Neben Persönlichkeiten wie Davy Crockett, Daniel Boone oder Kit Carson gehört Jim Bridger zumindest in der europäischen Wahrnehmung zu den eher vergessenen amerikanischen Pionieren des 19. Jahrhunderts, und dies eigentlich völlig zu Unrecht, galt er doch als einer der fähigsten Scouts, Trapper und Entdecker des Westens der USA.
Mit einiger Wahrscheinlichkeit wurde Jim Bridger 1804 in Richmond, Virginia, geboren, obwohl es keine konkreten Nachweise aus der späteren Hauptstadt der Konföderation dafür gibt. Im Alter von acht Jahren begab er sich mit seinen Eltern und seiner Schwester gen Westen, wo sich die Familie schließlich in der Nähe von St. Louis, Missouri, ansiedelte. Im seinem Alter von zwölf und dreizehn Jahren starben bereits Bridgers Eltern, so daß der heranwachsende Junge zunächst auf einer Missouri- Fähre arbeitete, um sich und seine Schwester über die Runden zu bringen. Im Anschluß fing er eine Ausbildung in einer Schmiede an, brach diese aber bereits im Jahre 1822 wieder ab.
Im gleichen Jahr veröffentlichte der "Missouri Gazette and Public Advertiser" ein Inserat, in dem hundert Männer für einen Zeitraum von bis zu drei Jahren gesucht wurden, die bis zur Quelle des Missouri River vordringen sollten. Jim Bridger, der damals 18 Jahre alt war, bewarb sich, wurde angenommen und wurde zum Mitglied von "Ashleys Hundert", die allesamt kaum oder keine Erfahrungen mit Expeditionen in die Wildnis hatten. Dennoch sollten einige von ihnen durch diese Reise zu Experten des "Lebens in den Bergen" werden, unter ihnen auch Jim Bridger.
Im Jahre 1823 wurde die "Rocky Mountain Fur Company" gegründet, für die Bridger durch das Gebiet des heutigen South Dakota bis zum Yellowstone River zog und dort auch Kontakt mit verschiedenen Indianerstämmen hatte. Im Sommer überquerte er mit einer Jagdgruppe den South Pass und somit auch den Hauptkamm der Rocky Mountains. Während des Winters 1824/25 nutzte Jim Bridger die freie Zeit für einen Erkundungsritt entlang des Bear River nach Süden, wo er vermutlich als erster Europäer den Großen Salzsee entdeckte, den er allerdings aufgrund seines Salzgehalts fälschlich für einen Ausläufer des Pazifiks hielt.
Im Jahre 1826 schloß sich Bridger einer Gruppe von Pelzjägern an, die in der Nähe des heutigen Yellowstone- Nationalparks jagten und dort ihre Fallen aufstellten. Insgesamt war Jim Bridger in den Jahren zwischen 1822 und 1839 als Trapper und Entdecker in den Rocky Mountains aktiv und überlebte dort nicht zuletzt auch schwierige Witterungsbedingungen aufgrund seiner ausgezeichneten körperlichen Konstitution. Er durchstreifte in diesen Jahren das Gebiet des heutigen Bundesstaats Colorado bis an die kanadische Grenze und lernte auf seinen Streifzügen etliche Pioniere kennen, die in den Folgejahrzehnten berühmt werden sollten, so Persönlichkeiten wie Kit Carson, John Fremont, Joseph Meek oder John Sutter.
Bridgers Auftraggeber hatten bereits in den 1820er Jahren das System der "Rendezvous" eingeführt, bei dem sich Jäger und Fallensteller einmal im Jahr an einem vorher festgelegten Ort trafen, dort ihre Pelze verkauften und neue Vorräte entgegennehmen konnten. Gesichert ist das erste Rendevous bei Henrys Fork im Juli 1825, bei dem vermutlich auch Jim Bridger anwesend war; denn zumindest an den darauffolgenden Jahrestreffen nahm er regelmäßig teil. Beim Rendezvous von 1830 erwarben Bridger und einige andere Jäger die "Rocky Mountain Fur Company", wodurch sie zu unmittelbaren Konkurrenten der "Hudson Bay Company" sowie von John Jacob Astors "American Fur Company" wurden. Wie hart die Konkurrenz dieser Handelsfirmen sein konnte, zeigt, daß Bridger und seine Teilhaber konkurrierende Jäger bewußt in die Stammesgebiete der Blackfeet lockten, die den Weißen zu dieser Zeit feindlich gesonnen waren. Auch Bridger und seine Jäger verloren durch die Maßnahmen der Blackfeet Pferde und Fallen oder wurden bei den Auseinandersetzungen verletzt.
Im Jahre 1835 heiratete Jim Bridger Cora, eine Indianerin aus dem Stamm der Flathead. Im gleichen Jahr brachen 50 Jäger unter seiner Führung in das Stammesgebiet der Lakota und anschließend in das der Flathead auf. Die Jagd im Territorium der Blackfeet hatte sich jedoch als noch lohnender erwiesen, sodaß Bridger im darauffolgenden Jahr mit 60 Trappern erneut in dieses Gebiet eindrang, wobei einer der Trapper von den Blackfeet getötet wurde.
Die Pelzjagd hatte zwar Bridger gutes Geld eingebracht, allerdings wurde durch die immer intensivere Bejagung der Bestand z.B. an Bibern immer geringer, so daß er im Sommer 1839 nach 17 Jahren in den Rocky Mountains erstmals zu seiner Schwester in den Osten zurückkehrte und dort aufgrund seiner langjährigen Lebensgewohnheiten vor dem Haus anstatt in einem der Zimmer übernachtete. In den Folgejahren wurde Jim Bridger mehr zum Händler, z.B. durch die Gründung von Fort Bridger am Westufer des Green Rivers im Jahre 1841, wo er die Pioniere des Oregon Trails ausrüstete.
Jim Bridger genoß in diesen Jahren bereits ein hohes Ansehen als Pionier und Scout und war auch bei seinen Feinden durchaus gefürchtet. 1843 begann er im Südwesten des heutigen Staates Wyoming mit dem Bau eines zweiten Fort Bridger, das diesen Namen heute noch trägt. Allerdings behagte ihm das statische Leben als "Trader" im Fort nicht allzusehr, so daß er immer wieder zu neuen Jagdzügen in die Wildnis aufbrach, obwohl z.B. die Biberbestände bereits so gut wie ausgerottet waren.
Im Jahre 1847 heiratete Jim Bridger nach dem Tod seiner Frau Cora, die ihm drei Töchter gebar, eine Indianerin aus dem Stamm der Ute, die drei Jahre später bei der Geburt ihres zweiten Kindes verstarb. Im gleichen Jahr beriet er eher widerwillig Brigham Young und seine Mormonen über eine mögliche Ansiedlung dieser Glaubensgemeinschaft im Großen Becken, eine gegenseitige Antipathie, die in der Folgezeit noch zu einer deutlichen Konfliktverschärfung führen sollte. Bridger nutzte die sich immer mehr verstärkende Westsiedlungsbewegung, um in seinem Fort eine Schmiedewerkstaat einzurichten, die er später zu einer Raststätte für die Trecks ausbaute.
Vermutlich um 1851 heiratete Bridger zum dritten Mal Mary Washakie, eine Shoshonin, die die Tochter des bedeutenden Häuptlings Washakie war. Zwei Jahre später kam es zum offenen Konflikt mit den Mormonen, da diese Bridger verhaften wollten. Dieser hatte reichlich Alkohol und auch Waffen an die Indianer verkauft, was den Mormonen aus nachvollziehbaren Gründen ein Dorn im Auge war. Jim Bridger floh daraufhin in den Osten und gab sein Fort auf, was zu schwerwiegenden Konsequenzen führte, denn bereits 1857 führte er Armeeeinheiten in das Gebiet der Mormonen, die dort widerrechtlich einen "Staat im Staate" errichtet hatten, und bot Fort Bridger als Nachschubbasis an.
Als einer der ersten Weißen entdeckte Jim Bridger die Geysire des Yellowstone- Gebiets um 1857, möglicherweise sogar bereits um 1830, da er dieses Gebiet bereits als Jäger durchquert hatte. Auch wies er den Vermessern der Union Pacific Railroad den günstigsten Verlauf der Trasse durch die Rocky Mountains an.
Seit den späten 1860er Jahren litt Bridger zunehmend an Arthritis, Rheuma und anderen gesundheitlichen Beschwerden. Aus diesem Grund kehrte er 1868 nach Missouri zurück und ließ sich bei seinen Töchtern in Westport nieder. Er starb im Juli 1881 in Washington, Missouri.
Jim Bridger galt neben seinen anderen Talenten vor allem als begabter Geschichtenerzähler. Insbesondere an langen Winterabenden erzählten sich die Trapper und Fallensteller zahlreiche wahre und weniger wahre Geschichten, die sich zum "Rocky Mountains College" entwickeln sollten. Insbesondere viele der Beschreibungen Bridgers aus dem Yellowstone- Gebiet, die zunächst als Phantastereien abgetan wurden, sollten sich bei späteren Erkundungen als wahr herausstellen. Zwar war er Analphabet, beherrschte aber neben Englisch, Französisch und Spanisch auch drei Indianersprachen.
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