Offen gesagt, konnte ich mit dem von den 50ern bis in die späten 80er Jahre äußerst beliebten Unterhaltungskünstler nie allzuviel anfangen. Nicht, weil ich ihn nicht mochte. Ich gehörte einfach nicht mehr zu seiner "Zielgruppe", die im wesentlichen aus den Angehörigen meiner Eltern- und teilweise auch noch meiner Großelterngeneration bestand. Meine Mutter mochte ihn dagegen sehr, während mein alter Herr während einer der Unterhaltungsshows des smarten Österreichers sich gelegentlich eher abwertend äußerte: "Der verstellt sich aber !". Damit dürfte er den "Mann, der Peter Alexander war", recht treffend umschrieben haben. Der Österreicher war bekannt dafür, daß er nach Ende der Dreharbeiten recht abrupt umschaltetete, seinen Charme und Wiener Schmäh gut sein ließ und nur noch seine Ruhe haben wollte, und dies gerne beim Angeln oder beim Spiel mit seiner Modelleisenbahn.
Nach dem Tod seiner Frau, die ihm alles bedeutete, kapselte er sich zunehmend von der Außenwelt ab und verweigerte selbst die Annahme von Fanpost. Selbst die Ursache seines Todes vor rund zehn Jahren ist bei seinen immer noch zahlreichen Anhängern bis heute umstritten; auch ein Suizid wurde nicht ausgeschlossen.
Fangen wir aber von vorne an. Wer war Peter Alexander wirklich ? Peter Alexander Ferdinand Neumayer, besser bekannt unter seinem späteren Künstlernamen Peter Alexander, wurde am 30. Juli 1926 im 9. Wiener Bezirk geboren. Er blieb ein Einzelkind und zeigte sein unterhalterisches Talent bereits in der Schule, wo er gern den Klassenclown spielte oder sein Talent offenbarte, perfekt Angehörige des "Lehrkörpers" imitieren zu können. Seine Streiche trieb er so weit, daß er schließlich das Wiener Gymnasium verlassen mußte. Sein verzweifelter Vater schickte ihn in das mährische Znaim, wo Sohn Peter im Jahre 1944 doch noch die "Kriegsmatura", wie das österreichische Abitur damals hieß, ablegen konnte. Im gleichen Jahr packten auch ihn die Ereignisse des Krieges. Er wurde zunächst als Flakhelfer, dann zum Reichsarbeitsdienst eingezogen und meldete sich schließlich freiwillig zur Marine. 1945 landete er in einem britischen Kriegsgefangenenlager, wo er wiederum sein schauspielerisches und gesangliches Talent zur Geltung bringen konnte und Theaterabende organisierte.
Nach seiner Rückkehr in seine Heimatstadt Wien schrieb er sich zunächst für ein Studium der Medizin ein, brach dieses jedoch sehr kurzfristig wieder ab. Stattdessen begann Peter Alexander eine Schauspielausbildung am renommierten Max Reinhardt- Seminar, das er 1948 mit Auszeichnung verließ. Zu seinen damaligen "Klassenkameraden" gehörten u.a. auch Ernst Stankovski, Erwin Strahl und Gerhard Riedmann.
Bedingt durch die Not der Zeit, versuchte er sich nebenbei autodidaktisch als Sänger und Unterhaltungskünstler.
Ab 1951 veröffentlichte Peter Alexander seine ersten Schallplatten mit leichten, fröhlichen Schlagern. Betreut und gefördert durch seine Ehefrau, der Schauspielerin Hilde Haagen, und später betreut von dem Erfolgsproduzenten Kurt Feltz, gelangen ihm in den Folgejahren zahlreiche Top Ten- Hits im deutschsprachigen Raum. Relativ anspruchslose Schlager wie "Das machen nur die Beine von Dolores" (1951), "Komm ein bißchen nach Italien" (1956), "Steck dir deine Sorgen an den Hut" (1957) oder in späteren Jahren auch "Feierabend" (1973) und "Die kleine Kneipe" (1976) trafen den Nerv der frühen Nachkriegsjahrzehnte und sind aus heutiger Sicht als "klingende Untermalung" der Freß-, Urlaubs- und Möbelwelle jener Jahre zu verstehen.
Der Erfolg gab Peter Alexander recht. Er veröffentlichte im Lauf seiner Karriere über 120 Langspielplatten und rund 160 Singles; seine Plattenverkäufe bewegten sich weit im zweistelligen Millionenbereich und machten den Wiener allein dadurch zum äußerst vermögenden Mann.
Neben seiner Karriere als Schlagersänger trat Peter Alexander seit den späten 50er Jahren auch in harmlosen Unterhaltungsfilmen wie "Peter schießt den Vogel ab" (1959), "Die Abenteuer des Grafen Bobby" (1961) oder "Charleys Tante" (1963) auf.
Als Showmaster, Musiker und professioneller Spaßvogel mit Charme und "Wiener Schmäh" konnte er sich mit der speziell auf ihn zugeschnittenen "Peter Alexander Show" zwischen 1963 und 1966 in der ARD sowie zwischen 1969 und 1996 im Programm des ZDF als feste Größe in der deutschen Fernsehunterhaltung etablieren, die bis zu 38 Millionen Fernsehzuschauer erreichte. Als einer der ganz wenigen deutschsprachigen Entertainer seiner Zeit konnte er es sich sogar leisten, diese Shows nur einmal jährlich zu inszenieren. Live ausgestrahlt wurden diese Unterhaltungssendungen nie, da der Österreicher stets auf einer Aufzeichnung bestand.
Auch Peter Alexanders Tourneen durch Deutschland, Österreich und die Schweiz fanden eine große Resonanz insbesondere bei seinen zahlreichen weiblichen Fans. Der Österreicher war ein begnadeter Pianist und konnte während dieser Live- Veranstaltungen auch Talente zur Geltung bringen, die während seiner Film- und Fernsehauftritte eher verborgen blieben.
Am 16. Juli 2006 ehrte das ZDF den vielfach ausgezeichneten Unterhaltungs- Veteran mit einer großen Gala anläßlich seines 80. Geburtstages, nachdem er sich ab 1995/96 bereits weitgehend von seinen zahlreichen Verpflichtungen als Showstar freigemacht hatte.
Nachdem seine langjährige Ehefrau, Partnerin, Betreuerin und Managerin Hilde Haagen im März 2003 verstorben war, zog sich Peter Alexander immer mehr aus dem Licht der Öffentlichkeit zurück. Er wechselte aus dem sonnigen Tessin in den 19. Wiener Bezirk. Einen weiteren schweren Schicksalsschlag mußte der beliebte Entertainer hinnehmen, als seine Tochter Susanne Haidinger- Neumayer 2009 bei einem Verkehrsunfall in Thailand ums Leben kam.
Am 12. Februar 2011 starb Peter Alexander aus bis heute nicht völlig geklärter Ursache im Alter von 84 Jahren in seiner Heimatstadt Wien. Er hinterließ seinen Sohn Michael sowie zwei Enkelkinder. Acht Jahre nach seinem Tod verstarb auch Michael Neumayer in Belek, Türkei, im Alter von nur 56 Jahren.
Was ist uns heute von dem einstmals äußerst populären Entertainer Peter Alexander geblieben ? Caterina Valente behauptete, daß "Peter der Große" auch eine einzigartige Karriere in den USA hätte machen können, wenn er denn gewollt hätte. Er wollte aber nicht. Lieber zog er sich nach seinen Auftritten auf das Familienanwesen im Wiener Nobelvorort Grinzing zurück. Eine äußerlich eher unscheinbare 300 Quadratmeter- Villa mit 1500 Quadratmeter Grundstücksgröße, die er "sein kleines Schönbrunn" nannte. Dort betrieb er u.a. zwei kleinere Modelleisenbahnanlagen, die er über alles liebte. Sohn Michael hatte nach dem Tod des Vaters für Pietät und die Einrichtung einer Gedenkstätte wenig Sinn und verkaufte das Haus 2015 an einen Geschäftsmann, der die Villa 2018 abreißen ließ, um dort eine Wohnanlage zu bauen.
Die letzte Ruhestätte der Familie befindet sich ebenfalls auf dem Grinzinger Friedhof. Dort ist die Familie nach dem Tod von Michael Neumayer im gemeinsamen Familiengrab wieder vereint.
Äußerst sehenswerte Doku von 2006 zum Thema:
www.youtube.com/watch?v=eT3782tnF1o
Etwas beweihräuchernd, aber schon aufgrund der zahllosen interessanten Ausschnitte sehenswert, ist die Doku von 2019:
www.youtube.com/watch?v=cMaiBq5ETJM
"Peter Alexander war ein sehr guter Sänger in Kombination mit einer hervorragenden schauspielerischen Ausbildung. Das war sein großer Gewinner." (Ernst Stankovski)