Nicht zuletzt durch die Tatsache, daß er als erster gebürtiger Deutscher Mitglied des Senats der Vereinigten Staaten und zwischen 1877 und 1881 Innenminister unter der Administration von Rutherford B. Hayes war, blieb sein Name als einer der prominentesten "Forty Eighter", die in die Vereinigten Staaten emigrierten, in nachhaltiger Erinnerung.
Geboren wurde Carl Schurz am 2. März 1829 als Sohn des Landschullehrers Christian Schurz und seiner Ehefrau Marianne in Liblar bei Köln, das heute zu Erftstadt gehört. Zwischen 1839 und 1846 besuchte er das Marzellengymnasium in Köln, mußte dieses jedoch aus finanziellen Gründen wieder verlassen und zog nach Bonn, wo er im Juli 1847 als "Externer" die Reifeprüfung bestand und im Anschluß an der Universität Bonn Philologie und Geschichte studierte.
Während der Märzrevolution von 1848 nahm Schurz am gescheiterten Sturm auf das Siegburger Zeughaus teil, begab sich 1849 über die Pfalz nach Baden und wurde dort aktiver Aufständischer. Nach der Niederlage gegen preußische Truppen flüchtete er zunächst nach Frankreich und von dort in die Schweiz. Im August 1850 reiste er unter falschem Namen nach Berlin, befreite dort seinen früheren Professor Kinkel aus dem Zuchthaus Spandau und floh mit diesem zunächst nach Schottland, das sie im Dezember 1850 erreichten. Im Juli 1852 heiratete er in London Margarethe Meyer, die im Jahre 1856 in der Freien Gemeinde zu Watertown/ Wisconsin den ersten Kindergarten der Vereinigten Staaten gründete.
Im Jahre 1852 emigrierte Carl Schurz in die Vereinigten Staaten, siedelte sich zunächst in Philadelphia an und wurde dort drei Jahre später Mitglied im Bund der Freimaurer, deren Loge "Herman Lodge No. 125" er angehörte.
Die hier zu besprechende Gruppierung gelangte insbesondere in den 1850er Jahren als nativistisch ausgerichtete "American Party" zu einer gewissen Bedeutung, die sich dezidiert gegen Einwanderer aus nichtprotestantischen Ländern wie den katholisch geprägten Teilen Deutschlands und Irlands aussprach. Wie kam es dazu ?
Gegen Ende der 1840er Jahre entstanden in den Vereinigten Staaten verschiedene nativistische, antikatholische Geheimgesellschaften, aus denen später die "Know Nothing"- Bewegung hervorging. Bereits 1849 gründete der New Yorker Anwalt Charles Allen den "Order of the Star Spangled Banner", in den nur protestantische Männer angelsächsischer Herkunft Zugang erhielten. Im Jahre 1854 gründeten dann Anhänger dieser und ähnlicher Organisationen unter Edward Zane Judson, besser bekannt unter dem Namen Ned Buntline, die "American Party". Die Bezeichnung "Know Nothing" entstammte dem Schwur von Mitgliedern dieser Bewegung, bei Befragungen Externer mit dem Satz zu antworten: "I know nothing." Eine ihrer Kernforderungen war, den Protestantismus als dominante Religion zu bewahren und den Handel und Konsum alkoholischer Getränke stärker zu kontrollieren.
Hauptzweck der "American Party" war jedoch, den Einfluß insbesondere von deutschen und irischen Neueinwanderern sowie der mit diesen oft verbundenen katholischen Kirche zu bekämpfen. In diesem Zusammenhang kam es es wiederholt zu gewalttätigen Ausschreitungen von Migliedern der "American Party" gegen Katholiken, vor allem gegen Iren, aber auch gegen deutsche Einwanderer katholischer Konfession. Hintergrund war, daß nach der großen Hungersnot in Irland und der gescheiterten Revolution von 1848 in Deutschland Hunderttausende von Iren und Deutschen in die Vereinigten Staaten auswanderten, in deren Städten die eingesessene Bevölkerung dadurch teilweise zu einer Minderheit wurde, was wiederum zu teils erheblichen sozialen Spannungen führte. Die "Know Nothings" behaupteten, daß die katholische Masseneinwanderung Teil einer päpstlichen Verschwörung sei, um die Werte der Vereinigten Staaten zu untergraben und ihre freiheitlichen Institutionen zu unterwandern. Wegen ihrer Gehorsamspflicht gegenüber dem Papst seien Katholiken grundsätzlich nicht zur Teilhabe an einem demokratischen Staatswesens geeignet. Solche und ähnliche Verschwörungstheorien wurden unter anderem von dem bekannten Erfinder Samuel Morse oder dem presbyterianischen Geistlichen Lyman Beecher verbreitet. Wiederholt griffen gewalttätige Mobs katholische Kirchen insbesondere in den Neuenglandstaaten an, da diese von der katholischen Masseneinwanderung besonders betroffen waren. Katholische Emigranten sollten nicht zu politischen Ämtern zugelassen werden, die nötige Aufenthaltsdauer bis zu einer Einbürgerung von fünf auf fünfundzwanzig Jahre erhöht und das Wahlrecht von dem Bestehen eines englischen Sprachtests abhängig gemacht werden.
Als der eigens von der "American Party" aufgestellten Präsidentschaftskandidat Millard Fillmore die Wahl von 1856 haushoch verlor und die neu gegründete Republikanische Partei sich einige Forderungen der "Know Nothings" zu eigen machte, spalteten sich diese auf und verloren nach dem Beginn des Amerikanischen Bürgerkriegs im Jahre 1861 weitgehend an Bedeutung. Die meisten "Know Nothings" hatten bereits 1860 den Wahlkampf Abraham Lincolns unterstützt und gingen praktisch eine Koalition mit der ihn tragenden Republikanischen Partei ein. Einige Anhänger der "American Party" schlossen sich dagegen der recht kurzlebigen "Constitutional Union Party" an, deren Präsidentschaftskandidat John Bell jedoch gegen Abraham Lincoln keine Chance hatte. Im Verlauf des Amerikanischen Bürgerkriegs verloren dann die anti- irischen und anti- katholischen Parolen der "Know Nothings" weitgehend an Bedeutung, da auch irisch- katholische Einheiten und deutsche Katholiken auf der Seite der Union kämpften.
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