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Denn die Möglichkeiten, seinen Urlaub privat zu gestalten, waren eher begrenzt. Hotels des Reisebüros der DDR waren eine Seltenheit und entsprechende Zimmer nur mit sehr viel Glück und Geduld zu erhalten. Selbst mit Privatquartieren sah es in den begehrten Urlaubsgebieten nicht viel besser aus. So regelte das DDR- Grenzgesetz, daß insbesondere an der Ostseeküste dortige Einheimische ihre Privaträume nur an Verwandte vermieten durften; eine Regelung, an die sich in der Praxis jedoch kaum jemand hielt und Schwarzvermietungen eher die Regel als die Ausnahme waren. Selten erhielt man über eine Anzeige in der "Wochenpost" ein nettes Privatquartier, das man sich dann über viele Jahre zu sichern wußte. Ansonsten half nur ein ganzes Netz von guten Beziehungen zu Freunden, Bekannten oder Verwandten. Gern wurde auch "kompensiert", so daß ein Sommerquartier an der Ostsee schon einmal einen Satz Autoreifen für den Trabi oder Wartburg der Gastgeberfamilie einbringen konnte. Wer individuell reisen wollte, z.B. in Form eines Angelurlaubs an einem der malerischen mecklenburgischen Seen, brauchte vielfältige Beziehungen.
Zur Kindheit in der DDR gehörte für Millionen auch der Aufenthalt in einem Ferienlager. Viele erinnerten sich in späteren Jahren z.B. an Nachtwanderungen, Diskobesuche und erste kleine Romanzen. Mit dem eigenen Boot die Ostsee zu befahren, war dagegen streng verboten, da auch hier die stetige Gefahr einer Republikflucht im Raum stand. Jugendliche trampten stattdessen an den Sommerwochenenden mit wenig Gepäck und Gitarre an die Küste und campten wild in den Stranddünen, was offiziell ebenfalls streng verboten war, so daß die Sicherheitsorgane dort besonders häufig nach dem Rechten sahen und selbst Luftmatratzenschwimmer schnell wieder an den Strand zurückbeorderten. Zwar durften die Strandabschnitte ab 20 Uhr nicht mehr betreten werden, jedoch hielt sich in der Urlaubspraxis kaum jemand daran.
Urlaub ganz privat konnte aber auch der Sommer im eigenen Garten oder der "Datsche" sein. Viele Familien hatten sich ihren Schrebergarten mit dem dazugehörigen Häuschen so ausgebaut, daß man hier bequem die Sommerferien mit der ganzen Familie verbringen konnte.
Gute Beziehungen waren auch für das Campen nötig, denn auch die Campingplätze waren während der Sommerferien heillos überlaufen. Aber selbst das Anstehen nach Broiler, Bier oder Brause und die meist eher bescheidenen sanitären Anlagen schreckten die meisten Camper nicht ab. Im Jahre 1954 zählten die DDR- Statistiker erst 10.000 Camper, 1959 bereits 172.000 und zwanzig Jahre später schon eine halbe Million. Um jedoch einen der begehrten Zeltplätze ergattern zu können, mußte man sich mindestens ein halbes Jahr vorher anmelden. Doch nicht nur die Zeltpätze waren heiß begehrt, auch die Campingzelte entpuppten sich als ständige Mangelware, die oft nur unter der Hand zu bekommen waren.
Die "Riviera" der DDR- Urlauber lag am Schwarzen Meer. Wer im Urlaub auf die Krim, nach Rumänien oder Bulgarien wollte, brauchte Geld, Geduld im Reisebüro und vor allem einen guten Leumund, um ein Visum ergattern zu können. Unbürokratisch gestaltete sich nur die Einreise in die CSSR und nach Polen, nachdem am 1. Januar 1972 Visafreiheit mit diesen Ländern vereinbart worden war. Diese wurde erst nach Verhängung des Kriegsrechts in Polen 1981 wieder aufgehoben. Tschechische Kronen gab es dagegen zum Bedauern vieler DDR- Touristen nur rationiert, denn das Angebot in tschechischen Läden war oft sehr bunt und reichhaltig.
Goldstrand, Albena und der Sonnenstrand am Schwarzen Meer waren Bulgariens traditionsreichste Seebäder, doch galten derartige Urlaubsziele für DDR- Bürger als sehr teuer. Unkomplizierter waren Reisen mit den sogenannten "Freundschaftszügen". Wer dort mitfahren durfte, entschieden allerdings der Betrieb, das Jugendreisebüro oder die FDJ. Als das beliebteste sozialistische Urlaubsland galt dagegen Ungarn, wohin im Sommer ganze Trabi- Karawanen zogen, um am Balaton die Sonne und auch gelegentliche Westprodukte zu genießen. Auch Kuba oder Jugoslawien kamen in Betracht, jedoch erleicherten hier der offene Ozean oder die Grenze nach Italien deutlich eine mögliche Republikflucht, weshalb nur ideologisch völlig unbedenkliche Bürger in den Genuß dieser Reisen kamen.
Seit dem Mauerbau am 13. August 1961 blieben Reisen ins kapitalistische Ausland für die Masse der DDR- Bürger unerreichbar. Ausschließlich Rentner konnten ab Mitte der 60er Jahre vorbehaltlos z.B. in die Bundesrepublik reisen, denn wenn sie "drüben" blieben, ersparten sie dem System die Kosten weiterer Rentenzahlungen.
www.youtube.com/watch?v=gkM6Gk4j_Gw
Jeder gelernte DDR- Bürger wußte, daß es sie gab, und gerade in vielen kleineren Gemeinden kannte man Roß und Reiter oft sehr genau, obwohl gerade das nicht beabsichtigt war, während bei den Einwohnern der Großstädte oft ein diffuses Gefühl des "Kontrolliertseins" vorherrschte, das meist nicht genauer definiert werden konnte.
Wer waren nun die Inoffiziellen Mitarbeiter (IM), die im Alltagsleben der DDR eine nicht zu unterschätzende Rolle spielten ? IM galten als eines der wichtigsten Instrumente des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), um Informationen über einzelne Bürger, die sozialistische Gesellschaft als Ganzes, ihre Institutionen und Organisationen zu gewinnen. In der Bevölkerung der DDR galten IM je nach weltanschaulicher oder politischer Ausrichtung als Spitzel, Denunzianten oder Kundschafter, die vor allem wichtige Informationen über Stimmungen, Einstellungen und Meinungen der DDR- Bürger sammeln und an das MfS weiterleiten sollten.
Uwe, waren es denn nicht unter anderem auch die gewaltigen Stasi Kosten fuer die Spitzel, die zum finanziellen Zusammenbruch der Ex-DDR fuehrten?Jeder gelernte DDR- Bürger wußte, daß es sie gab, und gerade in vielen kleineren Gemeinden kannte man Roß und Reiter oft sehr genau, obwohl gerade das nicht beabsichtigt war, während bei den Einwohnern der Großstädte oft ein diffuses Gefühl des "Kontrolliertseins" vorherrschte, das meist nicht genauer definiert werden konnte.
Wer waren nun die Inoffiziellen Mitarbeiter (IM), die im Alltagsleben der DDR eine nicht zu unterschätzende Rolle spielten ? IM galten als eines der wichtigsten Instrumente des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), um Informationen über einzelne Bürger, die sozialistische Gesellschaft als Ganzes, ihre Institutionen und Organisationen zu gewinnen. In der Bevölkerung der DDR galten IM je nach weltanschaulicher oder politischer Ausrichtung als Spitzel, Denunzianten oder Kundschafter, die vor allem wichtige Informationen über Stimmungen, Einstellungen und Meinungen der DDR- Bürger sammeln und an das MfS weiterleiten sollten.
Die Züge der Deutschen Bundesbahn und Deutschen Reichsbahn der DDR waren unsere ausschließlichen Beförderungsmittel während der Reisen zu unseren Verwandten in der DDR in den 60er Jahren, da meine Mutter keinen Führerschein besaß und sich uns somit keine Alternativen boten. Bereits damals fielen uns die zahlreichen "Bummelzüge" auf ostdeutschem Gebiet auf, deren verhältnismäßig geringe Geschwindigkeit jedoch auch begründet war, wie der nachfolgende Blog unter Beweis stellt.
Uwe, waren es denn nicht unter anderem auch die gewaltigen Stasi Kosten fuer die Spitzel, die zum finanziellen Zusammenbruch der Ex-DDR fuehrten?Jeder gelernte DDR- Bürger wußte, daß es sie gab, und gerade in vielen kleineren Gemeinden kannte man Roß und Reiter oft sehr genau, obwohl gerade das nicht beabsichtigt war, während bei den Einwohnern der Großstädte oft ein diffuses Gefühl des "Kontrolliertseins" vorherrschte, das meist nicht genauer definiert werden konnte.
Wer waren nun die Inoffiziellen Mitarbeiter (IM), die im Alltagsleben der DDR eine nicht zu unterschätzende Rolle spielten ? IM galten als eines der wichtigsten Instrumente des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), um Informationen über einzelne Bürger, die sozialistische Gesellschaft als Ganzes, ihre Institutionen und Organisationen zu gewinnen. In der Bevölkerung der DDR galten IM je nach weltanschaulicher oder politischer Ausrichtung als Spitzel, Denunzianten oder Kundschafter, die vor allem wichtige Informationen über Stimmungen, Einstellungen und Meinungen der DDR- Bürger sammeln und an das MfS weiterleiten sollten.
Da hast du sicherlich recht, aber die Bezahlung der zahlreichen Stasi- Spitzel war nur einer von zahllosen Haushaltsposten, der die DDR in den wirtschaftlichen Ruin geführt hat. Schwerpunkte dürften die hohen Militärausgaben (inkl. Grenzsicherung) und vor allem die gigantischen staatlichen Subventionen für viele Dinge des täglichen Bedarfs gewesen sein, angefangen von den Schrippen (Brötchen) für nur fünf Pfennig bis zu den Fahrpreisen für Busse und Bahnen. Ich kann mich erinnern, daß ein Busticket von Seeben nach Halle nur zwanzig Pfennig gekostet hat und auch nicht kontrolliert wurde, ob überhaupt bezahlt worden war.
An Weihnachten 1960 (mein erster DDR Besuch) und 1961 und 1962 muessen wir auch per Zug in die DDR gefahren sein, aber ab 1963 hatten wir einen Kaefer und fuhren nur noch mit dem Auto rueber. Ich erinnere mich an Spiegel an langen Stangen, die unter das Auto gehalten wurden.Die Züge der Deutschen Bundesbahn und Deutschen Reichsbahn der DDR waren unsere ausschließlichen Beförderungsmittel während der Reisen zu unseren Verwandten in der DDR in den 60er Jahren, da meine Mutter keinen Führerschein besaß und sich uns somit keine Alternativen boten. Bereits damals fielen uns die zahlreichen "Bummelzüge" auf ostdeutschem Gebiet auf, deren verhältnismäßig geringe Geschwindigkeit jedoch auch begründet war, wie der nachfolgende Blog unter Beweis stellt.
Was für die Erwachsenen der "Wartburg" oder "Trabi" war, bildeten für die Heranwachsenden die MZ- Motorräder aus Zschopau. Diese Maschinen bestimmten über lange Jahre das Geschehen auf den internationalen Rennpisten mit. Eine "Schwalbe" oder ein anderes Moped aus der Produktion der Suhler Fahrzeugwerke bildete häufig den ersten motorisierten Untersatz der DDR- Jugend. Mopeds oder Kleinkrafträder aus Thüringen waren deshalb ein beliebtes Geschenk zur Jugendweihe oder Konfirmation und bildeten oft einen erheblichen Anreiz zum Sparen. Vorher mußte allerdings der Mopedschein erworben werden.
www.youtube.com/watch?v=e6IeUQtJQT4
Insgesamt bekam ich zu meiner Konfirmation im Frühjahr 1971 Zuwendungen von um die 500,- DM, von denen ich mir im wesentlichen ein Grundig- Tonbandgerät zulegte, da die damaligen Kassettenrekorder teilweise noch sehr unzuverlässig funktionierten (Bandsalat). Soweit ich mich erinnere, kam das Geld von meinen Eltern und einigen Verwandten, während meine beiden Paten ein Totalausfall waren. Patenonkel Horst M. galt in den Augen meines Vaters als Nichtsnutz und Versager, während Patentante Lydia A. wegen vorangegangener Erbschaftsstreitigkeiten nicht zugegen war.
Das Tonbandgerät habe ich heute noch, es müßte jedoch gereinigt und neu geölt werden.
Konfessionslosigkeit ist bei den heutigen Bewohnern der neuen Bundesländer der Normalfall, Religion spielt bei den meisten ehemaligen DDR- Bürgern eine allenfalls untergeordnete Rolle. Dabei waren nach dem Zweiten Weltkrieg auch östlich der Elbe noch 96 Prozent der Menschen zumindest formell Mitglieder einer christlichen Konfession. Wie konnte es zu diesem radikalen Wandel kommen ?
Die Ausgangssituation war während der Wendezeit im Jahre 1989 für beide deutsche Staaten höchst unterschiedlich. Auf dem Gebiet der Bundesrepublik gab es immer noch eine weit verbreitete Kultur der Konfessionszugehörigkeit, obwohl auch hier seit den frühen 70er Jahren vermehrt Kirchenaustritte und eine abnehmende kirchliche Verbundenheit festzustellen waren. Dagegen hatte der Sozialismus ostdeutscher Prägung allmählich eine "forcierte Säkularität" und eine "Kultur der Konfessionslosigkeit" entstehen lassen. Die teils sehr agressive, gegen Religion und Kirchen gerichtete Politik der SED- Regierung erwies sich dabei im ehemaligen protestantisch- deutschen Kernland als so erfolgreich wie in keinem anderen sozialistischen Staat, von der CSSR und dem baltischen Estland einmal abgesehen.
Noch 1949 gehörten 81 Prozent der Gesamtbevölkerung der DDR der evangelischen Amtskirche an, während der Anteil der Katholiken lediglich vierzehn Prozent betrug. Die Ungleichverteilung zwischen den Konfessionen in Mitteldeutschland war im wesentlichen auf dessen historischer Entwicklung als Ausgangsgebiet der Reformation und eine dementsprechend tief verankerte protestantische Zugehörigkeitskultur zurückzuführen. Diese Kultur wandelte sich nach der Oktroyierung des Sozialismus markant bis hin zu der bereits angesprochenen "Kultur der Konfessionslosigkeit". Während im Jahre 1989 noch beinahe 85 % der bundesdeutschen Bevölkerung Mitglied in einer der beiden Großkirchen war, hatte sich in der DDR bis dahin der Anteil der Konfessionslosen auf fast 70 % erhöht. Auch nach 1989 blieben diese Zahlenverhältnisse weitgehend gewahrt und bilden heute eines der schärfsten Unterscheidungsmerkmale der Bevölkerung in West- und Ostdeutschland.
Als zentraler Grund für die Entkirchlichung und den Traditionsabbruch des Christentums in Ostdeutschland ist ohne Zweifel die aggressive anti- kirchliche Politik der DDR- Führung zu sehen. Sie durchlief mehrere Phasen, wobei jedem gelernten DDR- Bürger bewußt war, daß eine konfessionelle Zugehörigkeit Nachteile beruflicher und gesellschaftlicher Art nach sich ziehen konnte. Dieser Kampf der SED- Führung gegen die Kirchen brachte besonders in seiner agressiven Anfangsphase beachtliche Erfolge, so daß insbesondere die 50er Jahre durch hohe Austrittszahlen aus den christlichen Kirchen sowie dementsprechend abstürzende Tauf- und Konfirmationszahlen geprägt war. Die meisten Christen der DDR entschieden sich in der Abwägung zwischen Glaubensausübung und dem Erhalt sozialer Zugangsmöglichkeiten zu Bildung und Beruf für Letzteres. Aber auch spätere Entspannungsphasen im Verhältnis von Kirche und Staat, so geschehen in den 70er und 80er Jahren, führten keineswegs zu einer Regeneration der Kirchenmitgliedschaften, sondern die Masse der bereits Ausgetretenen verblieb stattdessen außerhalb der Religionsgemeinschaften und zog ihren Nachwuchs dementsprechend ohne jegliche religiöse Sozialisation und kirchliche Bindung auf.
Die Rahmenbedingungen für eine repressive Kirchenpolitik galten in Mitteldeutschland als Mitglied des sozialistischen Lagers als besonders günstig. Dies belegen entsprechende Vergleiche zu anderen osteuropäischen Ländern, wo allein Estland und die Tschechoslowakei ähnliche Einbrüche aufwiesen. Insbesondere die geringeren Widerstandsmöglichkeiten der evangelischen Amtskirche öffneten den Weg für einen Erfolg der rigiden Antikirchenpolitik der DDR. Anders als die katholische Kirche, die in politischen Fragen auf die Weisungen des Heiligen Stuhls in Rom verweisen konnte, waren die evangelischen Landeskirchen in der DDR unmittelber dem politischen Zwang der SED- Parteiführung ausgesetzt. Staatliche Repression, die gesellschaftliche Modernisierung der Nachkriegsjahrzehnte und eine geringere Bindungskraft des stärker auf individualisierte Religiösität zielenden Protestantismus bildeten also im "Fall Mitteldeutschland" eine für das Weiterbestehen der konfessionellen Bindung ungünstige Kombination. Sie machten die DDR dieser Zeit, wenn schon nicht zu einem Sonderfall, so doch zu einem besonders schwierigen Terrain für eine vitale Religiosität, so daß wir es in Mitteldeutschland auch über dreißig Jahre nach der Wende bereits mit einer weit verbreiteten Konfessionslosigkeit in dritter Generation zu tun haben. Heute besteht bei der überwiegenden Zahl der Bewohner der neuen Bundesländer nicht nur etwa eine eher distanzierte Hlaltung zur Kirche, sondern eine weitgehende Areligiosität und durch die mittlerweile verlorengegangenen Überlieferungen ein meist fehlendes Verständnis für religiöse und spirituelle Angelegenheiten.
www.youtube.com/watch?v=aL862u7i9Ns
Konfessionslosigkeit ist bei den heutigen Bewohnern der neuen Bundesländer der Normalfall, Religion spielt bei den meisten ehemaligen DDR- Bürgern eine allenfalls untergeordnete Rolle. Dabei waren nach dem Zweiten Weltkrieg auch östlich der Elbe noch 96 Prozent der Menschen zumindest formell Mitglieder einer christlichen Konfession. Wie konnte es zu diesem radikalen Wandel kommen ?
Die Ausgangssituation war während der Wendezeit im Jahre 1989 für beide deutsche Staaten höchst unterschiedlich. Auf dem Gebiet der Bundesrepublik gab es immer noch eine weit verbreitete Kultur der Konfessionszugehörigkeit, obwohl auch hier seit den frühen 70er Jahren vermehrt Kirchenaustritte und eine abnehmende kirchliche Verbundenheit festzustellen waren. Dagegen hatte der Sozialismus ostdeutscher Prägung allmählich eine "forcierte Säkularität" und eine "Kultur der Konfessionslosigkeit" entstehen lassen. Die teils sehr agressive, gegen Religion und Kirchen gerichtete Politik der SED- Regierung erwies sich dabei im ehemaligen protestantisch- deutschen Kernland als so erfolgreich wie in keinem anderen sozialistischen Staat, von der CSSR und dem baltischen Estland einmal abgesehen.
Noch 1949 gehörten 81 Prozent der Gesamtbevölkerung der DDR der evangelischen Amtskirche an, während der Anteil der Katholiken lediglich vierzehn Prozent betrug. Die Ungleichverteilung zwischen den Konfessionen in Mitteldeutschland war im wesentlichen auf dessen historischer Entwicklung als Ausgangsgebiet der Reformation und eine dementsprechend tief verankerte protestantische Zugehörigkeitskultur zurückzuführen. Diese Kultur wandelte sich nach der Oktroyierung des Sozialismus markant bis hin zu der bereits angesprochenen "Kultur der Konfessionslosigkeit". Während im Jahre 1989 noch beinahe 85 % der bundesdeutschen Bevölkerung Mitglied in einer der beiden Großkirchen war, hatte sich in der DDR bis dahin der Anteil der Konfessionslosen auf fast 70 % erhöht. Auch nach 1989 blieben diese Zahlenverhältnisse weitgehend gewahrt und bilden heute eines der schärfsten Unterscheidungsmerkmale der Bevölkerung in West- und Ostdeutschland.
Als zentraler Grund für die Entkirchlichung und den Traditionsabbruch des Christentums in Ostdeutschland ist ohne Zweifel die aggressive anti- kirchliche Politik der DDR- Führung zu sehen. Sie durchlief mehrere Phasen, wobei jedem gelernten DDR- Bürger bewußt war, daß eine konfessionelle Zugehörigkeit Nachteile beruflicher und gesellschaftlicher Art nach sich ziehen konnte. Dieser Kampf der SED- Führung gegen die Kirchen brachte besonders in seiner agressiven Anfangsphase beachtliche Erfolge, so daß insbesondere die 50er Jahre durch hohe Austrittszahlen aus den christlichen Kirchen sowie dementsprechend abstürzende Tauf- und Konfirmationszahlen geprägt war. Die meisten Christen der DDR entschieden sich in der Abwägung zwischen Glaubensausübung und dem Erhalt sozialer Zugangsmöglichkeiten zu Bildung und Beruf für Letzteres. Aber auch spätere Entspannungsphasen im Verhältnis von Kirche und Staat, so geschehen in den 70er und 80er Jahren, führten keineswegs zu einer Regeneration der Kirchenmitgliedschaften, sondern die Masse der bereits Ausgetretenen verblieb stattdessen außerhalb der Religionsgemeinschaften und zog ihren Nachwuchs dementsprechend ohne jegliche religiöse Sozialisation und kirchliche Bindung auf.
Die Rahmenbedingungen für eine repressive Kirchenpolitik galten in Mitteldeutschland als Mitglied des sozialistischen Lagers als besonders günstig. Dies belegen entsprechende Vergleiche zu anderen osteuropäischen Ländern, wo allein Estland und die Tschechoslowakei ähnliche Einbrüche aufwiesen. Insbesondere die geringeren Widerstandsmöglichkeiten der evangelischen Amtskirche öffneten den Weg für einen Erfolg der rigiden Antikirchenpolitik der DDR. Anders als die katholische Kirche, die in politischen Fragen auf die Weisungen des Heiligen Stuhls in Rom verweisen konnte, waren die evangelischen Landeskirchen in der DDR unmittelber dem politischen Zwang der SED- Parteiführung ausgesetzt. Staatliche Repression, die gesellschaftliche Modernisierung der Nachkriegsjahrzehnte und eine geringere Bindungskraft des stärker auf individualisierte Religiösität zielenden Protestantismus bildeten also im "Fall Mitteldeutschland" eine für das Weiterbestehen der konfessionellen Bindung ungünstige Kombination. Sie machten die DDR dieser Zeit, wenn schon nicht zu einem Sonderfall, so doch zu einem besonders schwierigen Terrain für eine vitale Religiosität, so daß wir es in Mitteldeutschland auch über dreißig Jahre nach der Wende bereits mit einer weit verbreiteten Konfessionslosigkeit in dritter Generation zu tun haben. Heute besteht bei der überwiegenden Zahl der Bewohner der neuen Bundesländer nicht nur etwa eine eher distanzierte Hlaltung zur Kirche, sondern eine weitgehende Areligiosität und durch die mittlerweile verlorengegangenen Überlieferungen ein meist fehlendes Verständnis für religiöse und spirituelle Angelegenheiten.
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