Die "Fünfte" habe ich auf Anraten meiner Lehrer auch zweimal absolviert. Einmal als Übergangshalbjahr auf der ev. Volksschule, bedingt durch das vorausgegangene Kurzschuljahr, und dann als volles Schuljahr auf der Realschule. Ich hätte zwar auch von der "verkürzten Fünften" direkt auf die Sechste der Realschule gehen können, doch die Lehrer rieten meinen Eltern wegen der deutlich erhöhten Leistungsanforderungen dringlichst davon ab. Womit sie völlig recht hatten. Einige Mitschüler mit besonders ehrgeizigen Eltern gingen von der Grundschule schnurstracks aufs Gymnasium und wurden von dort in Windeseile wieder relegiert.
Sarkome sollen relativ selten vorkommen, als Ursachen werden sowohl genetische Veranlagung als auch ionisierende Strahlung genannt. Vielleicht hattet ihr starke Richtfunkanlagen o.ä. in der Nähe.
Am bedauerlichsten fand ich damals, daß die jungen Gymnasiasten, die es dort nicht schafften, direkt wieder zur Volksschule zurückversetzt wurden und dort zunächst wohl auch verblieben. Allerdings bestand einige Jahre später durch die Oberstufenreform die Möglichkeit, nach der zehnten Klasse Hauptschule aufs Gymnasium zu wechseln, sofern die Noten stimmten und/oder Empfehlungen ausgesprochen wurden. Das empfand ich nun wieder als ungerecht, da die Leistungsanforderungen auf der Hauptschule wesentlich geringer waren als bei uns auf der Jungens- Realschule. In der Praxis der späten 60er/ frühen 70er Jahre sah das dann so aus, daß ich an den Nachmittagen oft stundenlang an meinen Hausaufgaben saß, während mein Jugendfreund Hartmut sich als Hauptschüler in Feld und Wald austoben konnte und auch so letztendlich zum Abitur kam.
Die vertikale Durchlässigkeit war aber politisch so gewollt, um "mehr Chancengleichheit zu schaffen", führte jedoch letztendlich zu einer weitgehenden Entwertung aller Schulformen, bis zur heutigen Misere.
Mittlerweile haben wir an deutschen Gymnasien die erste Generation von jungen Studienräten, die mehr oder weniger Probleme mit der deutschen Rechtschreibung hat. Von anderen Dingen wie mangelnder Arbeitsmotivation, Krankfeiern etc. gar nicht zu reden...
Zwar paßt es nicht ganz in diesen Thread, ich wurde aber mehrfach darauf angesprochen, wie es mir denn in den Jahren "nach´m Abi" so ergangen sei. Nun, bereits unsere Studienrätin im Deutsch- Leistungskurs, Frau Dr. Hanni Schulze, hatte uns Oberschüler mehrfach darauf hingewiesen, daß die "rauhen Jahre" nach Abschluß unserer Schulzeit erst noch auf uns zukommen würden. Wie recht sie hatte, eben diese Erfahrungen mußte ich dann auch machen.
Im Sommer 1976 hatte ich mir vorgenommen, nach dem Abschluß der allgemeinbildenden Schulen ausgiebig das Land per Drahtesel zu erkunden. Das tat ich dann auch zusammen mit meinen Kumpels Siegfried und Hartmut, indem wir vom Bergischen Land durch das Ruhrgebiet, das Münsterland, durch Niedersachsen, über die Freie und Hansestadt Hamburg bis in die Nähe der dänischen Grenze fuhren. Übernachtet haben wir meist in Jugendherbergen, in denen wir, was die Standards betraf, sehr unterschiedliche Erfahrungen machten. Teilweise waren die Herbergseltern bereits eher an Reisegruppen wie Schulklassen oder Vereinsausflügen mit Voranmeldung orientiert. Auch wunderten sich einige Gäste über unsere Fahrt "per Drahtesel", die damals unter jungen Leuten ein wenig aus der Mode gekommen zu sein schien. Sehr gut in Erinnerung habe ich die JH Münster behalten, die meinen Vorstellungen einer klassischen Jugendherberge mit ordentlicher Betreuung noch am nächsten kam.
Was meine Grundschulzeit angeht, da gab es schöne und weniger schöne Zeiten. Eingeschult wurde ich 1960, Klassenstärke etwas mehr als 30 Kinder. Alle durch die Bank Deutsche, Gastarbeiter waren damals uns Kindern noch so unbekannt wie Pommes Frittes. Meine erste Lehrerin, eine Frau Burkert, war eigentlich sehr nett. Eine Art Leistungsdruck habe ich damals noch nicht empfunden. Wir hatten keine Angst vor ihr, allerdings war Respekt selbstverständlich. Das wurde uns von zuhause mitgegeben. Im Zweifelsfall, wie man in späteren Jahren erfahren durfte, hatte die Aussage einer Lehrerin bzw. Lehrers mehr Gewicht als die eigene Schilderung eines "Vorfalls".
Schlimm wurde es in der zweiten Klasse. Hier wurden wir, warum auch immer, vom Rektor unterrichtet. Ein extrem autoritärer Mensch, der gerne auch mal zuschlug oder einen Schüler (wohlgemerkt zweite Klasse) vor der gesamten Klasse zur Schnecke machte, ohrfeigte und demütigte, anschrie, wenn er mit der Leistung nicht zufrieden war. Ich erinnere mich noch, dass er unzufrieden war, weil wir mit unseren Wasserfarben nicht in der Lage waren, eine Ginsterstrauch zu malen. Er hatte da das Aquarell einer Malerin gesehen , und dachte wohl, dass das ja so schwer nicht sein kann.
Dritte und vierte Klasse hatten wir dann ein "Fräulein Oder", an die ich mich sehr gerne erinnere. Referendarin, zugänglich, nachsichtig und hilfsbereit wenn es mal nicht klappte, eben für uns Kinder genau das, was zum lernen anregte. Aufgrund eines längeren Krankenhausaufenthalts am Ende der vierten Klasse habe ich für dieses Schuljahr kein Zeugnis bekommen *). Meine Eltern haben damals (leider) entschieden, dass ich das Jahr nicht wiederholen sollte, was Voraussetzung für eine weiterführende Schule gewesen wäre, sondern dass ich ohne Zeugnis direkt in die fünfte Klasse versetzt werden sollte. Dies war der alternative Vorschlag der Lehrer. So steht es dann auch in meinem Zeugnis, dass ich sicher direkt auch an die guten Leistungen anknüpfen würde. Ich hatte auch keine Lust, jeden Morgen mit dem Zug bis in die Kreisstadt zu fahren, nur da gab es die Realschulen und Gymnasien. Das musste ich dann später, via Handelsschule.
Nachdem "wir" das vierte Mitglied unserer Grundschulkasse beerdigt hatten, haben wir beschlossen, uns regelmäßig zu treffen. Nicht nur zu Beerdigungen. So kam mein Stammtisch zustande, der alle zwei Monate stattfindet. Dabei kommt uns zugute, dass die meisten noch in der Nähe des Ortes oder sogar direkt dort wohnen.
*) mir war beim kicken das Schienbein durchgebrochen. Es stellt sich heraus, dass ich einen Knochentumor hatte, der den Knochen schwächte. Es hies, dieser Tumor sei sehr selten. Im Zeitraum meiner Anwesenheit in dieser Schule hatte aber noch zwei weitere Schüler diesen Tumor. Einer hatte das Ding im Rücken, einer (aus meiner Klasse) hatte es in der Schulter. Ich habe mich oft gefragt, ob das Zufall war, denn "Knochentumor" sprach sich immer rum, aber bis auf diese drei Fälle war nichgts bekannt. Dieser Tumor ist fast immer gutartig, wurde bei allen operativ entfernt und man wurde lediglich noch einige Monate überwacht. Ob wir damals zu viel von den oberirdischen Atomwaffentests abbekommen haben?
Vielen Dank für die Gegenüberstellung Deiner "rauhen Jahre", Chrissie. Ich persönlich kannte sie ja bereits durch deine e-mails.
Kleine Ergänzung zu den Jahren 1977 bis 1980: mein "mietfreies Wohnen" hatte zu dieser Zeit auch einen handfesten materiellen Hintergrund. Im ersten Ausbildungsjahr erhielten wir lediglich schlappe 250,- DM pro Monat, im zweiten Jahr waren es dann, soweit ich mich erinnere, entweder 320,- oder 360,- DM. Das reichte zu dieser Zeit nicht zum Leben und nicht zum Sterben. Mein etwas jüngerer Mitstreiter Dirk Bender wohnte damals noch bei seinen Eltern, während ich meinen Lebensunterhalt, abgesehen von der Miete, schon allein bestreiten mußte. Während wir Gärtner mit unserer Vergütung ziemlich am unteren Ende der Skala lagen, erhielten Maurerlehrlinge bereits über 1000,- DM im ersten Lehrjahr. Das sollte als Anreiz dienen, da der Job unter den meisten Deutschen damals schon als nicht mehr erstrebenswert galt. Der durchschnittliche Jüngling dieser Jahre mit Haupt- oder Realschulabschluß wollte eher Kfz- Mechaniker oder Fernmeldetechniker werden.
Meine letzten DM habe ich 2002 bei Nordsee in Hannover gegen einige Fischbrötchen verbraten. Ansonsten war die Umrechnung bzw. Umstellung für uns Deutsche relativ einfach, indem man als Faustzahl 2 DM = 1 Euro rechnete. Ich mußte allerdings feststellen, daß einige Sachwerte (z.B. bessere Antquitäten) sehr schnell ein Wertverhältnis von 1:1 erreichten, sich im Preis also verdoppelten. Eine Ausnahme bildeten z.B. die frühen bundesdeutschen Gedenkmünzen, die massiv im Preis verfielen. Das lag aber daran, daß nach der Euroeinführung die Ankaufskurse nicht mehr künstlich durch große Firmen wie z.B. Borek/MDM gestützt wurden. Das ist aber ein besonderes Kapitel der modernen Numismatik und würde an dieser Stelle zu weit führen.
Umgestellt wurden 2002 ja sowohl Löhne und Gehälter als auch Mieten und Konsumgüterpreise. Vorstellen muß man sich das als eine Art Währungsreform oder, besser, als Einführung einer neuen Währung.
Unterm Strich verloren hat also damals anfangs niemand etwas, der Euro hat sogar gegenüber dem Dollar zeitweise erheblich aufgewertet. Die Schwachstellen des Systems zeigten sich erst in den Folgejahren. Für die Mitglieder des "Club Méditerranée" war der Euro als Währung zu hart, für die Mittel- und Nordeuropäer zu weich.
Letztendlich bestand der entscheidende Webfehler des Eurosystems darin, Volkswirtschaften mit sehr unterschiedlicher Struktur und Leistungsfähigkeit in einen Topf werfen zu wollen. Sinnvoller wäre gewesen, eine Art DM- Nachfolger mit Deutschland als wirtschaftlichem Zentralgestirn einzuführen und die anderen Europäer unter harten Beitrittsauflagen freiwillig an dieses System anzugliedern. Das aber war politisch nicht gewollt, insbesondere Großbritannien und Frankreich hätten sich dem strikt verweigert.
- If available and if you have some knowledge on agriculture and/or horticulture, buy a farm or ranch.
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