•         *[Home] *[Fernsehen] *[Bücher] * [Comics] *[Musik] *[Alltag] * [Zeitgeschichte] *[Über mich]

    Sie sind nicht angemeldet.

    21

    Sonntag, 4. August 2024, 15:55

    Der Fall Bienlein / L´Affaire Tournesol (1956)

    Das siebzehnte Album der Tintin- Saga erschien im Jahre 1956 und gilt als eine der zeichnerisch gelungensten Stories von Hergé. So sind die Panels außerordentlich detailreich, auch stellte der Zeichner den Personenkult um Plekszy- Gladz in allen möglichen Varianten dar. So erscheint dessen Markenzeichen, sein Schnurrbart, sowohl auf der Flagge Borduriens als auch als Rangabzeichen (!) auf Uniformen, auf Gebäudefassaden sowie als Markenzeichen von Autos.
    "L´Affaire Tournesol" war die einzige Geschichte, die zumindest teilweise in der Schweiz spielte, wobei Handlungsorte wie Nyon und Genf sehr präzise abgebildet wurden, da Hergé diese Region desöfteren besucht hatte. Das Haus von Topolino an der Adresse "Route des Saint- Cergue" in Nyon existiert Hergé zu Ehren auch heute noch als "Maison de Tintin". Neben dem auf Hergés Bruder zurückgehenden Oberst Sponsz hat auch der Salbader "Fridolin Kiesewetter" in dieser Story seinen ersten Auftritt und wird, mit Ausnahme von "Tim in Tibet", auch in allen darauffolgenden Alben auftreten. Diese Figur ging auf einen Händler zurück, den Hergé während der Kriegsjahre in Boitsfort kennenlernte. Als wiederkehrendes Ärgernis (insbesondere für Kapitän Haddock) führte Hergé auch den "Metzger Schnitzel" ein.
    Worum geht es in "Der Fall Bienlein" ? In Schloß Mühlenhof ereignen sich seltsame Dinge; so gehen zahlreiche Glasgegenstände zu Bruch, und im angrenzenden Park wird ein Mann niedergeschossen, der kurz darauf spurlos verschwindet. In der allgemeinen Ratlosigkeit taucht plötzlich Professor Bienlein auf, der den Freunden erklärt, daß er für einige Tage nach Genf verreisen müsse. Da seit der Abreise des Professors kein Glas mehr zu Bruch geht, vermutet Tim einen Zusammenhang mit dem Erscheinen Professor Bienleins. In seinem Labor entdecken die Freunde eine merkwürdige Apparatur, deren Funktion sie aber nicht entschlüsseln können, und stellen dort einen Einbrecher, der zwar entkommen kann, aber eine Zigarettenschachtel verliert, auf der der Name eines Genfer Hotel steht.
    Tim und Kapitän Haddock fliegen daraufhin umgehend nach Genf, da ihnen klargeworden ist, daß der Professor in äußerster Gefahr schwebt. Dabei bemerken sie, daß sie offenbar von Agenten eines fremden Staates auf Schritt und Tritt beschattet werden, von diesen von der Straße gedrängt werden und im Genfer See landen.
    Als Tim und Haddock an der Adresse in Nyon eintreffen, an der sich der Professor aufhalten soll, entdecken sie Dokumente, nach denen Bienlein an der Entwicklung einer Ultraschall- Waffe gearbeitet hatte, und finden darüber hinaus den gefesselten Professor Topolino, einen Kontaktmann von Bienlein. Kurz darauf wird das Haus, in dem sie sich befinden, in die Luft gesprengt.
    Schließlich trägt Tim alle bisherigen Fakten zusammen, nach denen Bienlein die Entwicklung einer Massenvernichtungswaffe gelungen ist und zwei Agentengruppen aus Syldavien und Bordurien versuchen, diese in ihre Gewalt zu bringen. Eine Zigarette führt sie zur bordurischen Botschaft, wo die Freunde in ein Handgemenge zwischen Borduren und Sydaviern geraten, wobei Bienlein von den Syldaviern entführt wird. Tim und Haddock verfolgen die Flüchtigen nach Frankreich hinein, allerdings entkommen die Entführer mit einem Kleinflugzeug Richtung Syldavien und werden in Bordurien zur Landung gezwungen, worauf die Freunde nach Szohod, der Hauptstadt von Bordurien, fliegen. Dort werden sie aufgrund ihres erfolgreichen Mondfluges zunächst gastfreundlich aufgenommen und erhalten Leibwächter zur Verfügung gestellt, die jedoch in Wahrheit die Funktion von Aufpassern innehaben. Es gelingt Tim jedoch, die Agenten betrunken zu machen und mit Haddock zu entkommen, woraufhin sie sich in der Oper verstecken und dort auf die ihnen bereits bekannte Bianca Castafiore treffen, mit deren Hilfe es gelingt, Professor Bienlein zu befreien. Was abschließend folgt, ist eine halsbrecherische Fahrt zur Grenze, unter anderm mit einem entwendeten Panzer.
    Wieder zu Hause, vernichtet Professor Bienlein die Pläne seiner Ultraschallwaffe, da er ihre außerordentliche Gefährlichkeit erkannt hat.

    www.youtube.com/watch?v=j5KI80ZDK-w
    www.youtube.com/watch?v=1n_GSIpRZLs

    22

    Montag, 5. August 2024, 16:22

    Kohle an Bord / Coke en Stock (1958)

    "Coke en Stock" gilt in Fankreisen als Fortsetzung von "Im Reiche des Schwarzen Goldes", auch wenn zwischen der Veröffentlichung dieser beiden Alben einige Jahre lagen. Den Plot des illegalen Sklavenhandels hatte Hergé aus diversen Zeitungsberichten der späten 50er Jahre, in denen berichtet wurde, daß arabische "Kunden" insbesondere aus Saudi-Arabien tatsächlich noch bei Bedarf mit Sklaven versorgt wurden. Selbstredend legten Hergé und sein Team auch in diesem Band wieder großen Wert auf authentische Darstellungen, so arbeitete Roger Leloup intensiv daran, die diversen Fahrzeuge in dieser Geschichte möglichst naturgetreu zu Papier zu bringen. Auch wurden im Mühlenhof diverse Gemälde von Rang eingebaut, so u.a. von Pablo Picasso oder Joan Miró. Hergé selbst war mittlerweile zu einem soliden Wohlstand gelangt und ließ sein neues Landhaus in Brabant selbst mit einige Werken dieser Kategorie ausstatten. Die Kehrseite der Medaille war, daß der Autor und Zeichner nach der Fertigstellung von "Kohle an Bord" mit seinen Kräften ziemlich am Ende war, und dies, obwohl ihn die Arbeitsteilung im "Studio Hergé" von vielen Rountineaufgaben entlastet hatte. Hintergrund war unter anderem, daß seine Ehe vor dem Aus stand und sich bei ihm Verzweiflung breit machte.
    Worum geht es in "Kohle an Bord" ? Zufällig treffen Tim und Kapitän Haddock ihren alten Bekannten, General Alcazar, wieder. Es stellt sich heraus, daß sich Alcazar offenbar auf dem Schwarzmarkt alte Mlitärflugzeuge kaufen möchte, um in San Theodoros wieder an die Macht gelangen zu können. Darüber hinaus ist Abdallah, der Sohn von Emir Ben Kalisch Ezab, in Mühlenhof eingetroffen, in dessen Emirat ein Umsturz stattgefunden hat. Daraufhin reisen Tim und Haddock nach Watisdah, der Hauptstadt von Khemed, wo ihnen jedoch die Einreise verweigert wird. Nach weiteren Abenteuern machen sich die beiden Freunde zu Fuß auf den Weg nach Watisdah und finden dort bei Senhor Oliveira de Figueira Unterschlupf, und dieser weist ihnen den Weg zu dem gestürzten Emir. Der militärische Oberbefehlshaber des Putschisten Bab El Ehr erfährt von der Anwesenheit der Freunde und entsendet seine Panzer und Flugzeuge, um Tim und Haddock zu beseitigen, was jedoch mißlingt. Bei dem anschließenden Treffen mit dem abgesetzten Emir beschuldigt dieser die Fluggesellschaft, die auch Mekka anfliegt, in den Sklavenhandel invoviert zu sein. Chef der Airline ist ein gewisser Di Gorgonzola, der in vielen dunklen Geschäften aktiv tätig ist.
    Tim und Haddock begeben sich daraufhin auf den Weg nach Mekka und werden auf ihrer Dau von Flugzeugen angegriffen, worauf das Boot sinkt und die beiden Freunde ausgerechnet von Di Gorgonzola entdeckt und gerettet werden. Nach weiteren Verwicklungen entdecken Tim und Haddock auf einem Schiff eine Ladung Afrikaner unter der Ladeluke, die angeblich auf der Hadsch nach Mekka sind. Unterwegs kommt zwar ein Araber an Bord, der die "Kohle" besichtigen möchte, jedoch von Bord gejagt wird. Schließlich kann Di Gorgonzolas Yacht aufgespürt werden, ihm selbst gelingt jedoch die Flucht.
    Zurück in Mühlenhof, scheint sich die verwickelte Geschichte letztendlich doch zum Guten gewendet zu haben. Die Sklaven wurden befreit, Ben Kalisch Ezab ist wieder an der Macht, auch Sohn Abdallah ist wieder nach Hause zurückgekehrt, und selbst General Alcazar hat sich wieder zurück an die Macht geputscht. Nur Friedolin Kiesewetter stört, denn er hat einen ganzen Klub von Rennfahrern nach Mühlenhof eingeladen.

    www.youtube.com/watch?v=q81EwrP6qhg
    www.youtube.com/watch?v=ukz5aEXsSO8

    23

    Samstag, 10. August 2024, 16:03

    Tim in Tibet / Tintin au Tibet (1958)

    "Tintin au Tibet" gilt in mancherlei Hinsicht nicht nur aufgrund seiner Beliebtheit als ganz besonderes Album der Saga. Autor und Zeichner Hergé galt in den späten 50er Jahren durch berufliche Überlastung und private Probleme als psychisch schwer angeschlagen und erzählte in späteren Interviews, daß er in diesem Zeitraum vermehrt unter Albträumen litt, in denen immer wieder große weiße Flächen auftauchten. Psychoanalysten rieten ihm daraufhin, seine Arbeit an "Tim und Struppi" zu beenden, was Hergé jedoch ablehnte. Stattdessen beschloß er, seine Psychosen (sofern es sich um solche handelte) in seiner neuen Geschichte "Tim in Tibet" aufzuarbeiten. Zu dieser Zeit ging auch seine langjährige Ehe in die Brüche, und er ging eine neue Beziehung mit seiner jungen Mitarbeiterin Fanny Vlamynck ein, mit der er bereits früher seine Frau betrogen hatte.
    Im Vergleich zu anderen Stories der Tintin- Saga existiert in "Tim in Tibet" kein Gegenspieler in Form eines Bösewichts. Selbst der hier auftretende "Yeti" wird nicht als finstere Gestalt, sondern eher als bemitleidenswerte Figur charakterisiert. Auch tauchen in dieser Geschichte keine der sonst üblich gewordenen Gefährten Tims auf, vielmehr konzentriert sich der Plot auf die enge Freundschaft zwischen Tim und Kapitän Haddock, zwischen Tim und Tschang und auch zwischen Tschang und dem Yeti. Desweiteren fand das Mystische der tibetischen Spielart des Buddhismus Eingang in die Handlung. Hinzu kommt, daß Tim in "Tim in Tibet" deutlich emotionaler dasrgestellt wird als sonst üblich, was durchaus an Hergés Verfassung dieser Jahre begründet sein mag.
    Wie üblich, erschien "Tintin au Tibet" zunächst zwischen September 1958 und November 1959 in 63 Fortsetzungen des Magazins "Tintin" und anschließend als farbiges, 64- seitiges Album. Bei uns in Deutschland erschien die Geschichte erstmals 1963 in der Buchreihe "Tim, der pfiffige Reporter" des Casterman- Verlags. Im gleichen Jahr veröffentlichte das "Hamburger Abendblatt" auf ihrer Kinderseite Episoden der Geschichte, ein Jahr später folgte die "Berliner Morgenpost" in handgelettertem Zweifarbendruck. Die erste farbige Albenausgabe des Carlsen- Verlags erschien im Jahre 1967.
    Worum geht es in "Tim in Tibet" ? Tim, Haddock und Bienlein verbringen einen ausgedehnten Urlaub in den Alpen, und Tim erreicht ein Brief, in dem sich sein alter chinesischer Freund Tschang ankündigt. Die Linienmaschine stürzt jedoch über dem Himalaya ab, und angeblich soll es keine Überlebenden gegeben haben. Tschang erscheint daraufhin in Tims Träumen, worauf dieser beschließt, gemeinsam mit Haddock in den Himalaya zu reisen. Zusammen mit dem Sherpa Tharkey erreichen sie nach langer Wanderung die Absturzstelle des Flugzeuges, können Tschang dort jedoch nicht auffinden, jedoch findet Tim einige Hinweise darauf, daß Tschang den Absturz tatsächlich überlebt haben könnte. Auf dem Rückweg werden Tim und Haddock von einer Schneelawine erfaßt, überleben diese und werden von tibetischen Mönchen wieder gesundgepflegt. Einem der Mönche erscheint Tschang in einer Vision, und er erklärt den Freunden, daß der Chinese vom Yeti gefangengehalten wird.
    Tatsächlich gelingt es den Freunden, die Höhle des Yeti ausfindig zu machen, in der sich der gesundheitlich schwer angeschlagene Tschang befindet. Beim Verlassen der Höhle werden sie durch den Yeti überrascht, der allerdings durch Tims Kamerablitz in die Flucht geschlagen wird. Tschang berichtet den Freunden, daß er der einzige Überlebende des dramatischen Flugzeugabsturzes war und durch den Yeti gerettet und ernährt wurde. Die Freunde tragen daraufhin den Chinesen ins Tal, wo sie von den tibetanischen Mönchen empfangen werden, die Tschang gesund pflegen, so daß die Freunde einige Tage darauf mit einer Karawane über Nepal wieder nach Hause gelangen.

    www.youtube.com/watch?v=Z8WkL_fEgHc
    www.youtube.com/watch?v=q3pGq5uRnbk

    24

    Montag, 12. August 2024, 15:17

    Die Juwelen der Sängerin / Les Bijoux de la Castafiore (1961)

    Auch mit dem einundzwanzigsten Album der Tintin- Saga betrat Hergé wieder einmal Neuland. Es erschien zunächst wie gewohnt als Fortsetzungsgeschichte ab Juli 1961 im Comic- Magazin "Tintin" und im Jahre 1963 als Album bei Casterman. Bei uns in Deutschland wurde "Die Juwelen der Sängerin" erstmals im Jahre 1970 durch den Carlsen Verlag herausgebracht.
    Hergé erzählte zu dieser Story in späteren Jahren: "Ich wollte dieses Mal versuchen, eine Geschichte zu erzählen, in der nichts passieren würde. Nur um zu sehen, ob ich in der Lage war, die Leser bis zum Schluß zu fesseln". Im Gegensatz zu den vorausgegangenen Bänden kommt der Plot dieses Mal ohne Reisen in entfernte Länder oder schurkische Gegenspieler aus. Schauplatz der Handlung ist lediglich Schloß Mühlenhof und seine unmittelbare Umgebung, und das vermeintliche Verbrechen entpuppt sich letztendlich als Luftblase. Dementsprechend lebt dieser Comic ganz überwiegend von seinen "Running Gags", insbesondere bezogen auf die Ermittlungsmethoden der Schultze- Brüder, die Schwerhörigkeit des Professors, die falsche Telefonverbindung zur "Metzgerei Schnitzel" und das abstruse Verhalten des Versicherungsvertreters Fridolin Kiesewetter. Sozialkritisch betrachtete Hergé allerdings die Behandlung der damaligen Zigeuner, die zu Unrecht des Diebstahls bezichtigt werden und nur am Rande einer Müllhalde campieren dürfen. Nur Tim glaubt aufgrund seiner Vorurteilsfreiheit an deren Unschuld und behält letztendlich Recht.
    Zwar wurde "Die Juwelen der Sängerin" von der zeitgenössischen Medienkritik der frühen 60er Jahre nicht zuletzt aufgrund seines experimentellen Charakters durchweg positiv aufgenommen, gehört jedoch auch gerade deshalb nicht unbedingt zu den populärsten Ausgaben der Tintin- Reihe. Viele Leser bemängelten, daß sich die Handlung zu sehr im Kreise drehe und zu keinem richtigen Ziel gelange.
    Worum geht es in "Die Juwelen der Sängerin" ? Tim und Kapitän Haddock teffen auf eine Ansammlung von fahrenden Zigeunern, die von der Polizeiverwaltung gezwungen wurden, ihr Lager neben einer Müllkippe aufzuschlagen. Haddock widert dies an, und er bietet der Gruppe an, auf seine Wiese bei Schloß Mühlenhof zu kommen. Zurück im Schloß erfährt er, daß auch die bereits aus früheren Abenteuern bekannte Operndiva Bianca Castafiore nach Mühlenhof kommen will, will dieser Begegnung entgehen und verstaucht sich bei seiner "Flucht" den Knöchel. Dennoch überreicht die Diva bei ihrer Ankunft als Gastgeschenk Haddock einen Papagei, der rasch den zotigen Jargon des Kapitäns erlernt und wiedergibt. Paparazzi, die das Schloß aufsuchen, erhalten bei ihren Interviews mit den Gästen des Schlosses die mißverständliche Aussage, daß die Diva und Haddock einander heiraten werden, und auch ein Aufnahmeteam des Fernsehens trifft ein, was zu einem kurzfristigen Stromausfall im Schloß führt. Dies führt zu dem Verschwinden eines wertvollen Smaragds aus dem Schmuckkoffer der Diva, worauf Schultze & Schultze umgehend den vor dem Schloß lagernden Zigeunerclan verdächtigen. Tim, der von der Unschuld der Zigeuner überzeugt ist, stellt eigene Nachforschungen an, gerät dabei jedoch zunächst auf eine falsche Spur.
    Drei Wochen später kommt Tim eher zufällig auf die Lösung des Diebstahlrätsels und entdeckt den vermißten Smaragd im Nest einer "diebischen Elster", was zur allgemeinen Erleichterung und zum Happy End der Geschichte beiträgt.

    www.youtube.com/watch?v=k0JY-zYR4X4
    www.youtube.com/watch?v=R95JHc85y8E

    25

    Mittwoch, 14. August 2024, 15:53

    Flug 714 nach Sidney / Vol 714 pour Sydney (1968)

    Im Vergleich zu seinem Vorgängeralbum hebt sich "Vol 714 pour Sydney" durch seine ausgesprochene Handlungsdichte und seinen Reichtum an Actionszenen ab. Auch handelt es sich um eine der wenigen Geschichten, in dem die "Sidekicks" Schultze & Schultze inhaltlich ausgespart wurden. Hergé unterlief jedoch bei der Erstellung dieser Geschichte ein Fehler, da der Band 64 statt der sonst üblichen 62 Seiten aufwies, so daß die Szenen der Errettung Tims und seiner Freunde vor dem kochenden Meerwasser aus dem fertigen Album entfernt werden mußten. Dadurch entstand am Schluß der Story der Eindruck eines Cliffhangers, der so ursprünglich von Hergé nicht beabsichtigt war.
    Kritiker unterstellten der Geschichte, daß diese unter erheblichem Zeitdruck angefertigt worden war, da die Zeichnungen in einigen Abschnitten recht grob geraten waren und stilistisch somit zu den schlechtesten Alben Hergés gehörten. Hinzugefügt werden muß, daß zeichnerisch in erster Linie Bob de Moor bei dieser Story federführend war, dessen Zeichenstil gemeinhin etwas gröber als der von Hergé gilt.
    "Flug 714 nach Sydney" wurde im Jahre 1984 auch in Hörspielform veröffentlicht und darüber hinaus als Zeichentrickfilm umgesetzt. Das Album selbst wurde in fast dreißig Sprachen übersetzt.
    Worum geht es in "Flug 714 nach Sydney" ? Tim, Struppi, Haddock und Bienlein sind als Ehrengäste zu einem Raumfahrtkongreß nach Sydney eingeladen worden, da sie als die ersten Menschen gelten, die die Mondoberfläche betreten haben. In Jakarta treffen sie Pjotr Klap, der Pilot des Millionärs Laszlo Carreidas ist und der die Freunde zur Weiterreise in seinem Privatjet einlädt. Tim ist zwar mißtrauisch, sagt jedoch dennoch zu, und während des Fluges wird die Maschine von einigen Besatzungsmitgliedern gekapert und auf die einsame Insel Pulau-Pulau-Bompa entführt. Es stellt sich heraus, daß hinter dieser Entführung niemand Geringerer als Tims Gegenspieler Rastapopoulos steckt, der mit Hilfe eines Wahrheitsserums an das Geld des exzentrischen Millionärs gelangen will.
    Tim gelingt es jedoch, sich und die anderen zu befreien, Waffen zu erbeuten und sich mit Haddock auf die Suche nach Carreidas zu machen. Zwischenzeitlich mißlingt der Plan der Kidnapper, mit Hilfe des Serums an die Kontodaten zu gelangen, und stattdessen legt Carreidas vor den Gangstern eine Lebensbeichte ab.
    Tim und Haddock gelingt es schließlich, Carreidas zu befreien und mit diesem in ein unterirdisches Tempelsystem zu entkommen. Dort trifft Tim Bienlein wieder und auch einen gewissen Mik Esdanitoff, der über die Tempelanlage angeblich Kontakt zu Außerirdischen herstellen kann. Nach weiteren abenteuerlichen Verwicklungen werden Tim und seine Freunde tatsächlich von Außerirdischen gerettet und gegen Rastapopoulos und seine Bande ausgetauscht, mit denen die Außerirdischen ins Weltall fliegen.
    Schließlich werden die Freunde durch ein Wasserflugzeug aufgenommen, und während eines Fernsehinterviews mit den Geretteten gibt es ein unerwartetes Wiedersehen mit Fridolin Kiesewetter. Zu guter Letzt setzen die Freunde ihre Reise nach Sydney mit dem Flug 714 der Quantas Airlines fort.

    www.youtube.com/watch?v=POec-9ZKU48
    www.youtube.com/watch?v=Imiqg3J4bTU

    26

    Donnerstag, 15. August 2024, 15:41

    Tim und der Haifischsee / Tintin et le Lac aus Requins - Der Comic zum Film (1972/73)

    Mittlerweile war der Urheber der Tintin- Saga in die Jahre gekommen, und so konnte es nicht ausbleiben, daß "Tim und der Haifischsee" diesmal nicht mehr von Hergé geschrieben wurde, sondern von dessen Freund und Mitarbeiter Greg alias Michel Régnier. Georges Rémi (Hergé) beschränkte sich diesmal lediglich darauf, das neueste Projekt zu beaufsichtigen und abzusegnen. Produziert wurde 1972 zunächst der Kinofilm von den Belvision Studios in Zusammenarbeit mit Dargaud Films und Raymond Leblanc. Die Animationen stammten von Nic Broca, Marcel Colbrant, Vivian Miessen, Louis- Michel Carpentier und Claude Viseur. Die Premiere fand zunächst am 13. Dezember 1972 in Frankreich statt, während die synchronisierte Fassung bei uns in Deutschland am 2. Dezember 1973 in die Lichttheater kam. Den Kinoverleih für Deutschland übernahm United Artists.
    1973 erschien das dazugehörige Comicalbum, bei dem Bilder aus dem Film durch Sprechblasen ergänzt, zum Teil aber auch völlig neu gezeichnet wurden. Zwar wurde die Handlung im Vergleich zur Filmversion gekürzt, inhaltlich lehnte sich der Comic dagegen weitgehend an den Film an, weswegen auf dem Album auch ein großer Filmstreifen zu sehen ist. Der Stil der Zeichnungen, insbesondere die Farbgebung und die Hintergründe, unterscheidet sich dennoch deutlich von dem der vorhergegangenen Abenteuer Tims.
    Seit 2006 ist die Filmfassung auch auf DVD erhältlich.
    Worum geht es in "Tim und der Haifischsee" ? In einem Museum stehlen Einbrecher eine kostbare Perle und ersetzen sie durch ein täuschend echt aussehendes Duplikat. Heraus stellt sich, daß derartige Vertauschungen auch bereits in einer Reihe von anderen Museen stattgefunden haben.
    Zwischenzeitlich befinden sich Tim, Struppi und Haddock in Syldavien, wo sie gemeinsam mit Schultze & Schultze ein Lufttaxi besteigen, das einen Motorschaden hat und nur mit Mühe von Tim an einem Berghang notgelandet werden kann. Mit einem kleinen Eselswagen der Geschwister Niko und Nuschka setzen die Freunde ihre Reise fort und treffen Professor Bienlein in seiner Villa an, wo dieser eine neuartige 3 D- Kopiermaschine erfunden hat.
    Am darauffolgenden Tag entdeckt Tim in der Nähe der Villa eine Grotte, in der sich zahlreiche gestohlene Kunstschätze befinden. Niko und Nuschka werden hingegen von Tauchern entführt, die die Geschwister als Geiseln gegen die neueste Erfindung von Professor Bienlein austauschen wollen. Tim wird von den Verbrechern in einem U- Boot abgeholt und landet mit diesen in einer versunkenen Stadt, wo sich der Chef der Bande wieder einmal als Tims Erzfeind Rastapopoulos entpuppt. Dieser will mit Hilfe des Kopierers die geraubten Kunstschätze vervielfältigen, muß aber feststellen, daß dies nicht funktioniert, und wirft Tim zu den Geschwistern in ein Verlies.
    Als Rastapopoulos erfährt, daß ihm die Polizei auf der Spur ist, läßt er sein Unterwasserversteck fluten und flieht mit seinem U- Boot. Tim und seine Freunde können sich befreien, gelangen an die Wasseroberfläche und werden durch die Explosion des Verstecks der Bande auf das Deck des Polizeiboots gespült, worauf die meisten Mitglieder der Bande festgenommen werden können. Nur Rastapopoulos kann entkommen, da er sich bereits außerhalb der Landesgrenzen von Syldavien aufhält. Dennoch folgen Tim und Kapitän Haddock dem Erzschurken mit einem Motorboot und haben tatsächlich Glück, denn Rastapopoulos ist mit seinem U- Boot gestrandet, kann von den Freunden überwältigt und an die syldavische Polizei ausgeliefert werden. Zu guter Letzt richten die Anwohner des Sees zu Ehren von Tim und seinen Freunden ein großes Fest aus.

    www.youtube.com/watch?v=vC81UP8lwck
    www.youtube.com/watch?v=jSkEcs_EzZU

    27

    Freitag, 16. August 2024, 16:20

    Tim und die Picaros / Tintin et les Picaros (1976)

    Erst im Jahre 1973 begann Hergé, aktiv an seinem letzten komplett erschienenen Album zu arbeiten, nicht zuletzt aus alters- und gesundheitsbedingten Gründen. Zwischenzeitlich hatte er die Neufassung von "Die schwarze Insel" begleitet sowie an den beiden Zeichentrickfilmen "Der Sonnentempel" und "Tim und der Haifischsee" überwachend mitgewirkt, wobei sich die Umsetzung dieser beiden Trickfilmprojekte für ihn eher enttäuschend gestaltete.
    In seinem Alterswerk "Tintin et les Picaros" holte Hergé noch einmal viele bereits bekannte Darsteller des Tintin- Universums aus der Versenkung. So fungieren in dieser Story General Tapioca und Oberst Sponsz als Tims Gegenspieler, auch Ex- General Alcazar spielt als Anführer einer Guerilla- Truppe noch einmal eine wichtige Rolle.
    Auch in seinem letzten vollendeten Abenteuer war Hergé bemüht, die Handlungsorte und Objekte möglichst realistisch darzustellen. So sind die Möbel im Gästehaus, in dem die Freunde sich aufhalten, einem Katalog von "Roche Bobois" und der Zeitschrift "Maisons Francaises" nachempfunden. Auch ähnelt die fiktive Hauptstadt von San Theodoros stark Belo Horizonte, einem Ort, der regelrecht im Urwald aus dem Boden gestampft wurde. Wie über fast alle Locations seiner Geschichten besaß Hergé auch über Belo Horizonte zahlreiche Bilder in seinem Archiv.
    Für Hardcore- Fans der Reihe bleibt zu erwähnen, daß in "Tim und die Picaros" erstmalig der Vorname Kapitän Haddocks den Lesern verraten wird. Er heißt Archibald. Auch hat in einer Karnevalsszene Asterix einen Cameo- Auftritt.
    Worum geht es in "Tim und die Picaros" ? Im Fernsehen beobachten Tim, Struppi und Kapitän Haddock, daß die berühmte Sängerin Bianca Castafiore in San Theodoros angekommen ist. Umso größer ist ihre Überraschung, als sie am nächsten Tag in der Zeitung lesen müssen, daß die Diva wegen einer angeblichen Verschwörung gegen General Tapioca verhaftet wurde und daß auch Tim und seine Freunde daran beteiligt sein sollen. Tapioca lädt daraufhin die Freunde nach San Theodoros ein, damit diese Vorwürfe aus dem Weg geräumt werden können. Tim bleibt jedoch mißtrauisch und verbleibt zunächst auf Schloß Mühlenhof, während Haddock und Bienlein nach Südamerika reisen, wo sie zwar freundlich aufgenommen werden, sich jedoch wie Vögel in einem goldenen Käfig vorkommen. Dahinter steckt eine Intrige von Oberst Sponsz, so daß Tim den Freunden nachreist und vor Ort seinen alten Freund Pablo wiedertrifft. Dieser deckt den Freunden das Komplott auf, denn die Regierung von General Tapioca will die Freunde bei einem fingierten Überfall auf das Gästehaus erschießen lassen und die Tat den "Picaros", einer Guerilla Truppe unter Ex- General Alcazar, in die Schuhe schieben. Pablo rät daher den Freunden, während eines geplanten Dschungelausflugs zu fliehen und sich den Guerillas anzuschließen. Es stellt sich jedoch heraus, daß Pablo als Doppelagent arbeitet und ihn sowie General Alcazar während des Ausflugs in eine Falle gelockt hat. Tim kann sich und den General im letzten Augenblick retten und flieht mit ihm in den Dschungel.
    Nach einer Weile bei den Arumbayas erreicht die Gruppe schließlich das Lager der Picaros, und diese Guerillas entpuppen sich zum Leidwesen aller als Gruppe von Alkoholikern, mit denen keine Revolution zu machen ist. Als Tim auch noch erfährt, daß Schultze&Schultze hingerichtet werden sollen, entschließt er sich, Alcazar bei seinem Putschversuch zu unterstützen. Durch Zufall erreicht eine Karnevalstruppe von Fridolin Kiesewetter das Lager der Picaros, so daß diese mit den Kostümen ihrer Gäste am nächsten Tag in die Hauptstadt aufbrechen, dort ins Schloß Tapiocas gelangen und diesen zur Übergabe der Macht zwingen können. Letztendlich übernimmt wieder Alcazar die Staatsmacht, und Tim, Haddock und Bienlein können nach dem erfolgreichen Abschluß dieses Abenteuers wieder nach Europa zurückkehren.

    www.youtube.com/watch?v=tJciy0QqKpY
    www.youtube.com/watch?v=8xmMQInviR8

    28

    Samstag, 17. August 2024, 15:37

    Tim und die Alpha- Kunst / Tintin et L ´Alph- Art (1986)

    "Tim und die Alpha- Kunst" gilt in Fankreisen gemeinhin als das unvollendete Abschlußwerk Hergés, der im Jahre 1983 verstarb und dessen Schwarzweiß- Skizzen erstmals im Jahre 1986 durch die Hergé- Stiftung bei Casterman verlegt wurden.
    Vorausgegangen war, daß sich der Urheber der Tintin- Saga bereits seit den 60er Jahren für moderne Kunst zu interessieren begann. Parallel zu seinem gewachsenen Wohlstand, um den ihn ein Hansrudi Wäscher in diesem Zeitrahmen sicherlich beneidet hätte, sammelte Hergé selbst einiges an moderner Kunst und wollte dieses Hobby schließlich in "Tim und die Alpha- Kunst" thematisch umsetzen. Inspiriert dazu hatte ihn sicherlich auch die zeitaktuelle Kunstfälschungsaffäre um Elmyr de Hory und Fernand Legros.
    Nach dem Tod des Comic- Künstlers im März 1983 zeigte zunächst sein enger Mitarbeiter Bob de Moor Interesse daran, die Geschichte zu vollenden, und wurde in dieser Absicht auch von Hergés Witwe Fanny unterstützt. Hergé hatte jedoch verfügt, daß kein anderer Zeichner sein erzählerisch- graphisches Werk nach seinem Tod fortführen sollte, und so wurde dieses Projekt schließlich aufgegeben.
    Obwohl unvollendet, gelten sowohl der Plot als auch die Zeichnungen als bemerkenswert spannend und lebendig , zumal in der Story sehr viele Figuren auftauchten, die Tim und seine Freunde in den letzten fünfzig Jahren begleitet hatten. Im Jahre 1986 wurde die erste französische Ausgabe von "Tintin et l´Alph Art" mit den Bleistiftskizzen von Hergé publiziert, gefolgt von einer deutschen Version im Jahre 1989. 2004 brachte Casterman eine erweiterte Neuausgabe mit neun zusätzlichen Seiten heraus, die die Hintergründe und den Fortgang der Geschichte weiter erhellen. Auch Carlsen schloß sich dieser Ausgabe im gleichen Jahr mit einer übersetzten Edition an. Darüber hinaus erschienen seit 1988 eine Reihe von nicht authorisierten Ausgaben, deren Urheber sich mehr oder weniger erfolgreich bemühten, die Geschichte zu vervollständigen.
    Worum geht es in "Tim und die Alpha- Kunst" ? Diva Bianca Castafiore ist gerade in Belgien eingetroffen und würde gern Kapitän Haddock treffen, der vor der Sängerin jedoch geradezu panikartig die Flucht ergreift. Schließlich landet Haddock in einer Kunstgalerie und erwirbt dort eher widerwillig ein Plexiglaskunstwerk von Ramo Nash, dem Erfinder der "Alpha- Kunst". Das Objekt soll von den Kunstexperten Fourcart näher unter die Lupe genommen werden, doch dieser kommt zuvor bei einem Autounfall ums Leben, worauf Tim zu recherchieren beginnt und zu dem Ergebnis gelangt, daß es sich bei dem Autounfall Fourcarts keineswegs um einen Unfall gehandelt haben kann. Kurz darauf mißlingt ein Mordanschlag auf Tim, der dennoch seine Recherchen fortsetzt. Ein nächtliches Treffen mit einem Informanten endet mit einem weiteren Anschlag auf Tims Leben, der erst am darauffolgenden Tag in einem Hospital wieder zu sich kommt. Tim und Haddock reisen daraufhin nach Ischia, da sie als Urheber des Komplotts einen gewissen Akass verdächtigen, der dort eine Villa besitzt.
    In Ischia angekommen, werden sie von Bianca Castafiore in die Villa von Akass eingeladen. Dort treffen sie neben dem Künstler Ramo Nash eine ganze Reihe von Bekannten aus früheren Abenteuern wie Emir Ben Kalisch, Mr. Gibbons und Mr. Chicklet. Die Freunde übernachten dort und entdecken in einem Saal der Villa Meisterwerke großer Maler wie Modigliani, Léger, Renoir, Picasso, Gauguin und Monet, die sich jedoch allesamt als Fälschungen herausstellen. Akass ertappt Tim bei dieser Untersuchung und eröffnet ihm, daß er die "Alpha- Kunst" von Ramo Nash nur als Camouflage benutzt hat, um Fälschungen im großen Stil in die Kunstmärkte zu schleusen. Die Ausschaltung der beiden Kunstsachverständigen Monastir und Fourcart wäre zwingend notwendig gewesen, da sie dem Fälschungsprojekt auf die Schliche gekommen seien. Da Tim nun ebenfalls als Mitwisser gilt, soll er ebenso sterben und in Polyester eingegossen werden. Zunächst wird Tim in eine Zelle eingesperrt, kann aber Struppi eine Nachricht für Kapitän Haddock zukommen lassen.
    Am nächsten Morgen wird er von einem Wächter aus der Zelle geführt, womit das Skizzenszenario von Hergé mit Seite 42 abrupt endet.

    www.youtube.com/watch?v=uu48UZYcyXQ
    www.youtube.com/watch?v=fCRAPmZC5QM
    www.youtube.com/watch?v=5_CmZ0bWZUM