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    Sonntag, 4. August 2024, 15:55

    Der Fall Bienlein / L´Affaire Tournesol (1956)

    Das siebzehnte Album der Tintin- Saga erschien im Jahre 1956 und gilt als eine der zeichnerisch gelungensten Stories von Hergé. So sind die Panels außerordentlich detailreich, auch stellte der Zeichner den Personenkult um Plekszy- Gladz in allen möglichen Varianten dar. So erscheint dessen Markenzeichen, sein Schnurrbart, sowohl auf der Flagge Borduriens als auch als Rangabzeichen (!) auf Uniformen, auf Gebäudefassaden sowie als Markenzeichen von Autos.
    "L´Affaire Tournesol" war die einzige Geschichte, die zumindest teilweise in der Schweiz spielte, wobei Handlungsorte wie Nyon und Genf sehr präzise abgebildet wurden, da Hergé diese Region desöfteren besucht hatte. Das Haus von Topolino an der Adresse "Route des Saint- Cergue" in Nyon existiert Hergé zu Ehren auch heute noch als "Maison de Tintin". Neben dem auf Hergés Bruder zurückgehenden Oberst Sponsz hat auch der Salbader "Fridolin Kiesewetter" in dieser Story seinen ersten Auftritt und wird, mit Ausnahme von "Tim in Tibet", auch in allen darauffolgenden Alben auftreten. Diese Figur ging auf einen Händler zurück, den Hergé während der Kriegsjahre in Boitsfort kennenlernte. Als wiederkehrendes Ärgernis (insbesondere für Kapitän Haddock) führte Hergé auch den "Metzger Schnitzel" ein.
    Worum geht es in "Der Fall Bienlein" ? In Schloß Mühlenhof ereignen sich seltsame Dinge; so gehen zahlreiche Glasgegenstände zu Bruch, und im angrenzenden Park wird ein Mann niedergeschossen, der kurz darauf spurlos verschwindet. In der allgemeinen Ratlosigkeit taucht plötzlich Professor Bienlein auf, der den Freunden erklärt, daß er für einige Tage nach Genf verreisen müsse. Da seit der Abreise des Professors kein Glas mehr zu Bruch geht, vermutet Tim einen Zusammenhang mit dem Erscheinen Professor Bienleins. In seinem Labor entdecken die Freunde eine merkwürdige Apparatur, deren Funktion sie aber nicht entschlüsseln können, und stellen dort einen Einbrecher, der zwar entkommen kann, aber eine Zigarettenschachtel verliert, auf der der Name eines Genfer Hotel steht.
    Tim und Kapitän Haddock fliegen daraufhin umgehend nach Genf, da ihnen klargeworden ist, daß der Professor in äußerster Gefahr schwebt. Dabei bemerken sie, daß sie offenbar von Agenten eines fremden Staates auf Schritt und Tritt beschattet werden, von diesen von der Straße gedrängt werden und im Genfer See landen.
    Als Tim und Haddock an der Adresse in Nyon eintreffen, an der sich der Professor aufhalten soll, entdecken sie Dokumente, nach denen Bienlein an der Entwicklung einer Ultraschall- Waffe gearbeitet hatte, und finden darüber hinaus den gefesselten Professor Topolino, einen Kontaktmann von Bienlein. Kurz darauf wird das Haus, in dem sie sich befinden, in die Luft gesprengt.
    Schließlich trägt Tim alle bisherigen Fakten zusammen, nach denen Bienlein die Entwicklung einer Massenvernichtungswaffe gelungen ist und zwei Agentengruppen aus Syldavien und Bordurien versuchen, diese in ihre Gewalt zu bringen. Eine Zigarette führt sie zur bordurischen Botschaft, wo die Freunde in ein Handgemenge zwischen Borduren und Sydaviern geraten, wobei Bienlein von den Syldaviern entführt wird. Tim und Haddock verfolgen die Flüchtigen nach Frankreich hinein, allerdings entkommen die Entführer mit einem Kleinflugzeug Richtung Syldavien und werden in Bordurien zur Landung gezwungen, worauf die Freunde nach Szohod, der Hauptstadt von Bordurien, fliegen. Dort werden sie aufgrund ihres erfolgreichen Mondfluges zunächst gastfreundlich aufgenommen und erhalten Leibwächter zur Verfügung gestellt, die jedoch in Wahrheit die Funktion von Aufpassern innehaben. Es gelingt Tim jedoch, die Agenten betrunken zu machen und mit Haddock zu entkommen, woraufhin sie sich in der Oper verstecken und dort auf die ihnen bereits bekannte Bianca Castafiore treffen, mit deren Hilfe es gelingt, Professor Bienlein zu befreien. Was abschließend folgt, ist eine halsbrecherische Fahrt zur Grenze, unter anderm mit einem entwendeten Panzer.
    Wieder zu Hause, vernichtet Professor Bienlein die Pläne seiner Ultraschallwaffe, da er ihre außerordentliche Gefährlichkeit erkannt hat.

    www.youtube.com/watch?v=j5KI80ZDK-w
    www.youtube.com/watch?v=1n_GSIpRZLs

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    Montag, 5. August 2024, 16:22

    Kohle an Bord / Coke en Stock (1958)

    "Coke en Stock" gilt in Fankreisen als Fortsetzung von "Im Reiche des Schwarzen Goldes", auch wenn zwischen der Veröffentlichung dieser beiden Alben einige Jahre lagen. Den Plot des illegalen Sklavenhandels hatte Hergé aus diversen Zeitungsberichten der späten 50er Jahre, in denen berichtet wurde, daß arabische "Kunden" insbesondere aus Saudi-Arabien tatsächlich noch bei Bedarf mit Sklaven versorgt wurden. Selbstredend legten Hergé und sein Team auch in diesem Band wieder großen Wert auf authentische Darstellungen, so arbeitete Roger Leloup intensiv daran, die diversen Fahrzeuge in dieser Geschichte möglichst naturgetreu zu Papier zu bringen. Auch wurden im Mühlenhof diverse Gemälde von Rang eingebaut, so u.a. von Pablo Picasso oder Joan Miró. Hergé selbst war mittlerweile zu einem soliden Wohlstand gelangt und ließ sein neues Landhaus in Brabant selbst mit einige Werken dieser Kategorie ausstatten. Die Kehrseite der Medaille war, daß der Autor und Zeichner nach der Fertigstellung von "Kohle an Bord" mit seinen Kräften ziemlich am Ende war, und dies, obwohl ihn die Arbeitsteilung im "Studio Hergé" von vielen Rountineaufgaben entlastet hatte. Hintergrund war unter anderem, daß seine Ehe vor dem Aus stand und sich bei ihm Verzweiflung breit machte.
    Worum geht es in "Kohle an Bord" ? Zufällig treffen Tim und Kapitän Haddock ihren alten Bekannten, General Alcazar, wieder. Es stellt sich heraus, daß sich Alcazar offenbar auf dem Schwarzmarkt alte Mlitärflugzeuge kaufen möchte, um in San Theodoros wieder an die Macht gelangen zu können. Darüber hinaus ist Abdallah, der Sohn von Emir Ben Kalisch Ezab, in Mühlenhof eingetroffen, in dessen Emirat ein Umsturz stattgefunden hat. Daraufhin reisen Tim und Haddock nach Watisdah, der Hauptstadt von Khemed, wo ihnen jedoch die Einreise verweigert wird. Nach weiteren Abenteuern machen sich die beiden Freunde zu Fuß auf den Weg nach Watisdah und finden dort bei Senhor Oliveira de Figueira Unterschlupf, und dieser weist ihnen den Weg zu dem gestürzten Emir. Der militärische Oberbefehlshaber des Putschisten Bab El Ehr erfährt von der Anwesenheit der Freunde und entsendet seine Panzer und Flugzeuge, um Tim und Haddock zu beseitigen, was jedoch mißlingt. Bei dem anschließenden Treffen mit dem abgesetzten Emir beschuldigt dieser die Fluggesellschaft, die auch Mekka anfliegt, in den Sklavenhandel invoviert zu sein. Chef der Airline ist ein gewisser Di Gorgonzola, der in vielen dunklen Geschäften aktiv tätig ist.
    Tim und Haddock begeben sich daraufhin auf den Weg nach Mekka und werden auf ihrer Dau von Flugzeugen angegriffen, worauf das Boot sinkt und die beiden Freunde ausgerechnet von Di Gorgonzola entdeckt und gerettet werden. Nach weiteren Verwicklungen entdecken Tim und Haddock auf einem Schiff eine Ladung Afrikaner unter der Ladeluke, die angeblich auf der Hadsch nach Mekka sind. Unterwegs kommt zwar ein Araber an Bord, der die "Kohle" besichtigen möchte, jedoch von Bord gejagt wird. Schließlich kann Di Gorgonzolas Yacht aufgespürt werden, ihm selbst gelingt jedoch die Flucht.
    Zurück in Mühlenhof, scheint sich die verwickelte Geschichte letztendlich doch zum Guten gewendet zu haben. Die Sklaven wurden befreit, Ben Kalisch Ezab ist wieder an der Macht, auch Sohn Abdallah ist wieder nach Hause zurückgekehrt, und selbst General Alcazar hat sich wieder zurück an die Macht geputscht. Nur Friedolin Kiesewetter stört, denn er hat einen ganzen Klub von Rennfahrern nach Mühlenhof eingeladen.

    www.youtube.com/watch?v=q81EwrP6qhg
    www.youtube.com/watch?v=ukz5aEXsSO8

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    Samstag, 10. August 2024, 16:03

    Tim in Tibet / Tintin au Tibet (1958)

    "Tintin au Tibet" gilt in mancherlei Hinsicht nicht nur aufgrund seiner Beliebtheit als ganz besonderes Album der Saga. Autor und Zeichner Hergé galt in den späten 50er Jahren durch berufliche Überlastung und private Probleme als psychisch schwer angeschlagen und erzählte in späteren Interviews, daß er in diesem Zeitraum vermehrt unter Albträumen litt, in denen immer wieder große weiße Flächen auftauchten. Psychoanalysten rieten ihm daraufhin, seine Arbeit an "Tim und Struppi" zu beenden, was Hergé jedoch ablehnte. Stattdessen beschloß er, seine Psychosen (sofern es sich um solche handelte) in seiner neuen Geschichte "Tim in Tibet" aufzuarbeiten. Zu dieser Zeit ging auch seine langjährige Ehe in die Brüche, und er ging eine neue Beziehung mit seiner jungen Mitarbeiterin Fanny Vlamynck ein, mit der er bereits früher seine Frau betrogen hatte.
    Im Vergleich zu anderen Stories der Tintin- Saga existiert in "Tim in Tibet" kein Gegenspieler in Form eines Bösewichts. Selbst der hier auftretende "Yeti" wird nicht als finstere Gestalt, sondern eher als bemitleidenswerte Figur charakterisiert. Auch tauchen in dieser Geschichte keine der sonst üblich gewordenen Gefährten Tims auf, vielmehr konzentriert sich der Plot auf die enge Freundschaft zwischen Tim und Kapitän Haddock, zwischen Tim und Tschang und auch zwischen Tschang und dem Yeti. Desweiteren fand das Mystische der tibetischen Spielart des Buddhismus Eingang in die Handlung. Hinzu kommt, daß Tim in "Tim in Tibet" deutlich emotionaler dasrgestellt wird als sonst üblich, was durchaus an Hergés Verfassung dieser Jahre begründet sein mag.
    Wie üblich, erschien "Tintin au Tibet" zunächst zwischen September 1958 und November 1959 in 63 Fortsetzungen des Magazins "Tintin" und anschließend als farbiges, 64- seitiges Album. Bei uns in Deutschland erschien die Geschichte erstmals 1963 in der Buchreihe "Tim, der pfiffige Reporter" des Casterman- Verlags. Im gleichen Jahr veröffentlichte das "Hamburger Abendblatt" auf ihrer Kinderseite Episoden der Geschichte, ein Jahr später folgte die "Berliner Morgenpost" in handgelettertem Zweifarbendruck. Die erste farbige Albenausgabe des Carlsen- Verlags erschien im Jahre 1967.
    Worum geht es in "Tim in Tibet" ? Tim, Haddock und Bienlein verbringen einen ausgedehnten Urlaub in den Alpen, und Tim erreicht ein Brief, in dem sich sein alter chinesischer Freund Tschang ankündigt. Die Linienmaschine stürzt jedoch über dem Himalaya ab, und angeblich soll es keine Überlebenden gegeben haben. Tschang erscheint daraufhin in Tims Träumen, worauf dieser beschließt, gemeinsam mit Haddock in den Himalaya zu reisen. Zusammen mit dem Sherpa Tharkey erreichen sie nach langer Wanderung die Absturzstelle des Flugzeuges, können Tschang dort jedoch nicht auffinden, jedoch findet Tim einige Hinweise darauf, daß Tschang den Absturz tatsächlich überlebt haben könnte. Auf dem Rückweg werden Tim und Haddock von einer Schneelawine erfaßt, überleben diese und werden von tibetischen Mönchen wieder gesundgepflegt. Einem der Mönche erscheint Tschang in einer Vision, und er erklärt den Freunden, daß der Chinese vom Yeti gefangengehalten wird.
    Tatsächlich gelingt es den Freunden, die Höhle des Yeti ausfindig zu machen, in der sich der gesundheitlich schwer angeschlagene Tschang befindet. Beim Verlassen der Höhle werden sie durch den Yeti überrascht, der allerdings durch Tims Kamerablitz in die Flucht geschlagen wird. Tschang berichtet den Freunden, daß er der einzige Überlebende des dramatischen Flugzeugabsturzes war und durch den Yeti gerettet und ernährt wurde. Die Freunde tragen daraufhin den Chinesen ins Tal, wo sie von den tibetanischen Mönchen empfangen werden, die Tschang gesund pflegen, so daß die Freunde einige Tage darauf mit einer Karawane über Nepal wieder nach Hause gelangen.

    www.youtube.com/watch?v=Z8WkL_fEgHc
    www.youtube.com/watch?v=q3pGq5uRnbk

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    Gestern, 15:17

    Die Juwelen der Sängerin / Les Bijoux de la Castafiore (1961)

    Auch mit dem einundzwanzigsten Album der Tintin- Saga betrat Hergé wieder einmal Neuland. Es erschien zunächst wie gewohnt als Fortsetzungsgeschichte ab Juli 1961 im Comic- Magazin "Tintin" und im Jahre 1963 als Album bei Casterman. Bei uns in Deutschland wurde "Die Juwelen der Sängerin" erstmals im Jahre 1970 durch den Carlsen Verlag herausgebracht.
    Hergé erzählte zu dieser Story in späteren Jahren: "Ich wollte dieses Mal versuchen, eine Geschichte zu erzählen, in der nichts passieren würde. Nur um zu sehen, ob ich in der Lage war, die Leser bis zum Schluß zu fesseln". Im Gegensatz zu den vorausgegangenen Bänden kommt der Plot dieses Mal ohne Reisen in entfernte Länder oder schurkische Gegenspieler aus. Schauplatz der Handlung ist lediglich Schloß Mühlenhof und seine unmittelbare Umgebung, und das vermeintliche Verbrechen entpuppt sich letztendlich als Luftblase. Dementsprechend lebt dieser Comic ganz überwiegend von seinen "Running Gags", insbesondere bezogen auf die Ermittlungsmethoden der Schultze- Brüder, die Schwerhörigkeit des Professors, die falsche Telefonverbindung zur "Metzgerei Schnitzel" und das abstruse Verhalten des Versicherungsvertreters Fridolin Kiesewetter. Sozialkritisch betrachtete Hergé allerdings die Behandlung der damaligen Zigeuner, die zu Unrecht des Diebstahls bezichtigt werden und nur am Rande einer Müllhalde campieren dürfen. Nur Tim glaubt aufgrund seiner Vorurteilsfreiheit an deren Unschuld und behält letztendlich Recht.
    Zwar wurde "Die Juwelen der Sängerin" von der zeitgenössischen Medienkritik der frühen 60er Jahre nicht zuletzt aufgrund seines experimentellen Charakters durchweg positiv aufgenommen, gehört jedoch auch gerade deshalb nicht unbedingt zu den populärsten Ausgaben der Tintin- Reihe. Viele Leser bemängelten, daß sich die Handlung zu sehr im Kreise drehe und zu keinem richtigen Ziel gelange.
    Worum geht es in "Die Juwelen der Sängerin" ? Tim und Kapitän Haddock teffen auf eine Ansammlung von fahrenden Zigeunern, die von der Polizeiverwaltung gezwungen wurden, ihr Lager neben einer Müllkippe aufzuschlagen. Haddock widert dies an, und er bietet der Gruppe an, auf seine Wiese bei Schloß Mühlenhof zu kommen. Zurück im Schloß erfährt er, daß auch die bereits aus früheren Abenteuern bekannte Operndiva Bianca Castafiore nach Mühlenhof kommen will, will dieser Begegnung entgehen und verstaucht sich bei seiner "Flucht" den Knöchel. Dennoch überreicht die Diva bei ihrer Ankunft als Gastgeschenk Haddock einen Papagei, der rasch den zotigen Jargon des Kapitäns erlernt und wiedergibt. Paparazzi, die das Schloß aufsuchen, erhalten bei ihren Interviews mit den Gästen des Schlosses die mißverständliche Aussage, daß die Diva und Haddock einander heiraten werden, und auch ein Aufnahmeteam des Fernsehens trifft ein, was zu einem kurzfristigen Stromausfall im Schloß führt. Dies führt zu dem Verschwinden eines wertvollen Smaragds aus dem Schmuckkoffer der Diva, worauf Schultze & Schultze umgehend den vor dem Schloß lagernden Zigeunerclan verdächtigen. Tim, der von der Unschuld der Zigeuner überzeugt ist, stellt eigene Nachforschungen an, gerät dabei jedoch zunächst auf eine falsche Spur.
    Drei Wochen später kommt Tim eher zufällig auf die Lösung des Diebstahlrätsels und entdeckt den vermißten Smaragd im Nest einer "diebischen Elster", was zur allgemeinen Erleichterung und zum Happy End der Geschichte beiträgt.

    www.youtube.com/watch?v=k0JY-zYR4X4
    www.youtube.com/watch?v=R95JHc85y8E