Neu an dem erstmalig 1951 in Deutschland erschienenen Comic- Format war zum einen das Inhaltliche, aber auch die Farbe, denn die Hefte wurden im Vierfarbdruck hergestellt, während deutsche Produktionen, z.B. die legendären Lehning- Piccolos, aus Kostengründen oft nur in s/w verlegt wurden. Das bunte Monatsheft, verlegt bei Ehapa, war mit 75 Pfennig entsprechend teuer, denn dieser Betrag entsprach damals annähernd einem durchschnittlichen Stundenlohn. Dennoch gingen von der ersten Ausgabe der MM bereits 130.000 Hefte über den Ladentisch, denn die Hefte dürften für die Kids der frühen 50er Jahre eine kleine Sensation gewesen sein, die, wie in diesem Jahrzehnt üblich, im Freundeskreis rege weitergereicht und getauscht wurden. Dementsprechend gestalten sich die auf uns Sammler überkommenen Erhaltungen insbesondere von Heften der frühen 50er Jahre, als das Geld in vielen Haushalten noch überaus knapp war, oft als kleines "Problem".
Bald stieg die Auflage der MM auf über 400.000, und der Erscheinungsrhythmus wurde zunächst auf 14tägig und später sogar auf wöchentlich beschleunigt. Dabei blieb es dann fast sechzig Jahre lang.
In Deutschland war man aus den bekannten Gründen relativ spät dran, denn in Italien, Frankreich und Großbritannien erschienen schon in den 30er Jahren Zeitschriften mit den Disney- Charakteren. Erste Chefredakteurin des "Micky Maus Magazins" und von enormer Bedeutung für die Entwicklung des Formats in Deutschland war die Kunsthistorikerin Frau Dr. Erika Fuchs. Als Übersetzerin der amerikanischen Originaltexte hob sie deren Sprache schon fast auf ein literarisches Niveau. Erika Fuchs leistete einen unschätzbaren Beitrag zur Bereicherung der deutschen Sprache und zur Etablierung des Comics als Spielart der Popkultur in Deutschland. Aus diesem Grund ist Frau Fuchs heute auch ein eigenes Museum in Schwarzenbach an der Saale gewidmet, und selbst das Feuilleton der FAZ ist fest in der Hand von Fuchs- Bewunderern.
Das Micky Maus - Magazin, das Fuchs bis zum Jahre 1988 verantwortlich leitete, erreichte in den ersten Jahren nach der deutschen Wiedervereinigung zeitweise Rekordauflagen von über einer Million Exemplare. Nach einem rasanten Absturz seit der Jahrtausendwende hat es sich heute bei einer Druckauflage von lediglich nur noch 70.000 Exemplaren eingependelt und erscheint nur noch alle zwei Wochen. Allerdings gibt Ehapa parallel dazu noch eine ganze Reihe weiterer Disney- Publikationen heraus, die noch höhere Auflagen erzielen, so die LTB oder Sondereditionen mit den Geschichten des legendären Zeichners Carl Barks . Deutlich erkennbar ist, daß diese Ausgaben sich zunehmend auf Sammler und weniger auf den Nachwuchs konzentrieren, der zu nicht unerheblichen Teilen in die "Elektronik" abgewandert ist.
Als die Maus nach Deutschland kam, war sie bereits die wohl bekannteste Comic- Figur weltweit. Obwohl die Premiere des Films "Steamboat Willie" vom 18. November 1928 als "offizielles" Geburtsdatum Mickeys angenommen wird, hatte die Maus ihren ersten Auftritt bereits am 15. Mai 1928 in dem Kurzfilm "Plane Crazy".
Ursprünglich galt Micky Maus eher als Lückenbüsser, denn bis in die späten 20er Jahre war Disneys Star eine Figur namens "Oswald the Lucky Rabbit", ein Hase, der Micky ziemlich ähnlich sah. Allerdings hatte Walt Disney die Rechte an dieser Figur an seinen Geschäftspartner Universal Pictures verloren. Gemeinsam mit seinem Mitarbeiter Ub Iwerks entwickelte der findige Unternehmer dann die ersten Mickey Mouse- Cartoons, während Universal weitere Oswald- Filme auf den Markt brachte. Heute dagegen gehören die Markenrechte an Oswald wieder zu Disney.
Mickey Mouse veränderte sich relativ rasch nach den ersten Cartoons, und dies nicht nur optisch, sondern auch charakterlich. War die Maus in den frühen Filmen noch ein kecker, draufgängerischer Kerl mit teils flegelhaftem Benehmen, so wurde sie bald braver, glatter und nahezu bieder. Die "wilden" Charaktereigenschaften übernahm dagegen ihr hauseigener Mitbewerber Dagobert Duck, dessen Popularität gerade wegen seiner Ungeschliffenheit und weiterer "besonderer" Charaktereigenschaften rasch der Maus den Rang ablief. Obwohl Mickey Mouse im Laufe der weiteren Jahre manchen Imagewechsel versuchte, wirkte sie in den zahllosen Comic- Heften, die seit den 40er Jahren erschienen und die bald zum Hauptmedium wurden, im Vergleich zum nur allzu menschlichen Donald häufig eher farblos und langweilig. Dies fiel auch dem Schreiber dieser Zeilen bereits im Jahre 1967 auf, als er sich in diesem Jahr nach und nach den kompletten Jahrgang der MM (mit Sonnenblende und Flugzeugbildern) zulegte.
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