25 Prozent der arbeitsfähigen Bevölkerung die Amtsbezirke Sprockhövel und Haßlinghausen, vornehmlich in Richtung nördliches Ruhrrevier. Mit Beginn der Gründerkrise hatte sich, bedingt durch Massenentlassungen in der Montanindustrie, ein ganzes Heer von Nichtseßhaften gebildet, das in der Größenordnung einer Großstadt für viele Jahre zwischen Duisburg und Dortmund auf der Suche nach Arbeit und einem menschenwürdigen Leben hin- und hervagabundierte.
Mit der Schließung der Haßlinghauser Hütte waren gleichzeitig auch sämtliche Eisenerzzechen der Region geschlossen worden, so daß die Kohlenzechen rund zwei Drittel ihrer Belegschaften entließen und die Löhne der noch verbliebenen Bergleute um mehr als ein Drittel sanken, bis schließlich Ende der 1870er Jahre im Amt Sprockhövel der Bergbau für rund zwanzig Jahre ganz eingestellt wurde. Mit Blick auf den recht breit gestreuten, jedoch wenig ertragreichen bäuerlichen Grundbesitz setzten die Behörden in diesem Zeitrahmen nur noch darauf, daß Mißernten ausblieben und es den Menschen gelänge, sich per Selbstversorgung über Wasser zu halten.