Bei uns in Deutschland ist er kaum bekannt, während er insbesondere amerikanischen Historikern ein Begriff ist und ihm sogar an der North Avenue in New Rochelle/ New York ein Denkmal gesetzt wurde. Leisler galt als führende Kraft der "Leisler Rebellion" von 1689 in New York und wird von einigen amerikanischen Historikern sogar als der "Urvater des Zweiparteiensystems" betrachtet.
Geboren wurde er um 1640, mitten im Dreißigjährigen Krieg, in dem Dorf Bockenheim, das heute ein Stadtteil von Frankfurt/ Main ist, als Sohn des reformierten Pfarrers Jacques Victorien Leisler und seiner Mutter Susanne Adelheid, geb. Wissenbach. Im Jahre 1660 wanderte er in die damals niederländische Kolonie "Nieuw Nederland" (heute New York) aus, heiratete dort eine reiche Witwe, widmete sich diversen Handelsaktivitäten und kam dadurch binnen kurzer Zeit zu einem stattlichen Vermögen.
Im Jahre 1664 nahmen die Briten den Niederländern die Herrschaft über "Nieuw Amsterdam" ab, nachdem eine Flotte unter der Führung von Richard Nicolls die damals noch recht überschaubare niederländische Kolonie bedroht hatte. Jakob Leisler wurde dadurch automatisch zu einem Untertanen der britischen Krone.
Die "Glorreiche Revolution" in England von 1688 teilte die Bewohner New Yorks in zwei deutlich zu unterscheidende soziale Gruppen. Kleine Ladenbesitzer und Farmer, Seeleute, kleine Handelsvertreter und Handwerker standen im deutlichen Gegensatz zu reichen Pelzhändlern, Kaufleuten, Rechtsanwälten sowie Offizieren der britischen Krone. Die erste Gruppe wurde von Leisler angeführt, während die wohlhabenden Einwohner New Yorks ihre Führer in Peter Schuyler, Nicholas Bayard, Stephen van Cortland, William Nicolls und anderen Repräsentanten der aristokratischen Familien des Hudson- Tals hatten.
Als den "Leislerianern" die Nachricht von der Gefangennahme des Gouverneurs Edmund Andros in Massachusetts bekannt wurde, nahmen sie am 31. Mai 1689 Fort James ein, benannten es in Fort William um und waren bereit, das Fort so lange besetzt zu halten, bis ein Gouverneur der neuen Herrschaft eingetroffen war. Auch die Aristokraten standen auf der Seite der "Glorreichen Revolution", befürworteten jedoch die Weiterführung der Herrschaft des Katholiken Jakob II., um dem Risiko einer "herrscherlosen" Zwischenphase aus dem Weg zu gehen.
Am 24. Juni 1689 stach der Vize- Gouverneuer Francis Nicholson Richtung England in See. Daraufhin wurde eine Bürgerwehr der plebejischen Partei gebildet und Jakob Leisler zu deren Anführer ernannt. Im Dezember 1689 ernannte Leisler sich kraft der Autorität eines Briefes der Heimatregierung an Nicholson zum Vizegouverneur, rief einen Rat ein und übernahm im Anschluß die Regierung der gesamten Provinz New York, um den Frieden und die Umsetzung der britischen Gesetze in dieser Provinz zu gewährleisten. Auch lud er zum ersten interkolonialen Kongreß in New York am 1. Mai 1690 ein, der vor allem eine konzertierte Aktion gegen die Franzosen und die Ureinwohner auf der Tagesordnung hatte. Bereits am 3. September wurde Colonel Henry Sloughter von der Krone zum eigentlichen kommissarischen Gouverneur ernannt, er erreichte New York jedoch erst im März 1691. Zwischenzeitlich landete im Januar 1691 Major Richard Ingoldsby mit zwei Kompanien Infanterie und verlangte von Leisler die Herausgabe des Forts, worauf dieser eine Kapitulation ablehnte. Daraufhin folgte ein erster Angriff am 17. März, der jedoch abgewiesen wurde.
Als Henry Sloughter zwei Tage später in New York eintraf, war Jakob Leisler umgehend dazu bereit, das Fort und die Verwaltungsgeschäfte an diesen zu übergeben. Sowohl Jakob Leisler als auch sein Schwiegersohn Jacob Milbourne wurden daraufhin des Hochverrats angeklagt, verurteilt und am 17. Mai 1691 hingerichtet.
Bis heute gibt es bezüglich der historischen Fakten, den Konflikt zwischen Katholiken und Protestanten und über die Bedeutung der kurzen Regentschaft Jakob Leislers sehr unterschiedliche Einschätzungen unter amerikanischen Historikern.
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