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    Freitag, 6. Januar 2023, 14:32

    Rudolf Hillebrecht und die autogerechte Stadt

    Bis zum Zweiten Weltkrieg galt Hannover als städtebaulich sehr gelungen, obwohl sich der Ort bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bei entsprechend starker Bevölkerungszunahme von einer eher beschaulichen Residenz- in eine Arbeiterstadt verwandelte. Ab 1943 begann dann die Zeit der großen Bombenangriffe, durch die Hannovers Zentrum weitgehend zerstört wurde.
    Planerisch wiedererstanden ist Hannover nach 1945 vor allem durch seinen langjährigen Stadtbaurat Rudolf Hillebrecht (1910- 1999) , der bundesweit als der bedeutendste Stadtplaner der Nachkriegsära gilt. Bis heute streiten sich die Gemüter darüber, ob Hillebrecht durch den Abriß noch erhaltener alter Bausubstanz Hannover den Rest verpaßt habe oder der Stadt ein neues, modernes Nachkriegsgesicht gegeben hat.
    In den letzten Jahren gehörte es beinahe zum guten Ton, Hillebrecht posthum niederzumachen, da er in Hannover den Prototypen einer "autogerechten Stadt" schuf, die heute vielen als nicht mehr zeitgemäß erscheint. Er ließ für die Stadthistorie wichtige, in der Bausubstanz noch weitgehend erhaltene Objekte wie das Friederikenschlößchen, die Wasserkunst oder die Tränenburg dem Erdboden gleichmachen, weil sie seiner Grundidee von einer modernen, aufgelockerten Stadt im Wege standen. Man täte Hillebrecht unrecht, wenn man ihn allein auf seinen Abrißwahn reduzieren würde, obwohl er als Anhänger des "Bauhauses" insbesondere mit den meisten Gründerzeitbauten nichts anzufangen wußte. Als Mitglied des Wiederaufbaustabs besuchte Hillebrecht bereits während des Krieges zahlreiche deutsche Städte nach den teils verheerenden Luftangriffen, so auch Hannover nach der vernichtenden Bombennacht vom 8. auf den 9. Oktober 1943.
    Im Juni 1948 wählte ihn der Stadtrat von Hannover zum Stadtbaurat. Hillebrecht warf daraufhin in einer der ersten Ratssitzungen den kompletten Plan zum Wiederaufbau der Stadt über den Haufen und präsentierte seine Idee, eine breite Verkehrsschneise um die Alt- und Innenstadt zu schlagen, den heutigen Cityring, und um die Kernstadt ein Tangentensystem zu errichten, die heutigen Schnellwege wie Westschnellweg, Südschnellweg, Messeschnellweg usf. Wer die Dimensionen der Ideen von Hillebrecht verstehen will und ein wenig hannoverkundig ist, muß wissen, daß bis dahin der komplette Fernverkehr über den Kröpcke und das Steintor lief.
    Bei seinem revolutionären Konzept zur Erneuerung der Innenstadt stieß Hillebrecht auf starken Widerstand, da er von rund 1200 Grundstückseigentümern verlangte, "freiwillig" auf einen Teil ihrer Areale zu verzichten. Hier war äußerste Diplomatie gefragt, und Hillebrecht soll zur Durchsetzung seiner Pläne mehr als 600 (!) Gespräche geführt haben. Noch heute zeugen an vielen Stellen der City von Hannover die Grundstückszuschnitte von seinen "Erfolgen", da z.B. in der Fußgängerzone viele der Vorkriegskeller breiter sind als die Nachkriegsbauten darüber, da sich nur so breite Schneisen für die moderne Stadtplanung schlagen ließen.
    Im Jahre 1951 fand die Bauaustellung "Constructa" in Hannover statt, für die in der Südstadt als Vorzeigeobjekt der "Constructa- Block" entstand. Hillebrecht glorifizierte diese architektonisch sehr schlichten Bauten nicht, sondern bezeichnete den Wiederaufbau nach 1945 realistisch als "mangelnde Qualität bei aller quantitativen Leistung". Denn in der niedersächsischen Landeshauptstadt fehlten damals tausende Wohnungen, und zu den ausgebombten Hannoveranern kamen zehntausende von Ostvertriebenen, so daß die blanke Wohnungsnot herrschte. Hillebrecht provozierte mit einem besonderen Plakat während der "Constructa", da ihm mißfiel, daß im noch jungen Grundgesetz Privateigentum an Grund und Boden höher gewichtet wurde als die staatliche Stadtplanung, was ihm seine Aufgaben deutlich erschwerte. Bundesweit erhielt der Stadtplaner dagegen Anerkennung, da moderne, offene, verkehrsgerechte Städte im Zuge der beginnenden Massenmotorisierung insbesondere nach amerikanischem Vorbild zu dieser Zeit allgemein als erstrebenswert galten. Die Zeitschrift "Der Spiegel" ließ im Jahre 1959 Hillebrecht mit dem "Wunder von Hannover" sogar eine eigene Titelgeschichte zukommen.
    Unter Hillebrecht bauten die bekanntesten Architekten der frühen Nachkriegsjahrzehnte in Hannover. Walter Henn schuf die VGH- Zentrale am Schiffgraben, F.-W. Kraemer entwarf am Maschsee das Funkhaus des NDR, Ernst Zinßer baute mit dem Conti- Gebäude am Königsworther Platz das erste Nachkriegshochhaus in Deutschland , und Heinz Wilke projektierte den Flughafen Langenhagen.
    Als großer Verdienst Hillebrechts in Bezug auf historische Bausubstanz darf seine Rettung des Leineschlosses gelten, das zu einem Teil des niedersächsischen Landtags wurde. Der langjährige Stadtbaurat wurde mit Auszeichnungen geradezu überschüttet und erhielt zahlreiche Arbeitsangebote, z.B. aus Berlin, Bonn und Hamburg, blieb aber trotzdem seiner Heimatstadt Hannover treu. Und so bleiben von Hillebrecht zwei Seiten der Nachwelt erhalten. Die eine, die die Ruine der Nikolaikapelle an der Goseriede (das älteste Gebäude der Innenstadt) abreißen wollte, was nur teilweise gelang, und die andere, die mit unermüdlicher Energie dem Hannover der Nachkriegszeit ein neues Gesicht gegeben und so den Aufbruch in die Nachkriegsmoderne geprägt hat. Hillebrecht handelte bisweilen städtebaulich ohne Rücksicht auf Verluste, war aber gelegentlich doch zu tieferen Einsichten fähig. Er formte die werdende Messestadt als aufstrebenden Wirtschaftsstandort mit Größen wie VW, Conti und Hanomag nach seinen Prinzipien: aufgelockert, mit guter Infrastruktur und klarer Gliederung. Doch als er feststellte, daß vielen Bürgern die neue Stadt zu kalt und gesichtslos wurde, ließ er in der weitgehend zerstörten Altstadt Fachwerkhäuser zu einer neuen Traditionsinsel aufbauen, um den mittelalterlichen Kern wieder erlebbar zu machen.

    www.youtube.com/watch?v=aYXctX5XA3c
    www.youtube.com/watch?v=KbXAYv9Su9Y

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    Sonntag, 8. Januar 2023, 00:46

    Ich fand es immer aeusserst kompliziert, mich mit dem Auto in Hannover zurecht zu finden.
    Leider hat man auch Braunschweig in punkto Schnellstrassen rings um die Stadt dermassen veraendert, dass wir das Haus meiner Mutter sowohl 2015 als auch letzten Mai wieder nur dank GPS finden konnten.

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    Sonntag, 8. Januar 2023, 13:40

    Hannover und Hamburg

    Hannover geht eigentlich, abgesehen von den Kreiseln auf den Schnellwegen, die für einige sehr gewöhnungsbedürftig sind. "Komplizierter" fand ich stets Hamburg, vor allem die Strecke vom CCH über das Bismarckdenkmal bis zu den Elbbrücken Richtung A 7 (Hannover). Was aber wohl auch daran lag, daß ich nicht in HH heimisch war.
    Die Innenstädte versuche ich parktechnisch meist zu umgehen. So habe ich jahrzehntelang in Hannover auf dem Klagesmarkt geparkt, von dem es nur zu Fuß nur ca. zehn Minuten bis in die Fußgängerzone sind. Leider ist diese Fläche mittlerweile überbaut worden.

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    Sonntag, 8. Januar 2023, 15:26

    RE: Hannover und Hamburg

    Ich glaube, wir haben in den 80er Jahren immer den Wagen im Karstadt Parkhaus in Hannover abgestellt, als es noch affordable war.
    In den 90er Jahren stellten wir das Auto einmal und nie wieder im Karstadt Parkhaus in der Moenckebergstrasse/Hamburg ab und mussten 20 DM bezahlen fuer weniger als 4 Stunden. Von da an fuhren wir per U-Bahn zur Moenckebergstrasse.
    Zwar entstanden damals viele Einkaufszentren am Hamburger Stadtrand, aber meine Lieblingsgeschaefte waren halt in der Moenckebergstrasse und im Hanseviertel. Da kam das Heroldcenter in Norderstedt nicht mit.

    In Hamburg, wo ich von 1987 bis 2002 lebte, fuhr ich nur die Strecke HH-Langenhorn bis zur Bogenallee (dort befand sich das Kinoarchiv) mit dem Auto mangels air condition in der U-Bahn, wo mir im Sommer paarmal schlecht geworden ist, deshalb habe ich praktisch keinerlei Erfahrung mit Autofahren in HH.
    Hin und wieder fuhr ich zum Flughafen.
    Nach meiner Scheidung (1997) fuhr ich nur noch mit der U-Bahn bzw mit dem Bus, aber ich lieh mir einmal im Jahr im Dezember ein Auto, um zum Weihnachtsmarkt nach Luebeck zu fahren, der viel schoener ist als die Weihnachtsmaerkte in Hannover und Hamburg. Vor allem gab es dort die Adventsausstellung im Heilig Geist Hospital und als kroenenden Abschluss Marzipantorte im Café Niederegger. :D
    Den Klagesmarkt kenne ich nur vom Erzaehlen meiner Ex-Schwiegereltern.
    Hannover geht eigentlich, abgesehen von den Kreiseln auf den Schnellwegen, die für einige sehr gewöhnungsbedürftig sind. "Komplizierter" fand ich stets Hamburg, vor allem die Strecke vom CCH über das Bismarckdenkmal bis zu den Elbbrücken Richtung A 7 (Hannover). Was aber wohl auch daran lag, daß ich nicht in HH heimisch war.
    Die Innenstädte versuche ich parktechnisch meist zu umgehen. So habe ich jahrzehntelang in Hannover auf dem Klagesmarkt geparkt, von dem es nur zu Fuß nur ca. zehn Minuten bis in die Fußgängerzone sind. Leider ist diese Fläche mittlerweile überbaut worden.

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    Sonntag, 8. Januar 2023, 15:52

    Hannover City heute

    @chrissie777 Was ich nie verstanden habe: warum ist der Bereich HH Moenckebergstraße nie in eine Fußgängerzone resp. Flaniermeile umgewandelt worden ? Ich fand bei meinen (meist geschäftlichen) Hamburgbesuchen das Rathaus und die Gegend um den Alten Fischmarkt mit seinen Backstein- Kontorhäusern sehr schön, aber die Moenckebergstraße schien mir doch sehr zurückgeblieben.
    Wie auch immer: auch die City Hannovers hat derzeit massive Probleme. Praktisch alle Ankergeschäfte wie Karstadt oder Horten sind dicht oder stehen wie der Kaufhof vor der Schließung, und weitere werden folgen. Auch sämtliche günstigen Möglichkeiten zum Essengehen wie das Karstadt- Restaurant oder der Wurst- Basar sind seit Jahren dicht.
    Nachstehend der Link zu einem aktuellen Spaziergang durch Hannovers City (Stand: Sommer 2022):

    www.youtube.com/watch?v=W4Ps5BowY_4

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    Montag, 9. Januar 2023, 14:11

    RE: Hannover City heute heute

    Das ging mir nicht anders, als wir 1987 nach HH zogen. Es gab lediglich ein kurzes Stueck auf der Poststrasse (Hanse Viertel), wo keine Autos fuhren, wenn ich mich recht erinnere.
    In Braunschweig war eine ausgedehnte Fussgaengerzone schon in den spaeten 60er Jahren vorhanden, die dann immer mehr erweitert wurde.
    @chrissie777 Was ich nie verstanden habe: warum ist der Bereich HH Moenckebergstraße nie in eine Fußgängerzone resp. Flaniermeile umgewandelt worden ? Ich fand bei meinen (meist geschäftlichen) Hamburgbesuchen das Rathaus und die Gegend um den Alten Fischmarkt mit seinen Backstein- Kontorhäusern sehr schön, aber die Moenckebergstraße schien mir doch sehr zurückgeblieben.